Bodo Wartke feat. Sophokles: Antigone
Wartkes Bearbeitung setzt nun an vielen Stellen an, um das Stück zu beleben. Wie es ihm eigen ist, wird hemmungslos gereimt, aber nicht nur das: Er integriert zwei Sprecher ins Stück (verkörpert von Wartke und seiner famosen Bühnenpartnerin Melanie Haupt), die am Rande der Handlung stehen und eine Beobachterposition einnehmen. Sie kommentieren immer wieder das Geschehen, ordnen es in einen größeren erzählerischen Kontext oder sind selbst erschrocken und überrascht angesichts der Geschehnisse – sie bilden gleichsam die Verkörperungen der Leser- und Zuhörerschaft. Obwohl Wartkes Stück nur Antigone heißt, besteht es auf der Handlungsebene aus zwei Stücken. Die Bearbeitung umfasst auch Sophokles‘ Ödipus auf Kolonos, das gewissermaßen die Vorgeschichte zu dem enthält, was in Antigone relevant wird. Das Stück einfach einzuarbeiten und damit einen größeren Handlungsbogen zu spannen, ist ein cleverer Schachzug. Selbst ein kurzer Rekurs auf König Ödipus ist in Form eines Lieds enthalten. Am Ende ist also die ganze Geschichte für jeden nachvollziehbar und verständlich, selbst wenn er oder sie von den Vorgeschichten und vergangenen Verstrickungen nichts weiß. Apropos Lied: Da Wartke bekanntlich nicht …