Alle Artikel mit dem Schlagwort: mare verlag

Stefan Moster – Neringa oder die andere Art der Heimkehr

Aufgerüttelt durch einen Film erlebt der Protagonist in Stefan Mosters neuem Roman eine Sinnkrise, die ihn sein Leben und vor allem seine Vergangenheit völlig neu überdenken lässt. Eine kleine Kameraeinstellung auf den Mont-Saint-Michel weckt in ihm die Geschichte seiner Familie, die vor allem aus vielen Leerstellen und unbestätigten Anekdoten besteht. Über seinen Großvater Jakob weiß der namenlose Protagonist zu Beginn zunächst folgende Geschichte zu berichten: Jakob, der sonst als eher beherrscht und liebevoll gilt, hat sein Temeprament nicht immer im Griff. Bei Kaminbauarbeiten auf dem Dach des Hauses, das er mit seiner Frau Agnes bewohnt, läuft jedoch nichts nach Plan. Er und sein handwerklich eher mäßig begabter Schwiegersohn werden nicht pünktlich fertig und Agnes lamentiert am Boden, die beiden müssten doch jetzt zum Essen erscheinen. Jakob verliert kurz die Beherrschung und reißt die bereits gemauerte Hälfte des Kamins ein. Beinähe hätte er seine Frau mit den zu Boden fallenden Ziegeln erschlagen. Auf Familienfeiern sorgt dieser glücklich geendete Impulsivtotschlag stets für Erheiterung, schließlich weiß jeder der Anwesenden um Jakobs ansonsten sanftes Gemüt. Nichtsdestotrotz scheint für den …

Patry Francis – Die Schatten von Race Point

Bereits von Kindesbeinen an sind Gus Silva und Hallie Costa eng befreundet. Spätestens seit Gus’ Vater, den alle bloß “Codfish”, Kabeljau, nennen im Alkoholrausch seine Frau zu Tode geprügelt hat, bringt es Gus im kleinen Ort Provincetown zu trauriger Berühmtheit. “Little Cod”, sein bester Freund Neil Gallagher und Hallie Costa bilden jedoch über die Jahre eine eingeschworene Gemeinschaft, die allen Prophezeiungen, “Little Cod” könnte ein unkontrollierbarer Schläger wie sein Vater werden, entschieden trotzt. Bis zu einem Abend, der schließlich alles verändert. Tief erschüttert vom Mord an seiner Mutter verliert der neunjährige Gus Silva die Sprache. Selbst der angesehene Arzt des Ortes, Nick Costa, kann ihn nicht zum Reden bewegen, er schweigt beharrlich über das, was er eingezwängt in einem Kleiderschrank beobachtet hat. Erst als die kleine Hallie auftaucht, Nick Costas Tochter und Gus Klassenkameradin, beginnt er ganz langsam wieder am Leben teilzunehmen. Auf eigene Faust steht sie eines Tages mit zwei Fischen in einem Plastikbeutel und Charles Dickens’ “David Copperfield” unter dem Arm vor seiner Haustür. Auch David Copperfield ist ein Waisenkind, ihn verbindet mit …

Johan Bargum – Septembernovelle

Zwei Männer begeben sich auf einen Segeltörn, nur einer von ihnen kommt zurück. Johan Bargums ,Septembernovelle’ ist die hochkonzentrierte Erzählung einer Dreiecksbeziehung, eine packende Geschichte von Liebe, Scheitern und Verrat. Als Olof in seinem Haus von der Polizei befragt wird, streitet er jede Beteiligung am Verschwinden Haralds ab. Die beiden Männer, die wenig mehr verbindet als die Tatsache, dass sie dieselbe Frau und das Segeln geliebt haben, treffen sich also nach Jahren des Schweigens wieder, um einen Ausflug zu machen. Olof zufolge auf Haralds Wunsch. Der ist schwer krank und möchte noch ein letztes Mal Wind und Wellen spüren. Olof gilt als tatverdächtig, die Polizei ist außerdem im Besitz eines Briefes von Harald, der letztlich klären soll, was mit ihm geschehen und weshalb er nicht mit seinem Begleiter zurückgekehrt ist. Durch geschickt konstruierte Wechsel zwischen dem gegenwärtigen Verhör und den Erinnerungen Olofs bringt Johan Bargum etwas Licht ins Dunkel. Bleibt bloß die Frage: Kann man diesem Licht trauen? Der Tod ist etwas, vor dem man vernünftigerweise keine Angst haben kann; es wäre dasselbe, wie davor …

Dina Nayeri – Ein Teelöffel Land und Meer

Dina Nayeri ist eine iranische Schriftstellerin. Während der Islamischen Revolution im Iran geboren, emigriert sie als Zehnjährige mit ihrer Familie in die USA. Sie studierte in Harvard und arbeitete zeitweise in der Modebranche, als Unternehmensberaterin und Investmentbankerin, bis sie für sich entschied, Romane zu schreiben. Heute arbeitet Nayeri bereits an ihrem zweiten Roman und leitet Schreibkurse des Iowa Writers’ Workshop. Ein Teelöffel Land und Meer erscheint im mare Verlag, in der Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Zwillinge sollen manchmal eine fast überirdische Verbindung zueinander haben. So stark und innig, dass die eine spürt, was der anderen widerfährt, selbst wenn viele Kilometer die beiden trennen. Alles, woran sich Saba Hafezi noch verschwommen erinnert, bevor ihre Zwillingsschwester Mahtab und ihre Mutter spurlos verschwanden – in ein Flugzeug stiegen nach Amerika? – ist eine Frau mit dunkelblauem Manteau, ist ihre Schwester an der Hand eines Fremden, ist ein grünes Kopftuch. Doch ihre Erinnerungen sind trügerisch, irgendwas muss falsch an ihnen sein. Warum haben ihre Mutter und ihre Schwester sich niemals gemeldet, wenn sie das Flugzeug nach …