{"id":515,"date":"2011-07-17T14:04:48","date_gmt":"2011-07-17T14:04:48","guid":{"rendered":"http:\/\/literatourismus.net\/?p=515"},"modified":"2015-02-21T21:58:15","modified_gmt":"2015-02-21T19:58:15","slug":"j-b-priestley-ein-inspektor-kommt","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/literatourismus.net\/2011\/07\/j-b-priestley-ein-inspektor-kommt\/","title":{"rendered":"J.B. Priestley – Ein Inspektor kommt"},"content":{"rendered":"

John Boynton Priestley<\/a> (1894-1984) war ein englischer Schriftsteller, Journalist und Literaturkritiker. Nach Beendigung des Kriegsdienstes im Ersten Weltkrieg begann er ein Studium der Literatur und Geschichte. Bis 1940 widmete er sich dem Theater und gr\u00fcndete sogar ein eigenes, f\u00fcr das er seine St\u00fccke haupts\u00e4chlich konzipierte. W\u00e4hrend des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als BBC-Kommentator und erlangte so eine gewisse Ber\u00fchmtheit.<\/p>\n

“Ein Inspektor kommt” geh\u00f6rt zu Priestleys bekanntesten Werken und zeichnet sich durch eine solche Eindringlichkeit aus, das man nur gefesselt und ein bisschen peinlich ber\u00fchrt die Geschehnisse um die Familie Birling verfolgen kann. Das St\u00fcck spielt, obwohl 1942 verfasst, 1912 in einer fiktiven Kleinstadt namens Brumley. Die Familie ist zusammengekommen, um die bevorstehende Hochzeit der Tochter Sheila mit Gerald, dem Sohn eines befreundeten Fabrikanten, zu feiern. Mitten in der Rede Mister Arthur Birlings klopft es pl\u00f6tzlich an der T\u00fcr und\u00a0ein Inspektor kommt<\/em>.<\/p>\n

Der Inspektor stellt sich mit Namen Goole vor und berichtet von einem tragischen Suizidfall, der letzte Nacht im st\u00e4dtischen Krankenhaus geschehen sei. Ein M\u00e4dchen namens Eva Smith habe S\u00e4ure geschluckt und sei daran gestorben, er ziehe nun Erkundigungen dar\u00fcber ein, wer das M\u00e4dchen gekannt haben und etwas \u00fcber ihre Beweggr\u00fcnde wissen k\u00f6nne. Nach und nach stellt sich im Verh\u00f6r heraus, dass jedes Familienmitglied seinen Anteil an der Verzweiflungstat der jungen Frau hatte, ohne das tats\u00e4chlich zu beabsichtigen.<\/p>\n

Familienoberhaupt Arthur hatte daf\u00fcr gesorgt, dass Eva Smith ihren Job verlor, als sie um mehr Lohn bat, Tochter Sheila hatte sich aus Neid bei dem n\u00e4chsten Arbeitgeber Eva Smiths beschwert, der sie daraufhin ebenfalls entlie\u00df. Gerald hatte eine Aff\u00e4re mit Eva – wenn er sie auch unter dem Namen Daisy Renton kannte – und verlie\u00df sie. Sie wendet sich an eine Wohlt\u00e4tigkeitsorganisation, wo Mrs Birling ihr, trotz Schwangerschaft, die finanzielle Unterst\u00fctzung verweigert. Bruder Eric Birling stellt sich nicht nur als der fragliche Kindsvater, sondern auch als Dieb heraus, da er Geld f\u00fcr seine Aff\u00e4re aus dem B\u00fcro des Vaters entwendete. Die famili\u00e4re Fassade bricht.<\/p>\n

Langsam beginnt die Familie allerdings Zweifel an der Glaubw\u00fcrdigkeit des mysteri\u00f6sen Inspektor Goole zu hegen, der nicht allen zusammen, sondern jedem einzeln das Foto der jungen Frau zeigte – was bedeuten kann, dass es sich jeweils um ganz unterschiedliche Personen gehandelt haben k\u00f6nnte. F\u00fcr den Suizid der Frau und ihre Verstrickungen g\u00e4be es keinerlei Beweise und nachdem sich Mr Birling nach dem Inspektor, den niemand auf dem Revier zu kennen scheint, gehen alle, ausgenommen Tochter Sheila, die nicht zur Tagesordnung zur\u00fcckkehren kann, davon aus, betrogen worden zu sein. Alles Schuldgef\u00fchl scheint pl\u00f6tzlich wie ein Blatt im Wind davonzuwehen, als das Telefon klingelt – und von einem M\u00e4dchen berichtet wird, das Suizid begangen hatte und im st\u00e4dtischen Krankenhaus verstorben sei.<\/p>\n

Mich hat Priestleys St\u00fcck sehr beeindruckt, weil es deutlich vor Augen f\u00fchrt, wo unsere Verantwortlichkeit im menschlichen Miteinander liegt und dass wir niemals unbedacht gegen jemanden handeln sollten. Mitunter ziehen unsere Taten weitere Kreise als uns jemals bewusst wird und bevor wir uns irgendwann mit der Zerst\u00f6rung konfrontieren m\u00fcssen, die wir angerichtet haben, sollten wir bed\u00e4chtig miteinander umgehen. Wer dieses St\u00fcck gelesen hat, h\u00e4lt es nicht mehr f\u00fcr eine Plattit\u00fcde, sondern f\u00fcr bittere Wahrheit, in einer Welt, wo sich viele nicht mehr wesentlich f\u00fcr das Innere eines anderen Menschen interessieren.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

John Boynton Priestley (1894-1984) war ein englischer Schriftsteller, Journalist und Literaturkritiker. Nach Beendigung des Kriegsdienstes im Ersten Weltkrieg begann er ein Studium der Literatur und Geschichte. Bis 1940 widmete er sich dem Theater und gr\u00fcndete sogar ein eigenes, f\u00fcr das er seine St\u00fccke haupts\u00e4chlich konzipierte. W\u00e4hrend des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als BBC-Kommentator und erlangte so eine gewisse Ber\u00fchmtheit. “Ein Inspektor kommt” geh\u00f6rt zu Priestleys bekanntesten Werken und zeichnet sich durch eine solche Eindringlichkeit aus, das man nur gefesselt und ein bisschen peinlich ber\u00fchrt die Geschehnisse um die Familie Birling verfolgen kann. Das St\u00fcck spielt, obwohl 1942 verfasst, 1912 in einer fiktiven Kleinstadt namens Brumley. Die Familie ist zusammengekommen, um die bevorstehende Hochzeit der Tochter Sheila mit Gerald, dem Sohn eines befreundeten Fabrikanten, zu feiern. Mitten in der Rede Mister Arthur Birlings klopft es pl\u00f6tzlich an der T\u00fcr und\u00a0ein Inspektor kommt. Der Inspektor stellt sich mit Namen Goole vor und berichtet von einem tragischen Suizidfall, der letzte Nacht im st\u00e4dtischen Krankenhaus geschehen sei. Ein M\u00e4dchen namens Eva Smith habe S\u00e4ure geschluckt und sei daran gestorben, …<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":7754,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[16],"tags":[1888,1872,1887,834],"jetpack_featured_media_url":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-content\/uploads\/2011\/07\/jb_priestley_1642806c.jpg","_links":{"self":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/515"}],"collection":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=515"}],"version-history":[{"count":2,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/515\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":7755,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/515\/revisions\/7755"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media\/7754"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=515"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=515"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=515"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}