Alle Artikel mit dem Schlagwort: wagenbach verlag

Graham Greene – Heirate nie in Monte Carlo

In Zeiten der mehr oder weniger inflationär gedruckten Ratgeberlektüre gibt Graham Greenes erstmals 1955 erschienener Roman (jedenfalls in deutscher Übersetzung) deutliche Handlungsanweisungen: Solltest du in die Verlegenheit kommen, einem lieben Menschen das Ja-Wort zu geben, zelebriere dieses freudige Ereignis nach Möglichkeit nicht in Monte Carlo. Ganz einfach. Sonst könnte es schnell geschehen, dass man wie Bertrand und Cary sämtliche Stadien einer Ehe von Glückseligkeit bis Trauer und Gram ob eines Verlusts innert weniger Wochen abhandelt. Ja, nun gut. Im englischen Original lautet der Titel dieser schmalen Erzählung ,Loser takes it all’. Nichtsdestotrotz scheint es einige Leser und Kritiker dennoch zu unzutreffenden Spekulationen hinsichtlich der Intentionen Greenes verleitet zu haben. So schreibt der Autor in einer kleinen vorangestellten Ansprache an seinen Freund Frere (Anm.d.Red. Alexander Frere?): “Im Gegensatz zu einigen meiner katholischen Kritiker wirst Du , dessen bin ich gewiss, beim Lesen dieser kleinen Geschichte nicht mich irrtümlicherweise für das ,Ich’  halten, noch muss ich Dir erklären, dass die Erzählung nicht geschrieben wurde, um Ehebruch, Gebrauch von Pyjamaoberteilen oder standesamtliche Trauungen zu fördern.” Und er setzt …

Julia Deck – Viviane Élisabeth Fauville

Julia Deck ist eine französische Autorin. Geboren in Paris studierte sie Literatur, unterrichtete Französisch und besuchte eine Journalistenschule. Heute arbeitet sie bei dem Magazin Livres Hebdo. Viviane Élisabeth Fauville ist ihr Debütroman und erscheint in der Übersetzung von Anne Weber im Wagenbach Verlag. Sie ist vierzig, Mutter eines Kindes und an einem Scheideweg ihres Lebens angekommen. Ihr Mann hat sie für eine andere, eine jüngere Frau, verlassen, ihre Mutter ist tot. In Viviane verdichtet sich aller Verlust, der sich in einem Menschenleben anhäufen kann. Einzig ihr Kind, das sie stets wie eine Versicherung des Lebens mit sich auf dem Arm trägt, scheint wie ein Symbol der Beständigkeit in einem Leben, das sich in seine Bestandteile auflöst. Und doch … Sie sind nicht ganz sicher, aber Sie haben das Gefühl, vor vier oder fünf Stunden etwas getan zu haben, was Sie nicht hätten tun sollen. Sie versuchen, sich die Abfolge Ihrer Gesten in Erinnerung zu rufen, deren Faden wieder aufzunehmen, aber jedesmal, wenn Sie einen zu fassen bekommen, fällt sie, statt automatisch die Erinnerung der nächsten …

Deborah Levy – Heim schwimmen

Deborah Levy  ist eine britische Schriftstellerin. Bis 1981 besuchte sie das Dartington College of Arts, dann begann sie Theaterstücke sowie Beiträge für Radio und Fernsehen zu verfassen, die großen Anklang fanden. 1986 veröffentlichte sie mit Beautiful Mutants ihren ersten Roman. Heim schwimmen landete 2011 auf der Shortlist des Booker Prizes. Im Früher dieses Jahres ist es, von Richard Barth ins Deutsche übersetzt, auch im Wagenbach Verlag erschienen. Dichter und Schriftsteller Joe Jacobs, seine Frau Isabel, deren pubertierende Tochter Nina und ein befreundetes Ehepaar fahren in ein Ferienhaus nach Frankreich. Joe und seine Frau haben sich schon lange nichts mehr zu sagen. Isabel ist Kriegsreporterin und dementsprechend häufig überall in der Welt, nur nicht zuhause. Ihre Tochter hat sich an ein Leben ohne ihre Mutter gewöhnt, zwischen ihnen herrscht kühle Distanz. Die Freunde Mitchell und Laura sind mitgefahren, um ihrem ganz eigenen existentiellen Desaster zu entgehen. Mitchell ist hoch verschuldet und die beiden werden ihren Laden für außergewöhnliche und kostspielige Souvenirs aus Afrika und Umgebung bald schließen müssen. Es ist kein Urlaub, wie man ihn sich …