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Christopher Isherwood – Praterveilchen

Erstmalig 1945 erschienen, erzählt Christopher Isherwood in gewohnt scharfem Tonfall vom Dreh eines kitschigen Liebesfilms vor den Kulissen des Wiener Prater. Während die Nationalsozialisten ab 1933 immer stärker an Einfluss gewinnen und die kontinentale Ordnung Europas ins Schwanken gerät, wird Isherwood gebeten, an einem seichten Film mitzuwirken. An einem, der in keiner Faser seines Wesens die realen Gegebenheiten der Welt abbildet. “Praterveilchen” ist ein bösartiger Einblick in die Filmindustrie und ein Europa kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Von Ende 1933 bis Anfang 1934 arbeitete Christopher Isherwood in London an einem Film. Gemeinsam mit Regisseur Berthold Viertel trug er maßgeblich zu “Little Friend” bei. Es ist ein Streifen, zu dessen Handlung sich heute nicht viel mehr finden lässt als die kurze Zusammenfassung: “A young girl (Pilbeam) slowly becomes aware that her parent’s marriage is disintegrating.” Auf den Erfahrungen während dieses Drehs basiert “Praterveilchen”; ein Roman, der sich folgerichtig auch weit mehr wie eine Reportage aus der unbarmherzig oberflächlichen Filmbranche liest. Isherwood ist Isherwood, er erfindet sich kein Alter Ego. Aus Berthold Viertel allerdings wird der exzentrische …