Alle Artikel mit dem Schlagwort: Edition Moderne

Kurz und knapp rezensiert im Mai

Zum zweiten Mal schon gibt es auf dem Blog die k&k-Rezensionen. Diesmal mit zwei ganz unterschiedlichen Romanen und einer Graphic Novel, die überraschend in meinem Briefkasten gelandet ist. Daniela Danz – Lange Fluchten Nach einem Zwischenfall wird Constantin Staas, genannt Cons, aus dem Militärdienst entlassen und damit einer Beschäftigung beraubt, für die er sich wie geschaffen wähnt. Seitdem ist mit ihm wenig anzufangen. Ein Haus wollte er für seine Familie bauen, für seine Frau Anne und die beiden Söhne. Stattdessen leben sie nun schon schmerzlich lange getrennt in einem provisorischen Baucontainer. Cons kämpft um eine Anerkennung als Wehrdienstbeschädigter, obwohl er nie im Krieg gewesen ist. Obwohl er schon selbst nicht mehr weiß, was mit ihm geschehen ist. Sein sterbender Freund Henning rüttelt schließlich an Cons’ Festung und versucht, ihn aus der Lähmung des Nichtstuns zu befreien. Daniela Danz lehnt diesen Roman an die Legende des heiligen Eustachius an, gibt ihm aber ein modernes und zeitgemäßes Gewand. Intensiv erzählt sie vom Scheitern und Verlieren, das unerklärlich und unüberwindbar, aus der Feder von Daniela Danz aber dennoch …

Mana Neyestani – Ein iranischer Albtraum

Mana Neyestani ist ein iranischer Cartoonist und Comiczeichner. Er gilt als einer der wichtigsten politischen Karikaturisten des Irans. Er publizierte in unterschiedlichsten Zeitungen. Sein Martyrium begann 2006 mit dem harmlosen Bild einer Kakerlake und endete für ihn im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran. Vom Weg in dieses Gefängnis und der Flucht aus dem Iran erzählt diese hervorragende Graphic Novel, die gerade bei der Edition Moderne erschienen ist. Mana Neyestani und seine Frau leben und arbeiten heute in Paris. Was Mana Neyestani schildert, ist nahezu unfassbar, unbegreiflich für uns, die sich jeden Tag mit einer relativ vielseitigen und breiten Presselandschaft konfrontiert sehen, in der durchaus hin und wieder bissige Karikaturen oder regierungskritische Artikel zu lesen sind. Mana Neyestani war, bis zum geschilderten “Kakerlakenvorfall” nicht einmal ein besonders oppositioneller und regimekritischer Karikaturist. Er dachte, wenn er sich an Cartoons für Kinder hielte, könne ihm nichts passieren. So auch an dem Tag, als er eine Kakerlake zeichnete und ihr einen Satz – oder vielmehr ein Wort – in den Mund legte, das auch in der Sprache der Aseri, einer …

Maximilien Le Roy – Die Mauer

Maximilien Le Roy ist ein französischer Zeichner und dem geneigten Leser meines Blogs schon bei der Besprechung zu Nietzsche und Henry David Thoreau aufgefallen. 2008 traf Maximilien le Roy in einem Flüchtlingslager in Palästina den zweiundzwanzigjährigen Mahmoud Abu Srour. Aus diesem Zusammentreffen ging seine Geschichte hervor, die geprägt ist vom Bau einer 760 m langen Mauer zwischen Israel und dem Westjordanland. Mahmoud arbeitet in einem Lebensmittelgeschäft nahe des Flüchtlingslagers Aida, als Le Roy ihn zum ersten Mal trifft. Er erzählt von vielen Dingen, die ihn bewegen. Er zeichnet leidenschaftlich gern, er zeigt Le Roy Orte, an denen er seine Kindheit verbracht hat und natürlich die Mauer, die quer durch das Land verläuft und Israelis und Palästinenser voneinander trennt. Wollen Palästinenser nach Isreael einreisen, benötigen sie Passierscheine, sie müssen durch zahllose Kontrollpunkte und Straßensperren gelangen und sind vollkommen der Willkür derer ausgeliefert, die über sie bestimmen. Die sie für die schlechteren Menschen, für ‘Terroristen’ halten. Mahmoud sagt: “Sicherheitsabsperrung…Bollwerk…Anti-Terror-Zaun…Sperranlage…soviele Euphemismen für etwas, das wir gemeinhin als “Schandmauer”, “Apartheidsmauer” oder “Rassentrennungsmauer” bezeichnen. Diese Betonschlange, mehrere Meter hoch, hat auf …