{"id":7525,"date":"2015-03-09T08:00:58","date_gmt":"2015-03-09T06:00:58","guid":{"rendered":"http:\/\/literatourismus.net\/?p=7525"},"modified":"2015-03-09T10:44:13","modified_gmt":"2015-03-09T08:44:13","slug":"melanie-raabe-die-falle","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/literatourismus.net\/2015\/03\/melanie-raabe-die-falle\/","title":{"rendered":"Melanie Raabe – Die Falle"},"content":{"rendered":"

Eine anerkannte und von der Kritik gesch\u00e4tzte Autorin hat seit elf Jahren das Haus nicht verlassen. Das hat ihr nicht nur den Ruf eingebracht, etwas eigenartig und exzentrisch zu sein, sondern \u00f6ffnet Spekulationen \u00fcber ihre Existenz immer wieder T\u00fcr und Tor. Nichts deutet auf eine gro\u00dfe Ver\u00e4nderung hin, bis Linda Conrads eines Tages im Fernsehen das Gesicht eines M\u00f6rders erblickt. Nicht nur irgendeines M\u00f6rders. Dieser Mann hat ihre Schwester get\u00f6tet.<\/strong><\/p>\n

Linda Conrads schreibt Prosa. So ist es immer gewesen. Feingeistig, \u00e4sthetisch anspruchsvoll und mit psychologischer Finesse. Sehr zum \u00c4rger ihres Verlegers entscheidet sie sich pl\u00f6tzlich f\u00fcr einen Genrewechsel, der stilistisch kaum rabiater sein k\u00f6nnte – sie m\u00f6chte einen Thriller schreiben. Aber nicht etwa, weil sie pl\u00f6tzlich ihre Leidenschaft f\u00fcr gef\u00e4llige Spannungsliteratur entdeckt h\u00e4tte, sie m\u00f6chte mit diesem Roman dem M\u00f6rder ihrer Schwester Anna eine Falle stellen. Es ist bereits \u00fcber ein Jahrzehnt her, dass Anna in ihrer Wohnung mit sieben Messerstichen get\u00f6tet wurde, neben ihr lag ein Strau\u00df Blumen. Linda fand sie tot und sah den M\u00f6rder fliehen. Bei einer Tat, die mit solcher Brutalit\u00e4t begangen wird, sind sich die Ermittler schnell sicher, dass es sich um eine Beziehungstat handeln muss. Aufgekl\u00e4rt wird der Fall dennoch nie. Und Linda entfremdet sich als Zur\u00fcckgebliebene nicht nur von ihren Eltern, sondern auch von der Welt im Allgemeinen. Ihr Haus am Starnberger See wird fortan ihr Refugium, ihre Welt und ihre Wirklichkeit.<\/p>\n

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Dinge, die es nicht gibt in meiner Welt: Kastanien, die pl\u00f6tzlich vom Baum fallen. Kinder, die mit den F\u00fc\u00dfen durch Herbstlaub rascheln. Kost\u00fcmierte Menschen in Stra\u00dfenbahnen. Schicksalhafte Zufallsbegegnungen. Kleine Frauen, die von ihren gro\u00dfen Hunden durch die Gegend gezogen werden, als f\u00fchren sie Wasserski. Sternschnuppen. Entenk\u00fcken beim Schwimmunterricht. Sandburgen. Auffahrunf\u00e4lle. \u00dcberraschungen. Sch\u00fclerlotsen. Achterbahnen. Sonnenbrand.<\/p>\n<\/blockquote>\n

Nachdem sie an einem Abend pl\u00f6tzlich das Gesicht von Viktor Lenzen, einem landesweit bekannten Journalisten, im Fernsehen sieht, ist sie sicher, dass ihr dieser Mann sehr bekannt vorkommt. Sie beschlie\u00dft, einen neuen Roman zu schreiben. Ein Thriller soll es sein, der den Mord an ihrer Schwester so detailgetreu wie m\u00f6glich widergibt. Dann will sie Lenzen zu einem Interview bitten, nur ihn, ausschlie\u00dflich, um Antworten auf die so dr\u00e4ngende Frage zu erhalten, warum er ihre Schwester vor elf Jahren get\u00f6tet hat. Warum Anna? Und warum hat er sie gehen lassen? Wenn sie schon das Haus nicht verlassen kann, muss sie daf\u00fcr sorgen, dass er zu ihr kommt. Daf\u00fcr ist sie auch bereit, ihr erstes Interview seit Jahren zu geben. Sie stellt ihm eine wohl\u00fcberlegte Falle – aber wer kann schon wissen, welche Vorbereitungen die Gegenseite trifft?<\/p>\n

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Eine Falle bezeichnet eine Vorrichtung zum Einfangen oder T\u00f6ten. Eine gute Falle sollte zweierlei sein: sicher und simpel.<\/p>\n<\/blockquote>\n

Melanie Raabe umschifft mit ihrem Deb\u00fct gekonnt viele Spannungsklischees, an denen die Geschichte unweigerlich zerbrochen w\u00e4re. Man ist ihr dankbar, dass sie nicht die erstbesten L\u00f6sungen f\u00fcr eine \u00fcberraschende Wendung hineinschreibt und dass sie sich nicht f\u00fcr ein so stereotypes wie kitschiges Ende entscheidet, obwohl es nahelag. Man kann weder behaupten, dass Raabes Roman sich unzureichend an der Blutr\u00fcnstigkeit so manch anderer Thriller orientiert h\u00e4tte noch dass er stattdessen, schlie\u00dflich spielt er in Deutschland, unangenehm provonziell ausgefallen w\u00e4re. Mit viel Geschick l\u00e4sst sie den Leser immer wieder auf falsche F\u00e4hrten anspringen, die sie legt, in Fallen tappen, die sie aufstellt. In die Handlung eingebettet sind Ausschnitte des von Linda Conrads geschriebenen Thrillers. So entsteht eine Art doppelte Erz\u00e4hlung, eine verortet in der Gegenwart, die andere versehen mit R\u00fcckblenden; eine vermeintlich fiktiv, die andere sehr real. Es ist ein Kniff, der die Spannung erh\u00f6ht und den Leser unkompliziert \u00fcber damalige Abl\u00e4ufe ins Bild setzt. ,Die Falle<\/em>‘ ist ein gelungener Spannungsroman, psychologisch gut komponiert, temporeich und bis zum Schluss \u00fcberraschend!<\/p>\n

Melanie Raabe: Die Falle, btb Verlag<\/a>, 352 Seiten, 9783442754915<\/span>, 19,99 \u20ac<\/span><\/p>\n

Mehr Informationen und Termine auf Melanie Raabes Homepage<\/a>.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Eine anerkannte und von der Kritik gesch\u00e4tzte Autorin hat seit elf Jahren das Haus nicht verlassen. Das hat ihr nicht nur den Ruf eingebracht, etwas eigenartig und exzentrisch zu sein, sondern \u00f6ffnet Spekulationen \u00fcber ihre Existenz immer wieder T\u00fcr und Tor. Nichts deutet auf eine gro\u00dfe Ver\u00e4nderung hin, bis Linda Conrads eines Tages im Fernsehen das Gesicht eines M\u00f6rders erblickt. Nicht nur irgendeines M\u00f6rders. Dieser Mann hat ihre Schwester get\u00f6tet. Linda Conrads schreibt Prosa. So ist es immer gewesen. Feingeistig, \u00e4sthetisch anspruchsvoll und mit psychologischer Finesse. Sehr zum \u00c4rger ihres Verlegers entscheidet sie sich pl\u00f6tzlich f\u00fcr einen Genrewechsel, der stilistisch kaum rabiater sein k\u00f6nnte – sie m\u00f6chte einen Thriller schreiben. Aber nicht etwa, weil sie pl\u00f6tzlich ihre Leidenschaft f\u00fcr gef\u00e4llige Spannungsliteratur entdeckt h\u00e4tte, sie m\u00f6chte mit diesem Roman dem M\u00f6rder ihrer Schwester Anna eine Falle stellen. Es ist bereits \u00fcber ein Jahrzehnt her, dass Anna in ihrer Wohnung mit sieben Messerstichen get\u00f6tet wurde, neben ihr lag ein Strau\u00df Blumen. Linda fand sie tot und sah den M\u00f6rder fliehen. Bei einer Tat, die mit solcher Brutalit\u00e4t …<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":7526,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[1910,16],"tags":[1829,1021,1830,1828],"jetpack_featured_media_url":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-content\/uploads\/2015\/02\/falle.jpg","_links":{"self":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/7525"}],"collection":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=7525"}],"version-history":[{"count":11,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/7525\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":7987,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/7525\/revisions\/7987"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media\/7526"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=7525"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=7525"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=7525"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}