{"id":2531,"date":"2013-04-24T14:09:30","date_gmt":"2013-04-24T14:09:30","guid":{"rendered":"http:\/\/literatourismus.net\/?p=2531"},"modified":"2014-12-11T13:03:47","modified_gmt":"2014-12-11T11:03:47","slug":"ein-interview-mit-bodo-wartke","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/literatourismus.net\/2013\/04\/ein-interview-mit-bodo-wartke\/","title":{"rendered":"Ein Interview mit Bodo Wartke"},"content":{"rendered":"
\"Bodo<\/a>

(c) Nele Martensen<\/p><\/div>\n

In Fortsetzung zu meinem gestrigen Artikel \u00fcber K\u00f6nig \u00d6dipus, in der Fassung von Sophokles und Klavierkabarettist Bodo Wartke hier nun ein Interview mit dem Grandmaster \u00d6dipus Rex<\/em>. Bodo Wartke<\/strong> wurde am 21. Mai 1977 in Hamburg geboren und wuchs in Reinbek und Bad Schwartau auf. (Ja, die Stadt mit der Marmelade!) Nach einem nahezu als experimentell zu bezeichnenden Physikstudium f\u00fcr einige Semester schwenkte er zu Musik um und studierte an der Universit\u00e4t der K\u00fcnste in Berlin. Bodo Wartke war bis 2004 Mitglied bei der von Christof St\u00e4hlin initiierten Liedermacherakademie SAGO. 1996 hatte er seinen ersten abendf\u00fcllenden B\u00fchnenauftritt an seiner alten Schule in Bad Schwartau, mittlerweile tourt er mit seinem vierten Klavierkabarettprogramm Klaviersdelikte<\/em> und seinem 1-Personen-\u00d6dipus quer durch Deutschland, \u00d6sterreich und die Schweiz.<\/p>\n

Hallo Bodo, ich freue mich sehr, dass du dich zu diesem Gespr\u00e4ch bereit erkl\u00e4rst und ein bisschen deiner Zeit f\u00fcr mich opferst<\/strong>!
\nBW: Sehr gerne.<\/p>\n

Mit K\u00f6nig \u00d6dipus hast du dich ja einer klassischen antiken Trag\u00f6die angenommen, in Arbeit ist auch Antigone, also quasi die Fortsetzung der \u00d6dipusgeschichte. Gibt es einen bestimmten Grund daf\u00fcr, dass es ausgerechnet die Trag\u00f6dien sind, angesichts all der Pflichtlekt\u00fcren der gymnasialen Oberstufe?<\/strong>
\nBW: Die griechische G\u00f6tter- und Sagenwelt hat mich schon immer fasziniert, zudem sind die meisten Trag\u00f6dien einfach packende Geschichten. Was mich speziell an \u00d6dipus interessiert hat, ist die Gestaltung der Figur. \u00d6dipus hat die Gr\u00f6\u00dfe, sein Schicksal anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Das ist einfach eine integere Figur mit all ihren Fehlern und Vorz\u00fcgen. Oder nimm Schiller. In seinen Dramen treten Menschen f\u00fcr ihre Ideale ein und sind bereit den Preis zu zahlen, im schlimmsten Fall nehmen sie auch den eigenen Tod in Kauf.<\/p>\n

Was hat dich an K\u00f6nig \u00d6dipus besonders gereizt? <\/strong>
\nBW: Sophokles gelingt mit seinem K\u00f6nig \u00d6dipus ein grandioses St\u00fcck Literatur. Er gestaltet die Handlung dramaturgisch so fesselnd, – und das ist eigentlich paradox -, denn obwohl wir wissen, wie die Geschichte enden wird, warten wir gebannt auf die Aufl\u00f6sung. Das ist wirklich genial.<\/p>\n

Wie haben deine Mitsch\u00fcler denn damals auf deinen Plan reagiert, das Ganze in eine Art lyrisches Musical zu verwandeln?<\/strong>
\nBW: Das St\u00fcck war ja zu Schulzeiten noch nicht fertig. Ich hatte damals nur eine Szene, die in meinem ersten abendf\u00fcllenden Konzert 1996 in meiner Schule zur Auff\u00fchrung kam, mit meinem Freund Henning als Teiresias und Kreon.<\/p>\n

Hat die Arbeit an K\u00f6nig \u00d6dipus \u00fcber die Jahre deine Vorstellung von Schicksal ver\u00e4ndert?
\nGlaubst du an Schicksal oder eher an Zuf\u00e4lle?<\/strong>
\nBW: Weder das eine noch das andere. Manchmal bin ich geneigt, an Schicksal zu glauben, aber dann denke ich wieder, dass die Dinge zuf\u00e4llig geschehen. Wichtiger finde ich die Frage, wie gehe ich mit dem um, was passiert, sei es Schicksal oder Zufall.<\/p>\n

\"Bodo<\/a>

(c) Nele Martensen<\/p><\/div>\n

Gab\/Gibt es auch andere (Schul)Lekt\u00fcren, von denen du dir h\u00e4ttest vorstellen k\u00f6nnen, sie etwas zu modernisieren?<\/strong>
\nBW: Nein, von den verschiedenen Schullekt\u00fcren hat mich keine Geschichte so gepackt, wie die von \u00d6dipus. W\u00e4hrend der Erarbeitung meiner \u00d6dipus-Fassung entstand allerdings die Idee, auch eine Bearbeitung der Antigone zu dichten.<\/p>\n

Gab es Lekt\u00fcren, abgesehen von K\u00f6nig \u00d6dipus, durch die du dich in der Schule eher gequ\u00e4lt hast? F\u00fcr viele ist ja \u201aEffi Briest\u2018 so ein Paradebeispiel. F\u00fcr mich war das \u201aIphigenie auf Tauris\u2018.<\/strong>
\nBW: Ich habe mich nicht wirklich durch den K\u00f6nig \u00d6dipus gequ\u00e4lt, die Faszination \u00fcberwog schon deutlich, der altert\u00fcmlichen und teils schwierigen Sprache zum Trotz, sonst w\u00e4re mein Solo-St\u00fcck nie entstanden. Was ich tats\u00e4chlich nie zu Ende gelesen habe, war ‘Bergkristall’ von Adalbert Stifter – entsetzlich langweilig.<\/p>\n

Wie muss, deiner Meinung nach, ein klassischer literarischer Stoff beschaffen sein, damit er auch heute noch Menschen ber\u00fchrt? Wo kann man da in der Bearbeitung ansetzen?<\/strong>
\nBW: Das Zusammenspiel aus Form und Inhalt muss f\u00fcr mich stimmen. F\u00fcr den Inhalt w\u00fcnsche ich mir eine Handlung, die spannend und in sich schl\u00fcssig ist sowie integere Figuren. Und die Form sollte so beschaffen sein, eben diesen Inhalt erfassen zu k\u00f6nnen. Sprich, wenn zum Beispiel gesungen wird, sollte so gesungen werden, dass der Text verstanden werden kann. Aus diesem Grund tue ich mich mit der Gattung Oper sehr schwer.<\/p>\n

Wo und wann schreibst du am liebsten (Lieder, St\u00fccke, Gedichte)?<\/strong>
\nBW: Ich schreibe aus dem Affekt heraus. Vieles entsteht im Zug, da ich nun mal viel mit der Bahn unterwegs bin. Das Schreiben plane ich nicht, meistens findet es mich. Die Ideen kommen zu mir, wann sie wollen. Da ich nie wei\u00df, wann und wo sie das tun, habe ich immer Stift und Notizblock dabei. Bl\u00f6d ist, wenn ich Ideen in der Sauna habe.<\/p>\n

Viele deiner Lieder, ich denke da zum Beispiel an \u201e90 Grad\u201c oder \u201eSie\u201c, sind sehr poetisch, selbst ohne Musik kleine lyrische Perlen. Gibt es Lyrik, die dich begeistert? <\/strong>
\nBW: Mich begeistert Lyrik, die sinnlich ist, im Sinne von: die alle Sinne anspricht. Ich mag es sehr, wenn genau beschrieben wird, wie sich etwas anf\u00fchlt, riecht oder schmeckt, sodass ich es quasi nachf\u00fchlen kann und aus meiner Erinnerung wachrufen kann. Christof St\u00e4hlin und Theodor Kramer sind Poeten, die das gl\u00e4nzend beherrschen.<\/p>\n

Zuletzt noch eine Frage, thematisch zum Blog \u2013 was liest du gerade\/gerne oder kommst du dazu wom\u00f6glich gar nicht mehr?<\/strong>
\nBW: Tats\u00e4chlich lese ich gerade “Antigone” in der \u00dcbersetzung von Kurt Steinmann. Er hat mir seine \u00dcbersetzung freundlicherweise zur Verf\u00fcgung gestellt, und immer wenn ich Zeit habe, lese ich darin.<\/p>\n

Vielen lieben Dank f\u00fcr das Interview!<\/strong>
\nBW: Gern geschehen!<\/p>\n

Weitere Informationen \u00fcber Bodo und sein Schaffen findet ihr unter www.bodowartke.de!<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

In Fortsetzung zu meinem gestrigen Artikel \u00fcber K\u00f6nig \u00d6dipus, in der Fassung von Sophokles und Klavierkabarettist Bodo Wartke hier nun ein Interview mit dem Grandmaster \u00d6dipus Rex. Bodo Wartke wurde am 21. Mai 1977 in Hamburg geboren und wuchs in Reinbek und Bad Schwartau auf. (Ja, die Stadt mit der Marmelade!) Nach einem nahezu als experimentell zu bezeichnenden Physikstudium f\u00fcr einige Semester schwenkte er zu Musik um und studierte an der Universit\u00e4t der K\u00fcnste in Berlin. Bodo Wartke war bis 2004 Mitglied bei der von Christof St\u00e4hlin initiierten Liedermacherakademie SAGO. 1996 hatte er seinen ersten abendf\u00fcllenden B\u00fchnenauftritt an seiner alten Schule in Bad Schwartau, mittlerweile tourt er mit seinem vierten Klavierkabarettprogramm Klaviersdelikte und seinem 1-Personen-\u00d6dipus quer durch Deutschland, \u00d6sterreich und die Schweiz. Hallo Bodo, ich freue mich sehr, dass du dich zu diesem Gespr\u00e4ch bereit erkl\u00e4rst und ein bisschen deiner Zeit f\u00fcr mich opferst! BW: Sehr gerne. Mit K\u00f6nig \u00d6dipus hast du dich ja einer klassischen antiken Trag\u00f6die angenommen, in Arbeit ist auch Antigone, also quasi die Fortsetzung der \u00d6dipusgeschichte. Gibt es einen bestimmten Grund …<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":2538,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[836],"tags":[882,947,1186,1232,1479,1484,1555],"jetpack_featured_media_url":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-content\/uploads\/2013\/04\/bodo-2-e1418295779792.jpg","_links":{"self":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2531"}],"collection":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=2531"}],"version-history":[{"count":1,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2531\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":7273,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2531\/revisions\/7273"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media\/2538"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=2531"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=2531"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=2531"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}