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Graham Greene – Heirate nie in Monte Carlo

In Zeiten der mehr oder weniger inflationär gedruckten Ratgeberlektüre gibt Graham Greenes erstmals 1955 erschienener Roman (jedenfalls in deutscher Übersetzung) deutliche Handlungsanweisungen: Solltest du in die Verlegenheit kommen, einem lieben Menschen das Ja-Wort zu geben, zelebriere dieses freudige Ereignis nach Möglichkeit nicht in Monte Carlo. Ganz einfach. Sonst könnte es schnell geschehen, dass man wie Bertrand und Cary sämtliche Stadien einer Ehe von Glückseligkeit bis Trauer und Gram ob eines Verlusts innert weniger Wochen abhandelt. Ja, nun gut. Im englischen Original lautet der Titel dieser schmalen Erzählung ,Loser takes it all’. Nichtsdestotrotz scheint es einige Leser und Kritiker dennoch zu unzutreffenden Spekulationen hinsichtlich der Intentionen Greenes verleitet zu haben. So schreibt der Autor in einer kleinen vorangestellten Ansprache an seinen Freund Frere (Anm.d.Red. Alexander Frere?): “Im Gegensatz zu einigen meiner katholischen Kritiker wirst Du , dessen bin ich gewiss, beim Lesen dieser kleinen Geschichte nicht mich irrtümlicherweise für das ,Ich’  halten, noch muss ich Dir erklären, dass die Erzählung nicht geschrieben wurde, um Ehebruch, Gebrauch von Pyjamaoberteilen oder standesamtliche Trauungen zu fördern.” Und er setzt …

Graham Greene – Reise ohne Landkarten

Graham Greene, britischer Autor und heute bekannt für Romane wie ,Das Ende einer Affäre‘ sowie die Vorlage zu Carol Reeds’ Filmklassiker ,Der dritte Mann‘ entschloss sich 1935 mit seiner Cousine nach Westafrika zu reisen. Zu Fuß wollte er in südöstlicher Richtung Liberia durchqueren, bei ihm einige Träger, die er im Land selbst anheuerte. Das Problem dabei: Liberia ist zu diesem Zeitpunkt kaum kartographiert. Joseph Conrads ,Herz der Finsternis’ beeinflusste noch lange nach seinem Erscheinen 1899 die Gemüter der westlichen Welt. Afrika als geheimnisvoller und archaischer Kontinent, in dem der Mensch noch in seinem Urzustand zu finden sei, im Guten wie im Schlechten. So unschuldig und naturverbunden wie man in hochentwickelten Ländern längst nicht mehr sein könne, aber auch so abgründig wie man es sich in der Zivilisation allenfalls noch im Verborgenen erlauben kann. Aus diesen und ähnlichen Gründen verschlug es im Jahr 1935 auch Graham Greene, der neben seiner schriftstellerischen Arbeit auch journalistisch tätig war, mit seiner Cousine Barbara Greene nach Westafrika. In Freetown, Sierra Leone, beginnt ein vierwöchiger Marsch durch den Urwald und einsame, …