Andrea Gerk – Lob der schlechten Laune
Wohin mit schlechter Laune in einer Gesellschaft, die positives Denken zur Grundvoraussetzung erfüllten Lebens macht? Überall solle man glücklich sein, konstruktiv, begeistert, voller Tatendrang, das Leben genießen. Ist schlechte Laune also immer ein destruktives Element? Und was ist das überhaupt, »schlechte Laune«? Andrea Gerk hat eine kleine Kulturgeschichte dieser unterschätzten Stimmungslage geschrieben, die implizit auch eine Kritik am Optimismuswahn unserer Zeit ist. Schlechte Laune gilt in diesen Tagen als ein Umstand, den man so schnell wie möglich beseitigen muss. Das Leben ist zu kurz, um mies drauf zu sein. Wie einem das gelingt, verraten unzählige Ratgeber aus dem Bereich optimistischen Lebensführung. Wenn einem das nicht gelingt, ist man wahrscheinlich ein unverbesserlicher, ineffizienter Stinkstiefel, der im Jammertal ganz selbstverantwortlich Rast macht. Was schlechte Laune ist, variiert je nach Definition. Eine kleine Verstimmung ohne akuten Auslöser, ein Leiden an der Verfasstheit der Welt, die so viel besser sien könnte als sie ist, ein eruptives Gebrodel im Inneren. Weltschmerz, Ärger, Wut, Enttäuschung. Andrea Gerk präsentiert einen launigen Querschnitt durch die Niederungen seelischen Missbehagens. Mittels vieler Beispiele aus Literatur …