{"id":7178,"date":"2014-12-02T11:38:20","date_gmt":"2014-12-02T09:38:20","guid":{"rendered":"http:\/\/literatourismus.net\/?p=7178"},"modified":"2015-02-26T21:56:08","modified_gmt":"2015-02-26T19:56:08","slug":"der-fall-moriarty","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/literatourismus.net\/2014\/12\/der-fall-moriarty\/","title":{"rendered":"Anthony Horowitz – Der Fall Moriarty"},"content":{"rendered":"

Dass Anthony Horowitz eine Leidenschaft f\u00fcr den conan doyleschen Meisterdetektiv hat, steht bereits seit<\/strong> ,Das Geheimnis des wei\u00dfen Bandes<\/a>‘<\/strong> fest. Ihm ist es gelungen, die Stimmung eines alten Sherlock Holmes Falls zur\u00fcckzuholen und ihn dennoch mit einer zeitgem\u00e4\u00dfen Modernit\u00e4t zu verbinden. Mit seinem neuen Roman ,Der Fall Moriarty’ wagt er sich wieder aufs viktorianische Parkett und entwickelt erneut einen packenden Kriminalfall. Mit Abstrichen.<\/strong><\/p>\n

Was geschah an den Reichenbachf\u00e4llen? Eine Frage, \u00fcber die in fachkundigen Kreisen wie im Literarischen immer mal wieder debattiert wird. Urspr\u00fcnglich mit dem Zweck, Sherlock Holmes ein f\u00fcr alle Mal sterben zu lassen, entwickelte Arthur Conan Doyle diese Szene. Holmes und sein Erzfeind Professor Moriarty ringen an Schweizer Gew\u00e4ssern um Leben und Tod, schlie\u00dflich st\u00fcrzen beide hinab. Conan Doyle muss erleichtert gewesen sein, sich schlussendlich einer Figur entledigt zu haben, die bereits ein Eigenleben zu entwickeln schien. Doch er hatte die Rechnung ohne zahlreiche Verehrer und Bewunderer gemacht, die den vermeintlich realen Menschen entweder betrauerten oder das Ende der fiktiven Geschichten lautstark monierten. Sherlock Holmes war eine Auferstehung beschieden (“Das leere Haus”), der man anmerkt, dass sie nicht von Vornherein so geplant war. Doch es gibt viele Wahrheiten rund um die Reichenbachf\u00e4lle. Das wei\u00df auch Anthony Horowitz.<\/p>\n

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Glaubt irgendjemand wirklich, was an den Reichenbachf\u00e4llen passiert ist? Viele Berichte sind dar\u00fcber geschrieben worden, aber mir scheint, dass bei allen das Wichtigste fehlt … n\u00e4mlich die Wahrheit.<\/p>\n<\/blockquote>\n

Mit diesem ersten Satz ist das Feld bereits abgesteckt. Wir sollen eine Wahrheit erfahren, die in allen anderen Berichten str\u00e4flich vernachl\u00e4ssigt worden ist. Frederick Chase, Ermittler der New Yorker Agentur Pinkerton und Athelney Jones, Mitarbeiter von Scotland Yard, treffen in der Schweiz zusammen, auf einem Polizeirevier und bei der Leiche Moriartys. Der eine sucht das amerikanische Pendant zu Moriarty, der andere Moriarty selbst. Athelney Jones ist, ganz im Gegensatz zu Frederick Chase keine Erfindung von Anthony Horowitz, er bedient sich eines Ermittlers, der bereits bei Conan Doyle einen Auftritt hatte. Chase jedenfalls erz\u00e4hlt Athelney Jones von Clarence Devereux, einem Mann, der das gesamte kriminelle Leben in Amerika aus dem Verborgenen heraus kontrolliere und nun offensichtlich seine Finger nach England ausstrecke. Es ginge ihm um eine Zusammenarbeit mit Professor Moriarty. Der aber liegt tot vor den beiden, jedenfalls wenn man dem Schild Glauben schenken darf, das an dessen Handgelenk baumelt. Gesehen hat den Meisterverbrecher ja selten jemand. Doch wei\u00df Devereux das auch?<\/p>\n

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Und so ging es nach London. Es hei\u00dft, dass alle guten Amerikaner nach ihrem Tod nach Paris d\u00fcrfen. Die weniger Braven enden wahrscheinlich so \u00e4hnlich wie ich und\u00a0 m\u00fcssen ihre \u00dcberseekoffer aus der Charing Cross Station schleifen, w\u00e4hrend die Bettler \u00fcber sie herfallen und die Menschenmassen vorbeistr\u00f6men.<\/p>\n<\/blockquote>\n

Die beiden beginnen in London mit ihren Ermittlungen, die sie bis in die amerikanische Botschaft f\u00fchren. Es wird viel Blut vergossen, falsche F\u00e4hrten werden gelegt und Geheimbotschaften entschl\u00fcsselt, ein Kind entf\u00fchrt und die Spannung bis zuletzt gehalten. Das Ende \u00fcberrascht mit einer Wendung, die man kaum vorhersehen konnte, selbst wenn man Detektiv eines Schlages wie Sherlock Holmes w\u00e4re. Auch in diesem Roman streut Anthony Horowitz Verweise auf klassische Sherlock Holmes F\u00e4lle ein. Bediente er sich in seinem ersten Roman des Arztes Dr. Trevelyan aus ,The Resident Patient<\/a>‘ ist es nun John Clay, ein Krimineller blauen Blutes, der in ‘The Read Headed League<\/a>‘ einen Bankraub plante. Da allerorten noch von dem Tod Sherlock Holmes’ ausgegangen wird, konstruiert Anthony Horowitz nun eine Beziehung zwischen Chase und Jones, die der von Holmes und Watson sehr \u00e4hnlich ist. Athelney Jones besitzt eine bewundernswerte Auffassungsgabe, Chase \u00fcbernimmt die Rolle des nachhakenden Dr. Watson. Das ist zwar einerseits sehr komfortabel, denn so erweckt er den Eindruck, man l\u00e4se einen Sherlock Holmes Roman ohne Sherlock Holmes, andererseits gelangt man zu der Frage, weshalb nicht ein Fall konstruiert wurde, der das urspr\u00fcngliche Personal beibeh\u00e4lt, wenn die Rollenverteilung dieselbe ist. Insgesamt ist ,Der Fall Moriarty<\/a>‘ aber ein mitrei\u00dfender, solider Krimi mit viktorianischem Ambiente und vielen unerwarteten Wendungen. Mit wohltuender Geschwindigkeit entspinnt sich eine Geschichte rund um das Universum “Sherlock Holmes”. Fl\u00fcssig zu lesen, gut konstruiert und empfehlenswert f\u00fcr Leser, die sich gern einen Krimi klassischerer Machart genehmigen! Nur zu viel Sherlock Holmes darf man darin nicht erwarten, – inhaltlich w\u00fcrde der Roman auch ganz ohne seinen Stempel funktionieren.<\/p>\n

Anthony Horowitz: Der Fall Moriarty, aus dem Englischen von Lutz-W. Wolff, Insel Verlag<\/a>, 341 Seiten, 9783458176121<\/span>, 19,95 \u20ac<\/span><\/p>\n

Eine weitere Rezension gibt’s bei Herzpotential<\/a>.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Dass Anthony Horowitz eine Leidenschaft f\u00fcr den conan doyleschen Meisterdetektiv hat, steht bereits seit ,Das Geheimnis des wei\u00dfen Bandes‘ fest. Ihm ist es gelungen, die Stimmung eines alten Sherlock Holmes Falls zur\u00fcckzuholen und ihn dennoch mit einer zeitgem\u00e4\u00dfen Modernit\u00e4t zu verbinden. Mit seinem neuen Roman ,Der Fall Moriarty’ wagt er sich wieder aufs viktorianische Parkett und entwickelt erneut einen packenden Kriminalfall. Mit Abstrichen. Was geschah an den Reichenbachf\u00e4llen? Eine Frage, \u00fcber die in fachkundigen Kreisen wie im Literarischen immer mal wieder debattiert wird. Urspr\u00fcnglich mit dem Zweck, Sherlock Holmes ein f\u00fcr alle Mal sterben zu lassen, entwickelte Arthur Conan Doyle diese Szene. Holmes und sein Erzfeind Professor Moriarty ringen an Schweizer Gew\u00e4ssern um Leben und Tod, schlie\u00dflich st\u00fcrzen beide hinab. Conan Doyle muss erleichtert gewesen sein, sich schlussendlich einer Figur entledigt zu haben, die bereits ein Eigenleben zu entwickeln schien. Doch er hatte die Rechnung ohne zahlreiche Verehrer und Bewunderer gemacht, die den vermeintlich realen Menschen entweder betrauerten oder das Ende der fiktiven Geschichten lautstark monierten. Sherlock Holmes war eine Auferstehung beschieden (“Das leere Haus”), …<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":7179,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[1910,16],"tags":[1784,1785,1185,1495],"jetpack_featured_media_url":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-content\/uploads\/2014\/12\/moriarty.jpg","_links":{"self":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/7178"}],"collection":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=7178"}],"version-history":[{"count":17,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/7178\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":7846,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/7178\/revisions\/7846"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media\/7179"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=7178"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=7178"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=7178"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}