Alle Artikel mit dem Schlagwort: Hanser

Akzente

Die ,Akzente’ ist eine der Traditionsgrößen im Literaturbetrieb. Ursprünglich 1953 von Walter Höllerer und Hans Bender gegründet, erschien sie ab 1954 im Zweimonatsrhythmus im Carl Hanser Verlag. Ab 1975 war Hans Bender, der im Mai dieses Jahres 95-jährig verstorben ist, alleiniger Herausgeber, später unterstützte ihn  der langjährige Hanserverlagsleiter und Geschäftsführer Michael Krüger. Bekannte deutschsprachige Schriftsteller veröffentlichten in der ,Akzente’ über Jahrzehnte hinweg ihre Texte, so zum Beispiel auch Ingeborg Bachmann in der ersten von Carl Hanser verlegten Ausgabe 1954. Sie debütierte im Magazin seinerzeit mit einem Essay über Robert Musil (“Ins tausendjährige Reich”) Es dauerte nicht lange, bis die Zeitschrift sich zu einem der bedeutendsten Organe des literarischen Nachkriegsdeutschlands mauserte. Große Namen und große Themen waren hier Programm, das Hauptaugenmerk immer auf anspruchsvolle Lyrik und Prosa gerichtet. Man weiß also um diese Geschichte, wenn man die neuen ,Akzente’-Hefte aufschlägt, sie treten ein großes Erbe an. Jo Lendle allerdings hat, nach Antritt der Leitung des Hanser Verlages, einige programmatische Änderungen vorgenommen, die der Zeitschrift ein zeitgemäßeres und aktuelleres Antlitz gegeben haben. Statt verschiedene, ausgewählte Autoren relativ …

Kim Leine – Ewigkeitsfjord

Kim Leine kann nicht von den Grönländern lassen – oder sie nicht von ihm. Vor drei Jahren schon erschien ,Die Untreue der Grönländer’, jetzt wagt sich der norwegische Autor mit ,Ewigkeitsfjord’ tief in die Historie des Landes hinein und erzählt von der Zeit dänischer Kolonien und christlicher Missionare. Morten Pedersen Falck gelangt als junger Mann nach Kopenhagen, um dort eine theologische Ausbildung zu beginnen. Weniger, weil es seiner innersten Leidenschaft entspricht, sondern weil es der Wunsch seines Vaters ist. Ihn selbst interessiert vielmehr das Naturwissenschaftliche, das Weltliche und so verlaufen seine Jahre des Studiums zwischen 1782 und 1789 eher leidenschaftslos. In seiner Freizeit nimmt er an medizinischen Vorlesungen teil und assistiert dem Leichenbeschauer, – er will alles wissen und sehen, was ihm möglich ist. Für einen Theologen der damaligen Zeit ist er überraschend aufgeschlossen – auch den Frauen gegenüber. Allmählich findet er sich in seinem neuen Leben in der Residenzstadt zurecht. Jeden Tag isst er gemeinsam mit den Arbeitern in der Druckerei, eine fleischarme Kost, die hauptsächlich aus wässrigen Grützen in allen nur denkbaren Abstufungen …

Michael Frayn – Willkommen auf Skios

Michael Frayn (*1933) ist ein britischer Schriftsteller. Er studierte Französisch und Russisch in Cambridge, ein Jahr jedenfalls, bevor er zur philosophischen Fakultät überlief. Seine Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. sein Schauspiel Kopenhagen, das einen fiktiven Dialog auf der Basis eines weniger fiktiven Treffens zwischen Werner Heisenberg und Niels Bohr beschreibt. Es entfachte bei seinem Erscheinen 1998 eine Debatte über die Verantwortlichkeit von Wissenschaft und erhielt einen Tony Award und den Prix Molière. Mit Demokratie schrieb Frayn 2003 ein Stück über Willy Brandt und die Guillaume-Affäre. Wie würden wir uns wohl fühlen, wenn jemand, einfach so, weil es sich eben gerade ergäbe, unsere Identität annähme? Plötzlich glaubte uns niemand mehr, dass wir wir wären, egal, wie sehr wir uns ins Zeug legten, um das Gegenteil zu beweisen. In etwa so ergeht es dem armen Dr. Norman Wilfred, der auf Skios einen Vortrag über Wissenschaftsmanagement halten soll. Er ist ein Mann mittleren Alters, glatzköpfig und schon ein bisschen abgehalftert, mit etwas mehr Körperumfang und einem Vortrag in seinem Handgepäck. Bei der Fred-Toppler-Stiftung soll er Managern, Wirftschaftsweisen, …

Rafik Schami – Das Herz der Puppe

Rafik Schami (eigentlich Suheil Fāḍel) ist ein syrisch-deutscher Schriftsteller. Sein Pseudonym Rafik Schami bedeutet soviel wie “der, der aus Damaskus kommt”. Dort studierte er Chemie, Mathematik und Physik. Bereits mit neunzehn gründete er in Damaskus eine Zeitung, die allerdings 1969 verboten wurde. 1970 floh Schami aus Syrien, zunächst in den Libanon, 1971 imigrierte er nach Deutschland.  Schami gewann schon viele internationale Literaturpreise. Obwohl mich Kinderbücher sonst ja selten fesseln oder gar zu einer Rezension bewegen, gibt es doch immer wieder Ausnahmen. Das Herz der Puppe ist so eine Ausnahme. Diesem Buch gelingt es, eine intelligente und rührende Geschichte für Kinder zu erzählen, dabei aber dennoch den erwachsenen Leser anzusprechen, der diese Geschichte möglicherweise (s)einem Kind vorliest. Sie funktioniert gewissermaßen altersübergreifend. Nina langweilt sich. Es regnet draußen und in der Gegend, in die sie kürzlich mit ihren Eltern gezogen ist, wohnen keine anderen Kinder, mit denen sie sich die Zeit vertreiben kann. Ihr Vater schlägt vor, zu einem in der Nähe stattfindenden Flohmarkt zu fahren. Dort lässt auch der Regen nach und während ihre Eltern eine alte …