Alle Artikel mit dem Schlagwort: lesen

Zehn Bücher für Eilige

Man hat nicht immer Zeit und Muße für den dicken Schinken, der einen wochenlang gefangen hält. Manchmal will man es kurz und gut und bündig. Deshalb habe ich zehn Bücher zusammengetragen, die sich an einem Tag komplett lesen lassen. Einzige Bedingung: sie haben weniger als 200 Seiten. Mercedes Lauenstein: Nachts. Ein Buch für die Nacht von der Nacht. Eine junge Frau klingelt an den Türen Wildfremder, die nachts genausowenig schlafen können wie sie. Die Gründe sind vielgestalt, die kleinen Miniaturen wundervolle Porträts menschlicher Lebensentwürfe und Ängste. mehr Seitenzahl: 191 Marie Malcovati – Nach allem was ich beinahe für dich getan hätte. Eine clever komponierte Dreiecksgeschichte, die sich vorrangig auf einer Parkbank nahe des Basler Bahnhofs abspielt. Marie Malcovati erzählt von Schriffbruch, Scheitern und Neubeginn auf eine gleichzeitig mitfühlende und humorvolle Art. mehr Seitenzahl: 128 Robert Seethaler – Ein ganzes Leben. Ist es möglich, ein ganzes Leben in so einem schmalen Roman unterzubringen? Ist es! Robert Seethaler erzählt unglaublich intensiv und dicht das Leben von Andreas Egger, einem Mann, der die Abgeschiedenheit seines Bergdorfes nie verlassen …

Warum weniger Bücher manchmal mehr sind

© Danielle McInnes, Stocksnap Ich sammle Bücher wie andere vielleicht Briefmarken oder Stofftiere. Mit Begeisterung. Eigentlich, seit ich denken kann. Dabei war es immer von nachgeordneter Priorität, wann ich die Bücher, die ich aus Vorfreude oder im Affekt erstehe, tatsächlich lese. Ich zog von zuhause aus, schleppte selbst viele Bücherkisten und quälte im vollen Bewusstsein meiner Schuld die duldsamen Umzugshelfer. Auf knapp 32 m² stapeln sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt schätzungsweise zwischen 900 und 1000 Bücher von ganz unterschiedlicher Provenienz. Es sind Leseexemplare aus dem Buchhandel, Rezensionsexemplare, Flohmarktfunde, Impulskäufe oder von langer Hand geplante Erwerbe. Es sind Romane, Sachbücher und literaturwissenschaftliche Fachbücher. Wie viele davon tatsächlich gelesen sind? Für mich kaum zu beantworten. Ich gehöre nicht zu denen, die Bücher aus Dekorations – oder Prestigezwecken kaufen, ich will niemanden damit beeindrucken (für eine solche Absicht empfange ich auch deutlich zu wenig Besuch), ich beabsichtige schon, sie auch zu lesen. Bloß wann? Schönes Wetter heißt: Bücher aussetzen im Park. pic.twitter.com/DThxry3lxj — Sophie Weigand (@Literatourismus) 8. Mai 2016 Ich möchte nicht zur allseits bekannten Klage über die waghalsige …

Warum ich lese

© Taylor Leopold, Stocksnap Sandro vom Blog ,Novelero’ fragte u.a. mich auf Facebook, warum ich lese. Er selbst stammt, wie er in einem Blogbeitrag beschreibt,  aus einer Familie, in der das Lesen und die Verfügbarkeit von Büchern keine Selbstverständlichkeiten waren.  Und er erzählt, was seine Großmutter mit seiner Liebe zur Literatur zu tun hat. Jetzt bin ich dran. Was ist meine Ausrede für die stundenlange Versenkung in fremde Worte? Eine unglaublich einfache Frage, denkt man. Könnte man ganz schnell beantworten: macht halt Spaß. Sollen mir doch lieber die Nichtleser erklären, weshalb sie sich für’s geschriebene Wort nicht erwärmen können. Bei einer feuchtfröhlichen Zusammenkunft in der Wohnung meiner Nachbarin fiel einmal der Satz: “Ich würde lieber puzzlen als zu lesen.” Warum sage ich das nicht auch? Es hat für mich niemals eine Initialzündung gegeben, den einen Moment, der mich infiziert hat auf immerdar. Auch ich stamme nicht aus einer Intellektuellenfamilie; allenfalls war mein Vater einer dieser etwas vergeistigten Gestalten, aber ich habe ihn nie kennengelernt. Ich denke es mir bloß, man macht sich seine Bilder. Meine …

Andrea Gerk – Lesen als Medizin

Als LeserIn weiß man um die heilende Wirkung von Literatur. Sie erlaubt es nicht nur, Abstand von unliebsamen Gegebenheiten zu nehmen und in fremde Welten einzutauchen, mit ihrer Hilfe können wir auch aus uns selbst heraustreten. Uns und andere von außen betrachten, Neues kennenlernen, von Erfahrungen profitieren, die wir gar nicht selbst gemacht haben. Mit ,Lesen als Medizin’ ist Andrea Gerk nicht nur ein Loblied auf das Lesen, sondern eine kleine Kulturgeschichte des Lesens als etwas gelungen, das großen Anteil an der Besserung, Gesundung und Menschwerdung hat. Lesen ist nicht einfach bloß eine Freizeitbeschäftigung. Die Kraft, die mit der Lektüre guter Literatur verbunden ist, kann kaum hoch genug eingeschätzt werden, auch kulturgeschichtlich betrachtet. Durch das Lesen und Erzählen verleihen wir einem kontingenten Leben Struktur und Sinn, indem in einer Erzählung zumeist das eine logisch auf das andere folgt. Das ist die Chance, aber auch die Herausforderung des Erzählens. Wir, die wir Geschichten hören und lieben, tun das aus vielerlei Gründen. Einerseits natürlich, weil sie uns einen Fluchtweg bahnen aus dem Alltag, einen Rückzugsort bieten, an …