Alle Artikel mit dem Schlagwort: wien

Keine Delikatessen

,Das hektische Trendabfeiern findet woanders statt’, kann man auf der Homepage der 2003 gegründeten Zeitschrift ,Keine Delikatessen’ lesen. Das umreißt, trotzdem es ein Zitat Roland Steiners ist, sehr angemessen und treffend das Selbstverständnis des Literaturmagazins mit Wiener Herausgeberinnensitz. Sarah Legler und Maria Seisenbacher sind studierte Literaturwissenschaftlerinnen und wollen entdecken. Nicht kurzfristig bejubeln. Mittlerweile erscheint ,Keine Delikatessen’ einmal jährlich stets vor einem speziellen thematischen Hintergrund. Mit #18 war das ,andernorts’, das sich in vielschichtiger Weise den Themen Heimat, Fernweh und Reiselust genähert hat. Ein Artikel über weibliche Reisende und Entdeckerinnen zu Zeiten, in denen die sich noch als Mann kostümieren mussten, um die notwendige Bewegungsfreiheit zu haben, findet in der Ausgabe ebenso Platz wie Besprechungen zu entsprechenden Romanen, Lyrikbänden, Antologien oder Graphic Novels. Jede Ausgabe versucht ein Thema in möglichst großer stilistischer Bandbreite darzustellen und so gibt es wohl kaum eine literarische Herangehensweise, der sich ,Keine Delikatessen’ verschließen würde. Erzählungen, Essays und Lyrik, beizeiten auch unterstützt durch stimmungsvolle Fotografien bilden die hauptsächlichen Inhalte. Ab und an findet sich auch ein zweisprachiges Gedicht zwischen den Seiten, ,Keine …

Joseph Roth – Nacht und Hoffnungslichter

Joseph Roth ist bekannt für Romane wie “Radetzkymarsch”, “Hiob” oder “Die Legende vom heiligen Trinker”. Seine redaktionelle und journalistische Tätigkeit allerdings wird häufig unterschlagen und zu wenig gewürdigt. Das sollte sich ändern, denn Joseph Roth ist ein brillianter Beobachter, der in seinen oft nur wenige Zeilen umfassenden Miniaturen das (Großstadt)Leben seiner Zeit umfassend abbildet. Er besaß keine Möbel und keine Sachen. Sein altmodischer Lederkoffer war mit Büchern, Manuskripten und Messern vollgestopft. Die Messer dienten nicht dem Mord – er liebte einfach Messer. …schrieb Ilja Ehrenburg, russischer Schriftsteller und Journalist, über Joseph Roth. Sein später verklärender Blick auf die Habsburger Monarchie, seine Alkoholabhängigkeit und chronischen finanziellen Sorgen sind weithin bekannt, weniger geläufig sind seine redaktionellen Arbeiten für Zeitungen wie ,Der Neue Tag’, das ,Prager Tageblatt’, die ,Freie Deutsche Bühne’ oder die ,Neue Berliner Zeitung’. Roth pendelte von Großstadt zu Großstadt, von Wien nach Berlin und hinterließ dort in der journalistischen Landschaft unverkennbare Spuren. Diese Reportagen zu lesen, bedeutet nicht nur, sich Joseph Roth von einer stilistisch ganz anderen Seite zu nähern – auch wenn es ihm …

Georg Kreisler – Die Zukunft wie sie war [Texte]

Am 22.November jährt sich Georg Kreislers Tod bereits zum zweiten Mal. Wenige Kabarettisten und Chansonniers, Lyriker und Schriftsteller haben so nachhaltigen Einfluss auf ihr Genre ausgeübt wie Georg Kreisler. Zahllose, heute im Bereich des Liedermachens Tätige, berufen sich auf diesen Großmeister des schwarzen Humors, aber auch der klaren und deutlichen Worte. Vom Uhu bis zum Salamander erschuf der Himmel ein Gedicht So schön passt alles zueinander doch der Mensch passt nicht 1922 in Wien geboren und jüdischer Herkunft, flieht er 1938, nach der Annektierung Österreichs, mit seinen Eltern in die USA. Er versuchte, als Komponist und Pianist ins Filmgeschäft einzusteigen, wurde jedoch 1943, nun als amerikanischer Staatsbürger, zur US-Armee eingezogen. Als er nach dem Krieg in die USA zurückkehrt, gelingt ihm der Einstieg in die amerikanische Traumfabrik Hollywood, er arbeitet mit Charlie Chaplin und Hanns Eisler zusammen, insgesamt bleibt sein Erfolg aber mäßig. Man merkt auch an den Orden, wer die Leute wirklich sind Wenn einer ein Verdienstkreuz hat, dann hat er viel verdient Und weiß er nicht wofür und weiß er nicht worauf, dann …