Alle Artikel mit dem Schlagwort: joseph roth

Joseph Roth – Nacht und Hoffnungslichter

Joseph Roth ist bekannt für Romane wie “Radetzkymarsch”, “Hiob” oder “Die Legende vom heiligen Trinker”. Seine redaktionelle und journalistische Tätigkeit allerdings wird häufig unterschlagen und zu wenig gewürdigt. Das sollte sich ändern, denn Joseph Roth ist ein brillianter Beobachter, der in seinen oft nur wenige Zeilen umfassenden Miniaturen das (Großstadt)Leben seiner Zeit umfassend abbildet. Er besaß keine Möbel und keine Sachen. Sein altmodischer Lederkoffer war mit Büchern, Manuskripten und Messern vollgestopft. Die Messer dienten nicht dem Mord – er liebte einfach Messer. …schrieb Ilja Ehrenburg, russischer Schriftsteller und Journalist, über Joseph Roth. Sein später verklärender Blick auf die Habsburger Monarchie, seine Alkoholabhängigkeit und chronischen finanziellen Sorgen sind weithin bekannt, weniger geläufig sind seine redaktionellen Arbeiten für Zeitungen wie ,Der Neue Tag’, das ,Prager Tageblatt’, die ,Freie Deutsche Bühne’ oder die ,Neue Berliner Zeitung’. Roth pendelte von Großstadt zu Großstadt, von Wien nach Berlin und hinterließ dort in der journalistischen Landschaft unverkennbare Spuren. Diese Reportagen zu lesen, bedeutet nicht nur, sich Joseph Roth von einer stilistisch ganz anderen Seite zu nähern – auch wenn es ihm …

Volker Weidermann – Ostende

Volker Weidermann ist ein deutscher Autor und Literaturkritiker. Er arbeitet als Literaturredakteur und Feuilletonchef bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Für ,Das Buch der verbrannten Bücher‘ wurde Weidermann 2009 mit dem Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik ausgezeichnet. ,Ostende – 1936, Sommer der Freundschaft’ erscheint im Kiepenheuer & Witsch Verlag. Hier, an diesem überbreiten Boulevard mit den prachtvollen weißen Häusern, dem großen Casino, diesem phänomenalen Palast des Glücks. Urlaubsstimmung, Ausgelassenheit, Eiscreme, Sonnenschirme, Trägheit, Wind und bunte Bretterbuden. Trotzdem man angesichts solch idyllischer Beschreibungen tatsächlich in die Versuchung kommen könnte, den Ausflug ins belgische Ostende für einen erholsamen Ferienausflug zu halten – die Autoren, die dort im Sommer 1936 zusammenkommen, tun das mitnichten aus lauter Freude. Sie sind Exilanten, aus Nazi-Deutschland oder Österreich vertrieben, nicht mehr imstande, dort ihre Bücher an Mann und Frau zu bringen. Der Sommer 1936 birgt die Ruhe vor dem Sturm, auch für die zwei, die als Freunde im Zentrum von Volker Weidermanns kleinem Zeitpanorama stehen – Stefan Zweig und Joseph Roth. Stefan Zweig flieht durch die Welt. Streift Fessel um Fessel ab,möglichst ohne jemandem …