Alle Artikel mit dem Schlagwort: diktatur

#klassikerlesen mit Cornelsen: Jugend ohne Gott.

Auf Instagram habe ich es angekündigt: Ich möchte mich in diesem Jahr, in Kooperation mit dem Cornelsen-Verlag, mit ausgewählten Klassikern beschäftigen. Sowohl mit solchen, die ich in der Schule gelesen habe als auch mit solchen, die ich längst hätte lesen wollen und sollen. Hat sich mein Blick auf die Lektüre verändert, wenn es eine neuerliche Lektüre ist? Sehe ich jetzt etwas am Text, das ich früher nicht gesehen habe? Weshalb ist es noch immer lohnenswert, diesen oder jenen Text zu lesen? Mein altes Suhrkamp-Exemplar von „Jugend ohne Gott“ stammt mutmaßlich von irgendeinem Bücherflohmarkt. Es steht seit Jahren – ich muss es zugeben – ungelesen in meinem Regal. In dem Bewusstsein, dass es ein Buch ist, das man kennen und gelesen haben müsste. Als ich es in einer Kiste auf dem Flohmarkt fand, kannte ich den Namen Ödön von Horváth, auch „Jugend ohne Gott“ war mir als Titel ein Begriff, ohne viel darüber zu wissen. Vor diesem Hintergrund habe ich gern zugestimmt, für Cornelsen diesen Klassiker zu lesen. Keine Re-Lektüre diesmal, sondern eine Erstlektüre, für die …

[LiteraTour Nord] Abbas Khider – Brief in die Auberginenrepublik

Am gestrigen Montagabend startete in Lübeck die 22. LiteraTour Nord. Den Anfang machte dieses Jahr der deutsch-irakische Autor Abbas Khider, der aus seinem aktuellen Roman “Brief in die Auberginenrepublik” (Edition Nautilus) las. 1973 in Bagdad geboren, wurde er mit 19 Jahren aufgrund politischer Aktivitäten unter dem Regime Saddam Husseins inhaftiert, von 1993 bis 1995 saß er im Gefängnis, in dem er auch Folter mit Elektroschocks erlebte. 1996 kam er zwar frei, flüchtete aber aus dem Irak und war als illegaler Flüchtling mehrere Jahre in Libyen und Jordanien “zuhause”. Sofern auf der Flucht und in ständiger Angst vor Entdeckung überhaupt ein Gefühl von Heimat entstehen kann. Im Jahr 2000 wurde ihm in Deutschland Asyl gewährt und er begann in München Philosophie und Literaturwissenschaft zu studieren, sich einzufinden in ein Land, das zunächst, so Khider, eher als Durchgangsstation auf dem Weg zurück in den Irak dienen sollte. In “Brief in die Auberginenrepublik” erzählt Khider von einem Brief, den der Protagonist und Exilant Salim seiner ehemaligen Geliebten Samia schreibt. Er lebt illegal als Flüchtling im lybischen Bengasi, sie …

Guy Delisle – Pjöngjang

Guy Delisle ist ein kanadischer Comiczeichner. Er studierte Kunst am Sheridan College in Toronto und arbeitete nach seinem Abschluss bei einem Animationsstudio. Er ist bekannt für seine dokumentarischen Comics, die ihn bereits nach Shenzen, Pjöngjang, Birma und eben Jerusalem geführt haben. Für Aufzeichnungen aus Jerusalem wurde er auf dem Internationalen Comic-Festival Angoulême 2012 mit dem Preis für das beste Album ausgezeichnet. Delisles Comics erscheinen im Reprodukt Verlag. Schon durch Adam Johnsons Das geraubte Leben des Waisen Jun Do ist Nordkorea wieder mehr in den Fokus der literarischen Welt gerückt. 2003 verbrachte Guy Delisle zwei Monate als Supervisor für eine Trickfilmproduktion in der Hauptstadt eines der bizarrsten Länder der Welt. Seine Erfahrungen hat er in diesem Comic festgehalten, das an seine Erfahrungen in Shenzhen, China, anschließt. Was auch immer wir von Nordkorea zu wissen glauben, wir erfahren es immer aus zweiter oder dritter Hand. Delisle gelingt es, mit seinen einfachen und bisweilen metaphorischen Bildern einen Einblick zu gewähren, den eine lediglich geschriebene Dokumentation der Erlebnisse nicht leisten könnte. Bereits bei seiner Ankunft wird er durchsucht und …