{"id":7458,"date":"2015-02-02T08:00:18","date_gmt":"2015-02-02T06:00:18","guid":{"rendered":"http:\/\/literatourismus.net\/?p=7458"},"modified":"2015-02-26T21:13:45","modified_gmt":"2015-02-26T19:13:45","slug":"alfred-hayes-in-love","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/literatourismus.net\/2015\/02\/alfred-hayes-in-love\/","title":{"rendered":"Alfred Hayes – In Love"},"content":{"rendered":"

“Die Liebe ist ein seltsames Spiel”, sang die Amerikanerin Connie Francis 1960 und k\u00f6nnte damit ohne Zweifel auch das junge Paar in Alfred Hayes urspr\u00fcnglich 1953 erschienenem Roman meinen. Es ist ein Hin und Her, ein Leiden miteinander und ohne einander, ein Schweigen, wo es Worte br\u00e4uchte und zuviele Worte, wo eine Geste reichte. Melancholisch, hoffnungslos und etwas tragisch.<\/strong><\/p>\n

Zuerst erschien Alfred Hayes’ Roman unter dem Titel ,Liebe lud mich ein’, <\/em>was f\u00fcr den vielversprechenden Anfang der im Buch beschriebenen Liebesbeziehung wahrscheinlich eine sch\u00f6ne \u00dcberschrift ist. Ein Mann in seinen Drei\u00dfigern lernt eine junge Frau kennen, zweiundzwanzig, bereits geschieden und Mutter. Hals \u00fcber Kopf ist sie ins Leben gest\u00fcrzt und nun wieder allein. Eine starke Anziehungskraft f\u00fchrt beide zusammen, sie werden ein Paar ohne konkrete Absichten und Ziele. Sie lieben sich (glauben sie), sind gl\u00fccklich (hoffen sie) und lassen den ganzen Rest einfach auf sich zukommen. Sie ist ein bisschen spleenig, sprunghaft und \u00e4ngstlich und bewahrt zu ihrem Schutz einen F\u00fcller mit Tr\u00e4nengas in ihrer Wohnung auf, er erdet gelegentlich ihr etwas \u00fcberspanntes Gem\u00fct. \u00dcber ihre Gef\u00fchle zueinander reden sie wenig. Es sind die 50er.<\/p>\n

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Aber es gibt ein Ziel. Es muss eines geben. Wir m\u00fcssen so tun, als g\u00e4be es eines, nicht wahr, wir m\u00fcssen ein Image von Zielstrebigkeit kultivieren, als h\u00e4tten wir ein ganz bestimmtes Ziel, und den Eindruck vermitteln, als m\u00fcssten wir eine Verabredung einhalten, als h\u00e4tten wir einen Ort, wo Sie und ich erwartet werden, selbst wenn wir hier sitzen und Daiquiri trinken (…)<\/p>\n<\/blockquote>\n

Sturm kommt erst auf, als ein Fremder ihr in einem Nachtclub 1000 Dollar anbietet. F\u00fcr sie. F\u00fcr eine Nacht mit ihr. Sie ist zun\u00e4chst erschrocken, angewidert, fassungslos und l\u00e4sst den Mann namens Howard abblitzen, nachdem er ihr gerade noch so seine Visitenkarte zustecken konnte. F\u00fcr den Fall, dass sie sich umentscheidet. Zun\u00e4chst scheint es ganz klar, dass dieses Angebot nicht nur unmoralisch, sondern unbedingt abzulehnen ist. In ihm regt sich die Eifersucht, artikulieren aber kann er sie nicht. Er l\u00e4chelt nur, gibt den entspannten Liebhaber, bis sie sich tats\u00e4chlich entscheidet, mit Howard auszugehen, Howard in ihr Leben einzubinden, selbstverst\u00e4ndlich, wie einen guten Freund. Immernoch schweigt er und die beiden scheinen zu zerbrechen an dieser kleinen, unerh\u00f6rten Begebenheit.<\/p>\n

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Und noch immer trug ich dieses L\u00e4cheln, das nicht zu meinem Gesicht passte, ein L\u00e4cheln, das sich nun auf die Gefl\u00fcgelsalate und das geschmorte Gem\u00fcse verteilte. Uns beiden war klar, dass das Angebot, wie verlockend auch immer, undenkbar war und ihre Unbek\u00fcmmertheit und Fr\u00f6hlichkeit daher r\u00fchrte, dass sie etwas Ungew\u00f6hnliches erlebt hatte, etwas Erstaunliches, das man schmeichelhaft und ein wenig am\u00fcsant finden konnte.<\/p>\n<\/blockquote>\n

Alfred Hayes Roman ist zart und melancholisch. In seiner hoffnungslosen Vergeblichkeit so \u00fcberzeugend, das man ihn lesen muss, wenn man das gelegentliche Kranken an der Welt f\u00fcr einen notwendigen Urlaub von allt\u00e4glichem Zweckoptimismus h\u00e4lt. Beide Protagonisten, namenlos wie sie sind, scheitern wie wir alle an sich selbst und aneinander. Wenn sie blo\u00df mehr reden w\u00fcrden, wenn sie klarer w\u00e4ren in ihren W\u00fcnschen und Hoffnungen, vielleicht w\u00e4re ihnen ein besseres Ende beschieden gewesen. Diese tragische Verstrickung dieser beiden Menschen, die beinahe unaufl\u00f6slich erscheint und das Ende bereits am Anfang andeutet, ist die St\u00e4rke dieses wiederentdeckten Romans. Psychologisch fein komponiert und sprachlich kunstfertig ist ,In Love’ wirklich lohnenswert!<\/p>\n

Alfred Hayes: In Love, aus dem Englischen von Matthias Fienbork, Nagel & Kimche Verlag<\/a>, 144 Seiten, 9783312006519<\/span>, 16,90 \u20ac<\/span><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

“Die Liebe ist ein seltsames Spiel”, sang die Amerikanerin Connie Francis 1960 und k\u00f6nnte damit ohne Zweifel auch das junge Paar in Alfred Hayes urspr\u00fcnglich 1953 erschienenem Roman meinen. Es ist ein Hin und Her, ein Leiden miteinander und ohne einander, ein Schweigen, wo es Worte br\u00e4uchte und zuviele Worte, wo eine Geste reichte. Melancholisch, hoffnungslos und etwas tragisch. Zuerst erschien Alfred Hayes’ Roman unter dem Titel ,Liebe lud mich ein’, was f\u00fcr den vielversprechenden Anfang der im Buch beschriebenen Liebesbeziehung wahrscheinlich eine sch\u00f6ne \u00dcberschrift ist. Ein Mann in seinen Drei\u00dfigern lernt eine junge Frau kennen, zweiundzwanzig, bereits geschieden und Mutter. Hals \u00fcber Kopf ist sie ins Leben gest\u00fcrzt und nun wieder allein. Eine starke Anziehungskraft f\u00fchrt beide zusammen, sie werden ein Paar ohne konkrete Absichten und Ziele. Sie lieben sich (glauben sie), sind gl\u00fccklich (hoffen sie) und lassen den ganzen Rest einfach auf sich zukommen. Sie ist ein bisschen spleenig, sprunghaft und \u00e4ngstlich und bewahrt zu ihrem Schutz einen F\u00fcller mit Tr\u00e4nengas in ihrer Wohnung auf, er erdet gelegentlich ihr etwas \u00fcberspanntes Gem\u00fct. \u00dcber …<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":7459,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[16,839],"tags":[1817,1150,1818,1819],"jetpack_featured_media_url":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-content\/uploads\/2015\/01\/love.jpg","_links":{"self":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/7458"}],"collection":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=7458"}],"version-history":[{"count":9,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/7458\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":7810,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/7458\/revisions\/7810"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media\/7459"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=7458"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=7458"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=7458"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}