Kathrin Weßling – Super, und dir?
Marlene Beckmann ist Anfang dreißig und macht “Karriere” bei einem Start-Up-Unternehmen, das verzichtbaren Nonsens verkauft. Als Volontärin ist sie für die “Influencer-Relations” verantwortlich. Sie fühlt sich gut. Oder sollte sich gut fühlen. Ihr Arbeitsleben diffundiert immer weiter in ihr Privatleben hinein, bis beide notgedrungen ineinander aufgehen. Alles ist cool, alles ist Selbstoptimierung. Es läuft für Marlene, abwärts. Man kann heute alles werden, wenn man es nur will. Wenn es nicht klappt, hat man nicht genug gewollt, nicht genug gegeben, von sich und allem, was man hat. Der Arbeitsplatz ist ein Ort der Selbstverwirklichung, an dem man für alles dankbar zu sein hat. Für die Chancen und für das Glück, ganz egal, wie sinnlos die Tätigkeiten sind, mit denen man seinen Tag füllt. Immer positiv denken, immer happy sein, selbst wenn man eigentlich längst auf dem Zahnfleisch kriecht. Per Fitnessapp die eigene körperliche Leistungsfähigkeit tracken, sich auf Facebook als strahlende Gewinnerin präsentieren und von allen für sein geiles Leben bejubelt werden – Marlene tut alles, damit sich ihr Leben nach der Erfüllung anfühlt, die man ihr …