Alle Artikel mit dem Schlagwort: bücher

Tim Parks – Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen

Bücher über Bücher gibt es viele. Sie handeln von der heilsamen Wirkung der Literatur (Lesen als Medizin, Die Romantherapie) oder frischen unsere Kenntnisse der Weltliteratur auf. Sie alle behandeln die überzeitlichen Vorteile des Lesens, die Kulturtechnik, das Buch als bewahrenswerte Erfindung. Tim Parks wiederum nimmt sich in seinen Essays ganz aktuelle Themen in Zusammenhang mit Büchern vor. Brauchen wir wirklich Geschichten? Wie steht es mit Ebooks und dem Urheberrecht? Wie verändert der Zwang zur Selbstvermarktung die literarische Arbeit eines Autors? Parks’ Betrachtungen sind anregend, kritisch und unbequem – ein echter Gewinn! Es wird viel romantisiert, wenn es um Bücher geht. Angefangen bei Lobliedern auf Geruch und Haptik über das Beschwören fremder Welten bishin zu nachweisbaren neurologischen Lerneffekten. Schließlich, heißt es, werden im Gehirn beim Lesen des Wortes “laufen” dieselben Areale aktiviert wie wenn wir tatsächlich laufen. Das muss doch was bedeuten! Tim Parks hat da einen deutlich pragmatischeren Standpunkt: Was für ein Unsinn! Als könnte uns das Lesen über Sex oder Gewalt auch nur annähernd auf die Erfahrung ihrer Intensität vorbereiten. Wenn ein Roman aber …

Warum weniger Bücher manchmal mehr sind

© Danielle McInnes, Stocksnap Ich sammle Bücher wie andere vielleicht Briefmarken oder Stofftiere. Mit Begeisterung. Eigentlich, seit ich denken kann. Dabei war es immer von nachgeordneter Priorität, wann ich die Bücher, die ich aus Vorfreude oder im Affekt erstehe, tatsächlich lese. Ich zog von zuhause aus, schleppte selbst viele Bücherkisten und quälte im vollen Bewusstsein meiner Schuld die duldsamen Umzugshelfer. Auf knapp 32 m² stapeln sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt schätzungsweise zwischen 900 und 1000 Bücher von ganz unterschiedlicher Provenienz. Es sind Leseexemplare aus dem Buchhandel, Rezensionsexemplare, Flohmarktfunde, Impulskäufe oder von langer Hand geplante Erwerbe. Es sind Romane, Sachbücher und literaturwissenschaftliche Fachbücher. Wie viele davon tatsächlich gelesen sind? Für mich kaum zu beantworten. Ich gehöre nicht zu denen, die Bücher aus Dekorations – oder Prestigezwecken kaufen, ich will niemanden damit beeindrucken (für eine solche Absicht empfange ich auch deutlich zu wenig Besuch), ich beabsichtige schon, sie auch zu lesen. Bloß wann? Schönes Wetter heißt: Bücher aussetzen im Park. pic.twitter.com/DThxry3lxj — Sophie Weigand (@Literatourismus) 8. Mai 2016 Ich möchte nicht zur allseits bekannten Klage über die waghalsige …

Warum ich lese

© Taylor Leopold, Stocksnap Sandro vom Blog ,Novelero’ fragte u.a. mich auf Facebook, warum ich lese. Er selbst stammt, wie er in einem Blogbeitrag beschreibt,  aus einer Familie, in der das Lesen und die Verfügbarkeit von Büchern keine Selbstverständlichkeiten waren.  Und er erzählt, was seine Großmutter mit seiner Liebe zur Literatur zu tun hat. Jetzt bin ich dran. Was ist meine Ausrede für die stundenlange Versenkung in fremde Worte? Eine unglaublich einfache Frage, denkt man. Könnte man ganz schnell beantworten: macht halt Spaß. Sollen mir doch lieber die Nichtleser erklären, weshalb sie sich für’s geschriebene Wort nicht erwärmen können. Bei einer feuchtfröhlichen Zusammenkunft in der Wohnung meiner Nachbarin fiel einmal der Satz: “Ich würde lieber puzzlen als zu lesen.” Warum sage ich das nicht auch? Es hat für mich niemals eine Initialzündung gegeben, den einen Moment, der mich infiziert hat auf immerdar. Auch ich stamme nicht aus einer Intellektuellenfamilie; allenfalls war mein Vater einer dieser etwas vergeistigten Gestalten, aber ich habe ihn nie kennengelernt. Ich denke es mir bloß, man macht sich seine Bilder. Meine …

5 empfehlenswerte Literaturpodcasts

© Kristina Litvjak Es gibt nicht allzu viele Podcasts über Literatur – fast bekäme man selbst Lust, einen zu machen. Nicht allzu viele jedenfalls, die nicht äußerst getragen und angestaubt daherkommen. Nicht viele, bei denen einem, trotz allen Interesses, die Augenlider gen Boden absacken. Ich habe – gleichsam zur Widerlegung dieser ersten Wahrnehmung – ein paar Podcasts herausgesucht, sowohl von professionellen Radiomachern wie auch von Bloggern und Journalisten, die sich anzuhören lohnen. Mit einem Klick auf den Screenshot gelangt ihr auf die jeweiligen Seiten und könnt loshören. Durch die Gegend Jaja, ich weiß. Christian Möllers Podcast Durch die Gegend (@durchdiegegend) ist kein klassischer Literaturpodcast, in dem Neuerscheinungen mit dem präzisen Interpretationsbesteck eines Kritikers besprochen werden. Es geht nicht um einzelne Titel. Aber mit Judith Holofernes, Kirsten Fuchs, Peter Wawerzinek und Eric Jarosinski hat sich Möller in den letzten Folgen Gäste ausgesucht, die auch im Literaturbetrieb zuhause sind. Seit kurzem oder erst länger – spielt keine Rolle. Mit seinen Gästen jedenfalls läuft er ganz wortwörtlich durch die Gegend und spricht über Kultur, Literatur, Musik, Philosophie. Ganz …

Buchtipps für Weihnachten

Auch wenn es sich noch nicht so anfühlen mag; das Weihnachtsfest naht mit raschen Schritten. Wer nicht so strebsam war, seine Geschenke über’s Jahr zusammenzuhamstern oder in einem Abwasch bereits vor Wochen alles erledigt hat, steht natürlich wie jedes Jahr vor der Frage, was man den Lieben unter die nadelnden Zweige des bechristbaumkugelten Baums legen könnte. Wer passionierte Leser und Leserinnen beschenken will (oder muss), findet in diesem Artikel eine Auswahl querbeet. Lohnens – und Lesenswertes, Leichtes, Schweres, Besonderes, Verrücktes, los geht’s. (bevor ich beginne: nicht fotografisch festgehalten werden konnte an dieser Stelle Mercedes Lauensteins “Nachts”, das Buch ist entliehen. Aber auch ohne optischen Appetizer rate ich dringend zum Verschenken!) Michael Weins: Sie träumt von Pferden – Mit seinen märchenhaften, bisweilen skurrilen Geschichten entdeckt Michael Weins das Universelle im Individuellen. Außerdem im Buch: wunderschöne Illustrationen von Katharina Gschwendtner. mehr | bestellen Kristine Bilkau: Die Glücklichen – Ein Debütroman, der die hochaktuelle Geschichte zweier junger Menschen erzählt, deren größte Angst das Scheitern und Versagen ist. mehr | bestellen Frédéric Beigbeder: Oona & Salinger – Ein auf …

Literarischer Saloon

© Illustration von Jörg Hülsmann, aus “Das Papierhaus” “Wir müssen über Bücher reden.” Über Bücher streiten sollte man hin und wieder. Ich will jetzt dazu einladen, zum Hauen und Stechen mit und ohne Tässchen Kaffee. Die Literaturkritikdebatte ist (wieder einmal) in vollem Gange, der Bachmannpreis in Klagenfurt ist vorüber. Viel wurde diskuiert, Motive wurden gesucht. Es wurden Textkörper mit Taschenlampen durchleuchtet und schiefe Metaphern nicht vor dem Einsturz bewahrt. Es wird vielfach, womöglich auch völlig zu Recht, moniert, dass das Gespräch über Literatur im und auch abseits des Feuilletons zu wenig partizipativ ist. Und überhaupt zuviel gelobt wird! Es werden vielmehr Meinungen ausgestellt und hingestellt. Das soll an dieser Stelle auch keineswegs in Grund und Boden geredet werden, schließlich leisten diese Meinungen, so sie fundiert begründet werden, einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Orientierung. Ich möchte nun aber mal etwas anderes anstoßen, das mir in den Kopf schoss. Für jungfräulich-unbefleckte Kopfgeburten ist ein Blog natürlich immer die beste Spielwiese. Ins Rollen gebracht wurde der gedankliche Stein des Anstoßes von Sarah, Buchhändlerin und Betreiberin des Blogs …

Literarische Weihnachtsempfehlungen

Wie jedes Jahr schneit regnet Weihnachten bald herein und womöglich braucht der ein oder andere noch Anregungen für literarische Weihnachtsgeschenke. Für Opa, Onkel, Stief -, Paten – und eigene Kinder und sämtliche Zwischenformen von Verwandtschaft bis Partnerschaft. Ich habe ein bisschen kategorisiert und vorsortiert, ein kleines Zitat aus der jeweiligen Rezension als Appetithäppchen hingestellt, mit einem Klick gelangt man aber auch zum vollständigen Text. (bei den Kinderbüchern ist beides noch nicht der Fall!) Frei nach Samuel Rogers ,When a new book is published, read an old one‘ habe ich nicht ausschließlich auf Neuerscheinungen zurückgegriffen. Viel Erfolg beim Geschenkesuchen und -finden! Für die Kleinen Kathryn Cave / Chris Riddell – Irgendwie Anders | Helen & Thomas Docherty – Der Bücherschnapp | Nina Weger – Die Saubande außerdem: Lemony Snicket – Dunkel Moritz Petz & Amélie Jackowski – Der Dachs hat heute schlechte Laune Lisa-Marie Dickreiter – Max und die wilde 7 Christine Nöstlinger – Als mein Vater die Mutter der Anna Lachs heiraten wollte Für die Spannung Toine Heijmans – Irrfahrt: Uns wird ein verstörendes Buch …

Kommen Bücher in den Himmel?

Man begegnet sich immer zweimal im Leben – oder verliert sich nie so ganz aus den Augen. Das gilt jedenfalls für mich und Nicole Pietruschka. Wir sind gemeinsam zur Schule gegangen, haben gemeinsam unser Abitur gemacht. Aber wie es manchmal so ist; es zieht die Leute in die weite Welt hinaus und so studiert Nicole heute im niederländischen Enschede Cross Media Design. Ihr Abschlussprojekt hat mit Büchern zu tun. Und damit, was aus ihnen wird, wenn sie ausgesetzt, vergessen und ausrangiert sind. Schlechte Bücher kommen vielleicht in den Himmel – gute Bücher überallhin. Und wenn nicht sie selbst, dann ihre Geschichten. Nicole erzählt mir von ihrem Projekt.

Markus Gasser – Das Buch der Bücher für die Insel

So wie es vielerorts Staaten im Staate gibt, ist dieses Stück Literatur gleichsam ein Buch im Buche. Markus Gasser, studierter Germanist und Anglist, lässt in seinem literarischen Ratgeber für einsame Eilande nicht nur manchen Werdegang kanonischer Werke, sondern vor allem die tief empfundene und gelebte Freude an Literatur auferstehen. Sie ist auf jeder Seite zu spüren, in jedem Wort zu schmecken, das man sich auf der Zunge zergehen lässt. Ein Arzt mag voraussagen können, für welche Krankheiten sich sein Patient besonders anfällig erweisen wird – die Wirkung eines Buches aber ist nicht zu prognostizieren: Da muß jeder selbst schauen, ob er sich durchschlagen kann und wie. Es gibt viele von ihnen. Bücher, die uns sagen, was wir lesen sollen. Bücher, die uns sagen, was wir lesen müssen, ja, dass wir lesen müssen, um nicht zugrundezugehen. Die immer etwas oberlehrerhaft anmutende Bildung diverser kanonischer Leitfäden ist nach wie vor umstritten – was taugt sie? Ist sie nützlich? Soll nicht jeder Leser selbst entscheiden dürfen? Freilich. Doch es wäre eine Schande, ihn nicht auf all das hinzuweisen, …