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Ulrike Schäfer – Nachts, weit von hier

In jedem Leben gibt es irgendwann Begebenheiten von solcher Außerordentlichkeit, dass mit ihnen und in ihrer Folge eine neue Zeitrechnung beginnt. Manchmal sind es, von außen betrachtet, vernachlässigenswerte Kleinigkeiten, manchmal einschneidende Schicksalsschläge, nach denen nichts mehr ist wie es einmal war. Ulrike Schäfer spürt in ihren zarten Erzählungen diesen Bruchstellen nach. Eine Frau trifft im Café auf einen skurillen älteren Mann, mit dem sie eine Freundschaft verbinden wird, die sie erst nach dessen Verschwinden ermessen kann. Er ist gewitzt, etwas schräg und trägt stets eine Packung Pralinen bei sich, die er ungeachtet seiner Leibesfülle und Zuckerkrankheit geradezu gierig verzehrt. Eine andere Frau sucht ihren verschollenen Großvater, den ihre Großmutter deutlich mehr geliebt haben soll als ihren aktuellen Gatten. Ein Vater repariert nach dem Tod seiner Frau ein zerstörtes Klassenzimmer – und damit zum ersten Mal wieder ein Stück von sich selbst. Eine ältere Frau scheitert am Verkauf ihres Hauses, bei dem ihr niemand zur Seite stehen kann. Ihre fortschreitende Demenz macht es ihr unmöglich, alle Formalitäten zu organisieren, ihre schleichend aber beständig ausgreifende Verwirrung treibt …