Alle Artikel in: Kultur

Berichte vom Besuch kultureller Veranstaltungen

Die Buchpreisblogger 2016.

© Luis Llerena, Stocksnap. Nach dem Bachmannpreis ist vor dem Deutschen Buchpreis. Am 23. August wird wieder die Longlist und mit ihr eine Auswahl der zwanzig Anwärter bekanntgegeben, die ins Rennen um den diesjährigen Deutschen Buchpreis gehen. 156 Titel aus 98 verschiedenen Verlagen wurden eingereicht. Wie auch in den letzten Jahren wird es eine Bloggerbegleitung des Preises geben und ich freue mich, dass ich in diesem Jahr 2016 wieder ein Teil davon sein darf. 2013 war das Buchpreisbloggerprojekt als Initiative von Mara Giese erstmalig an den Start gegangen, damals noch als 5 lesen 20. In diesem Jahr sind wir nicht fünf Lesende, sondern sechs, das Prozedere selbst aber hat sich bewährt. Auf den Blogs werden die Longlisttitel rezensiert und sicherlich kontrovers diskutiert, Beteiligte interviewt und Hintergrundinformationen geboten. Ich bin gespannt und voller Vorfreude auf Bücher, Diskussionen und die Arbeit mit folgenden geschätzten BloggerkollegInnen: # Herbert Grieshop von Herbert liest. Zum ersten Mal in der Geschichte der Buchpreisblogger ist mit ihm ein Videoblogger unter uns. # Jochen Kienbaum von lustauflesen.de. # Jacqueline Masuck von masuko13. # …

Warum weniger Bücher manchmal mehr sind

© Danielle McInnes, Stocksnap Ich sammle Bücher wie andere vielleicht Briefmarken oder Stofftiere. Mit Begeisterung. Eigentlich, seit ich denken kann. Dabei war es immer von nachgeordneter Priorität, wann ich die Bücher, die ich aus Vorfreude oder im Affekt erstehe, tatsächlich lese. Ich zog von zuhause aus, schleppte selbst viele Bücherkisten und quälte im vollen Bewusstsein meiner Schuld die duldsamen Umzugshelfer. Auf knapp 32 m² stapeln sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt schätzungsweise zwischen 900 und 1000 Bücher von ganz unterschiedlicher Provenienz. Es sind Leseexemplare aus dem Buchhandel, Rezensionsexemplare, Flohmarktfunde, Impulskäufe oder von langer Hand geplante Erwerbe. Es sind Romane, Sachbücher und literaturwissenschaftliche Fachbücher. Wie viele davon tatsächlich gelesen sind? Für mich kaum zu beantworten. Ich gehöre nicht zu denen, die Bücher aus Dekorations – oder Prestigezwecken kaufen, ich will niemanden damit beeindrucken (für eine solche Absicht empfange ich auch deutlich zu wenig Besuch), ich beabsichtige schon, sie auch zu lesen. Bloß wann? Schönes Wetter heißt: Bücher aussetzen im Park. pic.twitter.com/DThxry3lxj — Sophie Weigand (@Literatourismus) 8. Mai 2016 Ich möchte nicht zur allseits bekannten Klage über die waghalsige …

Warum ich lese

© Taylor Leopold, Stocksnap Sandro vom Blog ,Novelero’ fragte u.a. mich auf Facebook, warum ich lese. Er selbst stammt, wie er in einem Blogbeitrag beschreibt,  aus einer Familie, in der das Lesen und die Verfügbarkeit von Büchern keine Selbstverständlichkeiten waren.  Und er erzählt, was seine Großmutter mit seiner Liebe zur Literatur zu tun hat. Jetzt bin ich dran. Was ist meine Ausrede für die stundenlange Versenkung in fremde Worte? Eine unglaublich einfache Frage, denkt man. Könnte man ganz schnell beantworten: macht halt Spaß. Sollen mir doch lieber die Nichtleser erklären, weshalb sie sich für’s geschriebene Wort nicht erwärmen können. Bei einer feuchtfröhlichen Zusammenkunft in der Wohnung meiner Nachbarin fiel einmal der Satz: “Ich würde lieber puzzlen als zu lesen.” Warum sage ich das nicht auch? Es hat für mich niemals eine Initialzündung gegeben, den einen Moment, der mich infiziert hat auf immerdar. Auch ich stamme nicht aus einer Intellektuellenfamilie; allenfalls war mein Vater einer dieser etwas vergeistigten Gestalten, aber ich habe ihn nie kennengelernt. Ich denke es mir bloß, man macht sich seine Bilder. Meine …

Die Buchmacher 2016

Am Wochenende rund um den Welttag des Buches am 23.April stand die Lübecker Petrikirche ganz im Zeichen unabhängigen Verlegens. Bereits zum zweiten Mal versammelten sich in eindrucksvoller Kulisse kleine, engagierte Verlage abseits des Mainstreams, um interessierten Leserinnen und Lesern sich selbst und ihr Programm vorzustellen. Manche Verlage waren bereits im letzten Jahr dabei, andere reisten zum ersten Mal an; darunter in diesem Jahr einige Kinder – und Jugendbuchverlage. Hier gab es nachhaltig produzierte und liebevoll gestaltete Kinderbücher aus den Verlagshäusern Moritz, Magellan, Peter Hammer und Jacoby & Stuart zu bestaunen. Bei vielen von ihnen ließen sich Bücher zum Thema Flucht und Neuanfang entdecken, so z.B. “Am Tag, als Saída zu uns kam” aus dem Peter Hammer Verlag, der im Übrigen auch schwerpunktmäßig Belletristik aus Afrika verlegt. Auch der Magellan Verlag hatte mit “Mein Freund Salim” ein Kinderbuch zur Flüchtlingsthematik im Gepäck, die Autorin Uticha Marmon las am Samstagmorgen aus ihrem Roman. Der Moritz Verlag beeindruckte mit seinem herrlich illustrierten Landkartenbuch “Alle Welt“, zu dem sich nun im Frühjahr auch ein “Meine Welt”-Malbuch gesellt hat. Es …

In eigener Sache: Blogentschleunigung

© Lia Leslie, Stocksnap Nein, das ist kein Bekenntnisbeitrag. Oder, naja, vielleicht ein bisschen. Detox und Entschleunigung sind total auf dem Vormarsch. Wie auch das heilsame Entrümpeln von Regalen, Schränken und über die Jahre mit Nippes gefütterten Schubladen. Alles muss raus, ein bisschen wie beim Schlussverkauf eben. Hauptsache, man ist es los. So gesehen betreibe ich möglicherweise in Zukunft – ganz zeitgemäß – Verpflichtungsentrümpelung. Einige von euch wissen vielleicht, dass ich neben dem Blog eigentlich studiere. Mittlerweile bin ich im vierten Semester angekommen. Kulturwissenschaften (Schwerpunkt: Literaturwissenschaft) an der Fernuniversität Hagen. Ein Fernstudium bringt es mit sich, dass man in sich ein hohes Maß an Selbstdisziplin akquirieren muss, um überhaupt voranzukommen. Keine verpflichtenden Vorlesungstermine, keine Lerngruppen, keine von außen auferlegte (wenigstens grobe) Organisationsstruktur. Das hat, wie man sich denken kann, Vor- und Nachteile. Fakt ist: ich bin gezwungen, mich zukünftig mehr darauf zu konzentrieren. Ich bin gezwungen, den Blog auf die hinteren Ränge zu verweisen, wenn das Studium und ich nicht von der lockeren Liebschaft in einen lebenslangen Bund der Ehe eintreten wollen. Bewusster lesen und …

Die Buchmacher werfen ihre Schatten voraus

Bereits im letzten Jahr durfte Lübeck sich über eine Veranstaltung freuen, die frischen Wind und etwas bisher nicht Dagewesenes in die Stadt brachte. Die Buchmacher, eine Art Indie-Buchmesse, waren das Ergebnis von Wagemut und Leidenschaft seitens einiger Kulturschaffender. Kleine und unabhängige Verlage aus Deutschland und Österreich bekamen an zwei Tagen die Möglichkeit, sich einem interessierten Publikum vorzustellen. Es gab Lesungen, Gespräche und Buchvorstellungen, einen insgesamt so lebhaften Austausch zwischen VerlegerInnen, LeserInnen, Kulturschaffenden und BuchhändlerInnen wie man ihn selten in dieser Form realisieren kann. Das Wagnis war ein Erfolg, sodass Lübeck auch in diesem Jahr wieder die Freude hat, wichtige Vertreter der Kleinverlagsszene begrüßen zu dürfen. Waren im letzten Jahr noch 17 Verlage zu Gast, haben sich in diesem Jahr sogar 25 Verlage angemeldet, in der besonderen Kulisse der Petrikirche ihr Verlagsprogramm zu präsentieren. Ein spezieller Fokus liegt in diesem Jahr auch auf Kinderbuchverlagen aus der Indie-Szene wie Peter Hammer, Magellan oder Moritz. Obwohl die Messe erst Ende April, rund um den Welttag des Buches, stattfindet, wirft sie in der Innenstadt bereits ihre Schatten voraus. Schuld …

Das MAG-Festival in Berlin

Wer sich bisher desöfteren dachte: so Wasserglaslesungen sind ja auch nicht mehr das, was sie mal waren, den erwartet am 24.06. in Berlin ein famoses Kontrastprogramm zur branchenüblichen Frontallese. Das MAG ist ein äußerst umtriebiges Sprachrohr für junge niederländische Literatur. Es begann 2011 mit einem vierteljährlich erscheinenden Magazin, mittlerweile gehören zum Dunstkreis MAG neben dem nach wie vor publizierten Magazin (Auflage: 6000) auch Festivals, Sommercamps für den schriftstellernden Nachwuchs und ein erfolgreicher Verlag. In diesem Monat wird erstmals eine internationale englischsprachige Ausgabe des MAGs erscheinen; und dank der Zusammenarbeit mit dem kürzlich aus Amsterdam zurückgekehrten mairisch Verlag, der auch offiziell als Partner für dieses fantastische Festival in Erscheinung tritt, auch eine deutschsprachige! Was hat man sich nun aber unter diesem MAG-Festival vorzustellen? Vereinfacht gesagt handelt es sich um einen größeren Lesekreis mit deutsch-niederländischer Autorenbeteiligung. Auf der Website von Das MAG kann man bis zum 20. Mai eine Karte ordern – unter der Voraussetzung, dass man sich für einen Leseclub, heißt: ein Buch, entscheidet. 12 Bücher bzw. Autoren stehen zur Auswahl. Aus Deutschland bzw. Österreich sind …

5 empfehlenswerte Literaturpodcasts

© Kristina Litvjak Es gibt nicht allzu viele Podcasts über Literatur – fast bekäme man selbst Lust, einen zu machen. Nicht allzu viele jedenfalls, die nicht äußerst getragen und angestaubt daherkommen. Nicht viele, bei denen einem, trotz allen Interesses, die Augenlider gen Boden absacken. Ich habe – gleichsam zur Widerlegung dieser ersten Wahrnehmung – ein paar Podcasts herausgesucht, sowohl von professionellen Radiomachern wie auch von Bloggern und Journalisten, die sich anzuhören lohnen. Mit einem Klick auf den Screenshot gelangt ihr auf die jeweiligen Seiten und könnt loshören. Durch die Gegend Jaja, ich weiß. Christian Möllers Podcast Durch die Gegend (@durchdiegegend) ist kein klassischer Literaturpodcast, in dem Neuerscheinungen mit dem präzisen Interpretationsbesteck eines Kritikers besprochen werden. Es geht nicht um einzelne Titel. Aber mit Judith Holofernes, Kirsten Fuchs, Peter Wawerzinek und Eric Jarosinski hat sich Möller in den letzten Folgen Gäste ausgesucht, die auch im Literaturbetrieb zuhause sind. Seit kurzem oder erst länger – spielt keine Rolle. Mit seinen Gästen jedenfalls läuft er ganz wortwörtlich durch die Gegend und spricht über Kultur, Literatur, Musik, Philosophie. Ganz …

Annika Reich über piqd-Literatenfunk

Diskussionen über den Journalismus der Zukunft gibt es immer wieder. Nicht nur über das Printsterben, sondern auch über sein Fortbestehen im digitalen Zeitalter und eine adäquate Übersetzung von Qualitätsjournalismus ins Netz. Dem einzelnen Menschen steht eine unüberschaubare Fülle an Informationen zu jedem erdenklichen Thema auf einen Klick zur Verfügung. Es wird immer schwieriger, den Überblick zu behalten. In Reaktion darauf entstehen Alternativprojekte wie z.B Perspective Daily oder eben piqd. Man könnte meinen, dass es einfacher wäre, sich eine Meinung zu bilden, wenn viele Informationen zu einem Sachverhalt vorliegen. Das mag nicht grundfalsch sein, häufig genug sorgt es aber viel eher für gefährliches Halbwissen denn für Durchblick. Wir wissen von allem ein bisschen, kennen viele Einzelmeldungen, aber keine Zusammenhänge. Nie war es einfacher, an Informationen zu gelangen und selten war es komfortabler, die eigene Filterblase für den Nabel der Welt zu halten. Wer seine Meinung bestätigt finden möchte, der braucht in aller Regel nur wenige Minuten, um im Netz irgendwo für jede kruse These eine vermeintliche Bestätigung zu finden. Wie aber gelingt der Schritt aus der …

Nicht gerade untadelig.

© Rosmarie Voegtli, CC BY 2.0 Wenn Blogtexte ausschnittweise im Kulturteil einer Zeitung landen – ungefragt natürlich – ist das erstmal sehr kurz schmeichelhaft. Und dann unsäglich ärgerlich. Die bisher geführte und nunmehr bereits bärtige Debatte unter dem griffigen Slogan „Blogger vs. Feuilleton“ verlief in der Regel nur in eine Richtung. Ist das Feuilleton den Bloggern mit seiner Expertise und dem nötigen Sachverstand nicht weit voraus? (meistens eine rhetorische oder mindestens eine Suggestivfrage) Ist es vielleicht sogar unbedingt dem Eindruck eines Hobbylesers vorzuziehen, wenn man eine profunde Rezension zu lesen wünscht? Kann ein Blogger so etwas überhaupt leisten? Zugegeben: die Debatte ist erlahmt, irgendwann ist einfach die Luft raus. Das Hamburger Abendblatt (Teil der Funke-Mediengruppe) hat nun aber dieser dahinsiechenden Diskussion einen ganz neuen Dreh verpasst, den es so zuvor vermutlich höchstens hinter vorgehaltener Hand oder verschlossener Tür gegeben hat. Am 24.08.2015 veröffentlichte ich meine Rezension zu Jane Gardams „Ein untadeliger Mann“. Es ist der Auftaktroman zu einer Trilogie rundum den Zerfall des Britischen Empire, wunderbar übersetzt von Isabel Bogdan. Am 17.12.2015 erschien im Hamburger Abendblatt …