Alle Artikel mit dem Schlagwort: lukas bärfuss

Lukas Bärfuss – Hagard

Was ist eigentlich Hagard? Im Französischen jedenfalls bedeutet es “verstört” und man kann mit Fug und Recht behaupten, sich nach der Lektüre von Bärfuss’ neuem Roman in einer mindestens artverwandten Stimmung vorzufinden. Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2017 erzählt Lukas Bärfuss die Geschichte eines Ausbruchs, in dem Realität und Obsession miteinander verschwimmen. Ein Mann namens Philip entdeckt nach einem geplatzten Geschäfstermin im Gewimmel der Fußgängerzone die “pflaumenfarbenen Ballerinas” einer Frau. Einer spontanen Eingebung folgend beginnt er, sich an ihre Fersen zu heften, ohne genau zu wissen, was ihn eigentlich dazu treibt. Er bewundert ihre zierliche und leichtfüßige Gestalt und ihren Duft, den er sich mehr denkt als er ihn aus der sicheren Entfernung, die er beibehält, riechen könnte. Mehr und mehr entwickelt sich eine Art von Beziehung und Dringlichkeit, die in der Wirklichkeit durch nichts gerechtfertigt wäre. Obwohl Philip der Frau bis zu dem Haus folgt, in dem sich mutmaßlich ihre Wohnung befindet, sieht er kein einziges Mal ihr Gesicht. Sie bleibt ein Phantom für ihn, eine leere Fläche, auf die er alles …

Lukas Bärfuss – Koala

Lukas Bärfuss ist ein Schweizer Autor und Dramaturg. Bevor er sich dem Schreiben widmete, war Bärfuss in vielen anderen Berufen tätig, so auch als Buchhändler, Tabakbauer und Gärtner. Er war Lehrbeauftragter am Schweizer Literaturinstitut und Dramaturg am Schauspielhaus Zürich. Seine Stücke werden weltweit an Theatern aufgeführt, sein Debütroman ,Hundert Tage‘ wurde für den Deutschen und den Schweizer Buchpreis nominiert. Just erhielt Bärfuss den Solothurner Literaturpreis. ,Koala‘, sein jüngster Roman, widmet sich dem Selbstmord seines Bruders. Er erscheint, wie auch viele andere Werke Lukas Bärfuss’, im Wallstein Verlag. Man hatte mich in meine Heimatstadt geladen, damit ich einen Vortrag über einen deutschen Dichter halte, der zweihundert Jahre früher, an einem Tag im November, am Wannsee in Berlin eine Mulde gesucht und danach seiner Freundin Henriette Vogel ins Herz und schließlich sich selbst eine Kugel in den Rachen geschossen hatte. Für die meisten Menschen ist ein Selbstmord, trotzdem er konstant in der Mitte unserer Gesellschaft anzutreffen ist, ein Thema, über das man lieber schweigt. Ganz gleich, ob man selbst einen Angehörigen durch Suizid verloren hat oder sich …