© Illustration von Jörg Hülsmann, aus “Das Papierhaus”
“Wir müssen über Bücher reden.”
Über Bücher streiten sollte man hin und wieder. Ich will jetzt dazu einladen, zum Hauen und Stechen mit und ohne Tässchen Kaffee.
Die Literaturkritikdebatte ist (wieder einmal) in vollem Gange, der Bachmannpreis in Klagenfurt ist vorüber. Viel wurde diskuiert, Motive wurden gesucht. Es wurden Textkörper mit Taschenlampen durchleuchtet und schiefe Metaphern nicht vor dem Einsturz bewahrt. Es wird vielfach, womöglich auch völlig zu Recht, moniert, dass das Gespräch über Literatur im und auch abseits des Feuilletons zu wenig partizipativ ist. Und überhaupt zuviel gelobt wird! Es werden vielmehr Meinungen ausgestellt und hingestellt. Das soll an dieser Stelle auch keineswegs in Grund und Boden geredet werden, schließlich leisten diese Meinungen, so sie fundiert begründet werden, einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Orientierung. Ich möchte nun aber mal etwas anderes anstoßen, das mir in den Kopf schoss. Für jungfräulich-unbefleckte Kopfgeburten ist ein Blog natürlich immer die beste Spielwiese. Ins Rollen gebracht wurde der gedankliche Stein des Anstoßes von Sarah, Buchhändlerin und Betreiberin des Blogs pinkfisch. Denn wir sind uns offensichtlich nicht einig über einen Roman, der im Herbst erscheinen wird. Die Anregung festigte sich dann langsam in einer Diskussion bei Tobias von libroskop, der etwas verzweifelte fragte: “Können wir bitte endlich wieder über Literatur reden?”
© Flickr, Robert Agthe
Wir können! Die Idee des literarischen Saloons ist ein angeregtes Gespräch zwischen zwei, ich nenne es jetzt martialisch und passend zum ,Saloon’, Kontrahenten. Einmal im Monat möchte ich mir einen Gesprächspartner angeln und über ein Buch sprechen. Eine wichtige Voraussetzung dabei ist: Zwei diametral entgegengesetzte Meinungen. Was ich nicht möchte: Gespräche von zwei Liebhabern über ihren Liebhabergegenstand, gegenseitige Bestätigungen eines literarischen Geniestreichs. Ich möchte ein bisschen Reibung. Ausloten, inwieweit Annäherung möglich ist bei völlig gegensätzlichen Positionen. Dabei ist mir völlig egal, ob der Gesprächspartner selbst in der Buchbranche verhaftet ist oder sonst vielleicht Schnitzel brutzelt. Ob er auch Blogger ist oder nicht. Ob er selbst schreibt oder nicht. Wichtig ist nur, dass er mit Leidenschaft seine Position vertreten kann.
Wie kommt es zum Buch? Auch das könnte man partizipativ gestalten. Sowohl ich kann Vorschläge machen als auch ihr. Unter dem Hashtag #litsaloon. Habt ihr etwas gelesen, worüber ihr dringend diskutieren müsst? Was ihr entweder schmerzhaft missglückt oder absolut fantastisch findet? Zwischen diesen Polen soll die Diskussion fröhlich flottieren, denn bekanntlich ist es deutlich leichter, über etwas zu sprechen, das von uns emotional eindeutig verortet wird. Das etwas auslöst, statt nur vorbeizuziehen. Für die erste Diskussion möchte ich selbst ein Buch vorschlagen: Anke Stelling – Bodentiefe Fenster. Wie man meiner Rezension unschwer entnehmen kann, habe ich dieses Buch mit Freude und Gewinn gelesen. Gibt es nun jemanden, der das deutlich kritischer sieht und sich mit mir darüber unterhalten möchte? Der melde sich gern unter literatourismus@gmx.de. Für folgende Vorschläge darf gern das digitale Plenum tagen. Es ist auch denkbar, dass zwei von euch die Diskussion führen.
Ich bin gespannt, ob sich daraus etwas machen lässt: also #litsaloon.
Das erste Buch im Saloon:
Anke Stelling – ,Bodentiefe Fenster’
Verbecher Verlag
256 Seiten
9783957320810
19,00 €
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