Alle Artikel mit dem Schlagwort: syrien

Niroz Malek – Der Spaziergänger von Aleppo

Niroz Malek ist geblieben. Anders als knapp 5 Millionen SyrerInnen hat er sich dazu entschlossen, seine umkämpfte Heimatstadt Aleppo nicht zu verlassen. Mittels kleiner Miniaturen gewährt er Einblick in den Alltag des Krieges. Es sind Texte voll Trauer, Verbundenheit und Menschlichkeit. Gleich zu Beginn macht Niroz Malek deutlich, weshalb er sich gegen die Flucht aus Syrien entscheidet: Was immer auch geschieht, ich werde nicht fortgehen, heißt es gleich im zweiten Absatz. Wie kann ich meine Wohnung verlassen, aus meinem Zimmer fortgehen? […] Warum? Um meinen Körper zu retten? Du solltest wissen, daß das, was ich in diesem Raum zurücklasse, nicht nur Bücher und Antiquitäten und Photographien sind. Nein, ich lasse meine Seele zurück.” Es geht um mehr als die körperliche Unversehrtheit. Viel wichtiger als das bloße Überleben, das durch eine Flucht dieser Tage mitnichten gesichert wäre, ist die Verbundenheit mit der Heimat als Ort der Prägung, der kulturellen Identifikation, des Wirkens und täglichen Lebens. Dass ein erfülltes Leben mehr bedeutet als die Abwesenheit tödlicher Gefahr, darf auch implizit als Appell für jene Länder gelten, die …

Navid Kermani – Ausnahmezustand

Navid Kermani ist ein deutschsprachiger Schriftsteller und studierter Orientalist. Als Sohn iranischer Eltern studierte er Theaterwissenschaft, Philosophie und Orientalistik in Köln, Kairo und Bonn. Von 2006 bis 2009 war Kermani Mitglied der Deutschen Islamkonferenz. 2011 wurde er für seine politischen und religionswissenschaftlichen Analysen mit dem Hannah-Arendt-Preis ausgezeichnet, außerdem im selben Jahr mit Dein Name für den Deutschen Buchpreis nominiert. Seit Jahren setzt sich Navid Kermani gegen Engstirnigkeit, gegen Vorurteile, gegen Verblendung religiöser, aber auch ganz weltlicher Art ein, gegen eine zunehmende Abkehr von religiösen Inhalten in der westlichen Welt. Wo Religion und Spiritualität hier überdauert haben, sind sie häufig fundamentalistisch und dogmatisch – auch in Europa, wo rund um den Vatikan noch immer Exorzisten praktizieren – oder aber ins Esoterische abgedriftet. Mit Tarotkarten, Runen und Pendeln zum eigenen Ich und wieder zurück. In den Ländern, die Kermani für seine Reportagen besucht hat, hat Religion noch einen ganz anderen Stellenwert, einen existentiellen. Schon seit Jahren fährt er im Auftrag zahlreicher Zeitungen (darunter die NZZ, die Süddeutsche oder Die Zeit) in Länder und Regionen, die heute vermutlich …