Alle Artikel mit dem Schlagwort: bayerischer buchpreis 2020

Dorothee Elmiger – Aus der Zuckerfabrik #baybuch

Mit “Aus der Zuckerfabrik” ging die Schweizer Autorin Dorothee Elmiger nicht nur ins Rennen um den Deutschen Buchpreis, sie ist auch für den Bayerischen Buchpreis nominiert. Ich war sehr gespannt, es im Rahmen des letzteren Preises zu lesen und bin schlussendlich leider am Text gescheitert. “Martin, der Lektor, sagt, im Falle einer Veröffentlichung dieser Aufzeichnungen müsse auf jeden Fall ,Roman‘ auf dem Umschlag stehen”, heißt es in einem der Dialoge zwischen der Erzählerin und einer Außenstehenden. Einen Roman, das ist unstrittig, hat Dorothee Elmiger nicht geschrieben, das Etikett allerdings verhilft oft gerade bei experimentelleren Texten zu mehr Aufmerksamkeit. Unter ,Roman‘ mag sich eine*r eine einigermaßen kongruente Geschichte vorstellen. “Aus der Zuckerfabrik” aber ist ein hybrider, ein mäandernder Text. Er ist Essay, Gegenwartsbetrachtung, Collage, Recherche. Er legt sich nicht fest, er ist vor allem Gleichzeitigkeit von Eindrücken und Ideen. Oder wie es der Text selbst sagt: “Es handelt sich eher um flackernde, schwierige Konstruktionen, denke ich, um dunkle Strudel, in denen sich mit ohrenbetäubendem Lärm alles, also auch alles Periphere, für immer um ein instabiles Zentrum …

Max Czollek – Gegenwartsbewältigung

Mit Desintegriert euch schrieb der Lyriker und Theatermacher Max Czollek 2018 einen vielbeachteten Essay über das sogenannte Gedächtnistheater und die festgeschriebene Rolle jüdischer Menschen innerhalb der deutschen Vergangenheitsbewältigung. Gegenwartsbewältigung, auch Titel einer Lesereihe im Berliner Maxim Gorki Theater, wirft nun, mit Rückbezug auf Thesen des Vorgängerbuches, einen Blick auf gesellschaftliche und künstlerische Bewältigungsstrategien angesichts aktueller Krisen. Wie kann Solidarität in einer Gesellschaft gelingen, in der Menschen sich zunehmend vor allem mit denen solidarisieren, die genauso sind wie sie? Wie kann Kunst aussehen, die ihre Entstehungsbedingungen reflektiert und an aktuelle Diskurse anschließt? Was kann Kunst überhaupt leisten in diesen Tagen? Wenn die gegenwärtige Pandemie uns eines gezeigt hat, dann ist es die Tatsache, dass vieles politisch möglich ist, wenn ein unbedingter Wille zur Umsetzung existiert. Innerhalb kürzester Zeit wurden Milliarden ausgegeben, um die Auswirkungen des Lockdowns abzufedern. Es wurden Maßnahmen ergriffen, die tief in unser aller Alltagsleben eingreifen, um besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen vor einer Infektion zu schützen. Warum war all das so schnell umsetzbar, während andere Brandherde seit Jahren schwelen, ohne einen Bruchteil dieser Aufmerksamkeit zu …