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Renate Aichinger – wundstill

Lyrik ist ein literarisches Nischenprodukt. Man sollte sie nicht unterschätzen, doch ein großes Publikum findet sie in der Regel nicht. Was – nicht nur -, aber auch im Falle von Renate Aichinger sehr schade ist. Denn ihre gekonnte Wortjonglage mit kritischem Unterton ist lesenswert. Sie sensibilisiert für Sprache und Zwischenräume, in Worten wie in Gedanken. shoppen heißt das zauberwort photoshoppen Renate Aichingers Gedichte sind selten ausufernd. Oft erstrecken sich die reimlosen Verse nur über einige wenige Zeilen. Und doch wohnt ihnen manches Mal eine Kraft inne, die man dieser kleinen Gruppe Wörter unmöglich zugetraut hätte. Aichinger spielt mit Worten, ihren einzelnen Teilen, ihren Komposita. Kunstfertig wechselt sie die Kontexte, in denen plötzlich der Bedeutungsgehalt eines Wortes ein ganz anderer ist; zerlegt sie, setzt sie neu zusammen. Durch Auslassungen schafft sie neue Zusammenhänge, Raum für die Projektion des Lesers. Ihre Gedichte befassen sich überwiegend mit einer Gesellschaft am Abgrund, mit den unweigerlich aktuellen Themen und Problemen unserer Zeit. Korruption, Gier, der Angst vor dem Abstieg, Einsamkeit. Man kann von Glück sagen, dass Lyrik so eine verdichtete …