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Tennessee Williams – Die Katze auf dem heißen Blechdach

Tennessee Williams (1911-1983, eigentlich Thomas Lanier Williams III) war ein amerikanischer Schriftsteller. Den Spitznamen Tennesse verdankte er einigen Collegefreunden, da er den Akzent sprach, der rund um den Bundesstaat Tennessee üblich war. Mit Die Glasmenagerie landete Williams seinen ersten Bühnenerfolg. Jeweils 1948 und 1955 erhielt er jeweils für seine Stücke Endstation Sehnsucht und Die Katze auf dem heißen Blechdach den Pulitzerpreis.

Die Katze auf dem heißen Blechdach wird den meisten wahrscheinlich durch den Film mit Elizabeth Taylor und Paul Newman bekannt sein, aber auch hier gibt es wieder eine Literaturvorlage, die sich anzusehen lohnt.  Der alte Big Daddy Pollitt, ein Südstaatenfarmer, wie er im Buche steht, lädt zu einer Geburtstagsfeier. Er ist schwer und unheilbar an Krebs erkrankt und wird in naher Zukunft sterben, allerdings weiß er das nicht und auch einige Familienmitglieder bekommen zunächst das Märchen von Darmkrämpfen aufgetischt, die qua einer Untersuchung Big Daddys einziges Leiden darstellen sollen.

Big Daddys Sohn Gooper und dessen Frau Mae wissen allerdings um seinen schlechten Zustand und versuchen auf wenig subtile Weise, das Erbe an sich zu reißen. Mit ihren fünf Kindern, die Mae regelmäßig zum Musizieren und Tanzen vor dem todkranken Mann nötigt, versucht sie, dessen Symapthien zu erschleichen und diskreditiert ganz nebenbei Big Daddys zweiten Sohn Brick, ein trunksüchtiger Ex-Baseballspieler und dessen Frau Margaret, die Katze auf dem heißen Blechdach. Die beiden stehen gewissermaßen in Außenseiterpositionen, weil sie keine Kinder haben und ihre Beziehung, wie schon in der Eingangsszene deutlich wird, eine sehr problematische ist.

Brick ist ein vom Leben Gezeichneter, der selbiges längst als völlig sinnlos verworfen hat. Er verbringt seine Tage mit dem Whiskeytrinken und Sinnieren, hauptsächlich darüber, wie nutzlos er sich fühlt, nachdem er durch eine Verletzung gezwungen wurde, das Baseballspielen aufzugeben. Auch jetzt läuft er auf Krücken, weil er nachts auf dem Sportplatz den Versuch unternommen hat, über Hürden zu springen – wie früher – und sich das als unmöglich herausstellte. Er brach sich den Knöchel und bezeichnet sich nun fortwährend als untersetzter Krüppel. Margaret versucht verzweifelt, ihm noch körperliche Zuwendung zu entlocken, doch die beiden schlafen schon längst in getrennten Betten und haben sich nicht viel mehr als böse Worte zu sagen.

Bricks Freund Skipper starb an zuviel Alkohol und Drogen. Brick konnte das nie verwinden, was nicht nur seinen Bruder und dessen Frau dazu brachte, ihm homoerotische Neigungen zu unterstellen, sondern auch seine Frau dazu bewegte, mit Skipper zu schlafen, um das Gegenteil zu beweisen. In einem Streitgespräch mit Big Daddy bestätigt Brick nicht nur seine innige Beziehung zu Skipper, sondern setzt Big Daddy auch darüber in Kenntnis, dass er, entgegen aller Angaben der Ärzte, in naher Zukunft sterben wird.

Die Katze auf dem heißen Blechdach illustriert sehr eindrucksvoll, was in einer Familie und mit Menschen generell passiert, die nicht offen miteinander umgehen, die zu ihren eigenen Gunsten oder zugunsten anderer gewisse Umstände verschweigen, es bringt deutlich den Moment zum Ausdruck, an dem menschliche Bindung zerbricht oder schon nicht mehr existent ist. Sowohl die Ehe zwischen Brick und Margaret als auch das Zusammenleben zwischen Big Daddy und seiner Frau sind vollkommen zerrüttet, die Ehe zwischen Mae und Gooper war bis zum Zeitpunkt des Stücks allerhöchstens eine biologisch fruchtbare und nahezu alle vorgetäuschten Bande lösen sich auf. Einzig Big Daddy und Brick scheinen noch eine Verbindung zueinander zu haben, die es ihnen ermöglicht, offen miteinander zu kommunizieren. Ein sehr stimmungsvolles Stück, dessen letzter Akt in der oben bebilderten Ausgabe in zweierlei Fassung abgedruckt ist, einmal in der Original – und einmal in der Bühnenfassung.

Tennessee Williams: Die Katze auf dem heißen Blechdach, aus dem Amerikanischen von Jörn van van Dyck, Fischer Verlag, 144 Seiten, 9783596271108, 7,95 €

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