{"id":4828,"date":"2014-05-01T22:50:14","date_gmt":"2014-05-01T20:50:14","guid":{"rendered":"http:\/\/literatourismus.net\/?p=4828"},"modified":"2015-02-26T22:40:33","modified_gmt":"2015-02-26T20:40:33","slug":"michael-goodwin-dan-e-burr-economix","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/literatourismus.net\/2014\/05\/michael-goodwin-dan-e-burr-economix\/","title":{"rendered":"Michael Goodwin & Dan E.Burr – Economix"},"content":{"rendered":"

Mit einem Comic hochkomplexe wirtschaftliche Zusammenh\u00e4nge begreiflich zu machen, scheint auf den ersten Blick eine h\u00f6chst undankbare, wenn nicht unl\u00f6sbare Aufgabe zu sein. Michael Goodwin und Dan E.Burr ist es mit ihrer Publikation – in Deutschland im Hause Jacoby & Stuart<\/a> erschienen – allerdings gelungen, die Graphic Novel in den Stand eines p\u00e4dagogischen Werks zu heben, das als Lekt\u00fcre an Schulen den Lehrenden und Lernenden sicherlich nicht zum Nachteil gereichen w\u00fcrde. Ein bravour\u00f6ses ,Es war einmal das Wirtschaftswesen’. Ein Wunderwerk!<\/strong><\/p>\n

Wer denkt bei ,Economix’ nicht sofort an ,Logicomix’, die hervorragend verbildlichte Geschichte um das Leben Bertrand Russells und die Grundlagen der Mathematik? Die Graphic Novel ist, wie wenige andere Medien, auf eine einzigartige Weise in der Lage, komplexe Zusammenh\u00e4nge durch abstrakte Verbildlichung begreiflich zu machen. Das galt bereits bei Logicomix<\/a> wie auch im Falle dieser Gemeinschaftsarbeit Michael Goodwins und Dan Burrs. Viele Menschen wissen, nicht erst seit 2008, wenngleich dieses Jahr ihre dunkelsten Ahnungen auch in be\u00e4ngstigender Weise fassbar gemacht hat, in welchem Umfang die Wirtschaft und wirtschaftliche Interessen einzelner in ihre Lebenswirklichkeit eingreifen. Mit wirtschaftlichen Theorien allerdings setzen sich die wenigsten auseinander. Das, was an den globalen Finanzm\u00e4rkten passiert, gilt vielerorts als undurchdringlich, unverst\u00e4ndlich, f\u00fcr den Normalb\u00fcrger ein Buch mit sieben Siegeln.<\/p>\n

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Dass die Wirtschaft aber, \u00e4hnlich wie Geschichte und Kultur, einen Wandel durchlaufen hat, von verschiedensten Theorien beeinflusst und damals wie heute von Interessen gelenkt wird, ger\u00e4t dabei erstaunlich oft ins Hintertreffen. Die Wirtschaft, wenn sie auch berechenbarer als manch anderer Wissenschaftsbereich ist, wird heute wie vor hunderten von Jahren von Menschen gemacht und ver\u00e4ndert. Michael Goodwin unternimmt nun in Economix den waghalsigen Versuch, einen \u00dcberblick \u00fcber die wichtigsten wirtschaftlichen Theorien und historischen Einflussfaktoren zu bieten. Nicht, indem er Theorie auf Theorie schichtet, sondern indem er weitgehend chronologisch vorgeht. Denn er ist, vermutlich aus gutem Grunde, der Ansicht, dass niemand verstehen kann, wie es zu unserer heutigen Situation gekommen ist, wenn er nicht wei\u00df, wo wir begonnen haben.<\/p>\n

Die wichtigsten Theoretiker und \u00d6konomen kommen teils in Originalzitaten zu Wort. So treffen wir auf Adam Smith, Thomas Malthus, John Maynard Keynes, selbstredend auch Karl Marx sowie David Ricardo als mehr oder weniger gut gelittene \u00f6konomische Vordenker, auf die sich teils noch heute berufen wird; aber auch auf historische und politische Personen, die jeweils Einfluss auf das wirtschaftliche Geschehen nahmen. So spielen amerikanische Pr\u00e4sidenten, von Lincoln \u00fcber Roosevelt, von Reagan \u00fcber Clinton bis Bush junior und senior und ihre jeweilige Wirtschaftspolitik eine wichtige Rolle. Eine Entscheidung des Autors, die insofern sinnvoll erscheint als die amerikanischen Finanzm\u00e4rkte schon lange auch die Wirtschaft au\u00dfer Landes beeinflussen.<\/p>\n

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Anschaulich und pr\u00e4zise beschreiben der Autor und Dan Burrs grandiose Illustrationen komplizierte Vorg\u00e4nge wie den Derivathandel, die Bildung von Spekulationsblasen (wie 2008 durch Immobilienkredite ausgel\u00f6st) oder die Bildung von Konzernoligipolen. Was, so n\u00fcchtern aufgeschrieben, zun\u00e4chst einen dr\u00f6gen und wenig zug\u00e4nglichen Eindruck erweckt, entfaltet in Verbindung mit einem \u00fcberwiegend leicht verst\u00e4ndlichen Erz\u00e4hlton und manchmal humoresken, immer aber auf das Wesentliche heruntergebrochenen Zeichnungen, eine ganz eigene Faszination. Man will verstehen, man will durchdringen, was uns als so undurchdringlich verkauft wird. Und man schafft es auch. Nicht vollst\u00e4ndig, aber so weit, dass man zu weiterer Besch\u00e4ftigung mit einem Thema angeregt wird, von dem einem oftmals prohezeit wird, man verst\u00fcnde es ohnehin nicht.<\/p>\n

Dieses Buch beweist das Gegenteil, dieses Buch stellt bessere Weichen f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis wirtschaftlicher Zusammenh\u00e4nge als manch eine VWL-Vorlesung. Es ebnet den Weg.<\/p>\n

Die Meinung des Autors ist an vielen Stellen deutlich erkennbar, was der Freude am Wissensgewinn allerdings keinerlei Abbruch tut. Die Geschichte unserer Wirtschaft wird bis zu einem gewissen Grad immer eine subjektive sein, je nachdem, welchen Grunds\u00e4tzen man sich zugeneigt f\u00fchlt, welche Theorien man f\u00fcr zutreffend h\u00e4lt. Economix ist nicht nur eine hervorragende Einf\u00fchrung in Wirtschaftsgeschichte und -theorie, es ist auch der Versuch, unsere heutige wirtschaftliche Situation f\u00fcr den Leser so begreiflich zu machen, dass er selbst aus seiner ohnm\u00e4chtigen Br\u00e4sigkeit heraus zur Tat schreitet. Economix begreift sich nicht nur als Abhandlung \u00fcber Dagewesenes, es m\u00f6chte dazu anregen, aus dem erlangten Wissen eigene Schlussfolgerungen zu ziehen. Und daraufhin zu Taten zu gelangen. Denn nichts trifft uns in diesen Zeiten h\u00e4rter als die Unt\u00e4tigkeit.<\/p>\n

Michael Goodwin & Dan E.Burr: Economix, Wie unsere Wirtschaft funktioniert (oder auch nicht), Verlagshaus Jacoby & Stuart, aus dem Amerikanischen von Edmund Jacoby, 304 Seiten, 9783942787031<\/span>, 19,95 \u20ac<\/span><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Mit einem Comic hochkomplexe wirtschaftliche Zusammenh\u00e4nge begreiflich zu machen, scheint auf den ersten Blick eine h\u00f6chst undankbare, wenn nicht unl\u00f6sbare Aufgabe zu sein. Michael Goodwin und Dan E.Burr ist es mit ihrer Publikation – in Deutschland im Hause Jacoby & Stuart erschienen – allerdings gelungen, die Graphic Novel in den Stand eines p\u00e4dagogischen Werks zu heben, das als Lekt\u00fcre an Schulen den Lehrenden und Lernenden sicherlich nicht zum Nachteil gereichen w\u00fcrde. Ein bravour\u00f6ses ,Es war einmal das Wirtschaftswesen’. Ein Wunderwerk! Wer denkt bei ,Economix’ nicht sofort an ,Logicomix’, die hervorragend verbildlichte Geschichte um das Leben Bertrand Russells und die Grundlagen der Mathematik? Die Graphic Novel ist, wie wenige andere Medien, auf eine einzigartige Weise in der Lage, komplexe Zusammenh\u00e4nge durch abstrakte Verbildlichung begreiflich zu machen. Das galt bereits bei Logicomix wie auch im Falle dieser Gemeinschaftsarbeit Michael Goodwins und Dan Burrs. Viele Menschen wissen, nicht erst seit 2008, wenngleich dieses Jahr ihre dunkelsten Ahnungen auch in be\u00e4ngstigender Weise fassbar gemacht hat, in welchem Umfang die Wirtschaft und wirtschaftliche Interessen einzelner in ihre Lebenswirklichkeit eingreifen. Mit …<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":4829,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[830,16],"tags":[1050,1192,1625,1626],"jetpack_featured_media_url":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-content\/uploads\/2014\/05\/economixcover.jpg","_links":{"self":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/4828"}],"collection":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=4828"}],"version-history":[{"count":2,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/4828\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":7896,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/4828\/revisions\/7896"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media\/4829"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=4828"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=4828"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=4828"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}