{"id":2043,"date":"2013-02-23T07:22:29","date_gmt":"2013-02-23T07:22:29","guid":{"rendered":"http:\/\/literatourismus.net\/?p=2043"},"modified":"2013-02-23T07:22:29","modified_gmt":"2013-02-23T07:22:29","slug":"astrid-rosenfeld-elsa-ungeheuer","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/literatourismus.net\/2013\/02\/astrid-rosenfeld-elsa-ungeheuer\/","title":{"rendered":"Astrid Rosenfeld – Elsa ungeheuer"},"content":{"rendered":"

\"053144603-elsa-ungeheuer\"<\/a><\/p>\n

Astrid Rosenfeld<\/a> ist eine deutsche Autorin. Sie ging nach der Schule f\u00fcr zwei Jahre nach Kalifornien, um dort zu schauspielern, begann danach eine Schauspielausbildung in Berlin, entdeckte an sich aber einen “Mangel an Talent und Leidenschaft”. So entschied sie sich gegen das Schauspielern, arbeitete noch eine zeitlang hinter der Kamera, bis sie sich schlie\u00dflich ganz dem Schreiben widmete. 2011 erschien ihr erfolgreicher Deb\u00fctroman Adams Erbe, <\/em>der sich \u00fcber 40 000 mal verkaufte. Im aktuellen Diogenes Magazin findet sich ein sehr sch\u00f6nes Interview mit Astrid Rosenfeld. Hier<\/a> kann man es online lesen oder in gedruckter Form bestellen. (oder beim Buchh\u00e4ndler des Vertrauens mal nachfragen)<\/p>\n

Schon mit \u201eAdams Erbe\u201c hat Astrid Rosenfeld ein, trotz aller Widrigkeiten des Themas, herrlich charmantes und herzerw\u00e4rmendes Buch geschrieben, mit \u201eElsa ungeheuer\u201c ist ihr wieder ein Roman dieser Couleur gelungen, wenn er auch diesmal in einer ganz anderen Zeit spielt. Lorenz und Karl Brauer sind Br\u00fcder. Gemeinsam mit ihrer Mutter Hanna, ihrem Vater Randolph, der Haush\u00e4lterin, die alle nur \u201edie Kratzlerin\u201c nennen und Herrn Murmelstein \u2013 dem \u201eMurmeltier\u201c \u2013 leben sie gemeinsam auf einem Bauernhof in der s\u00fcddeutschen Provinz. Sie vermieten Zimmer an Ferieng\u00e4ste, bis Hanna sich pl\u00f6tzlich eines Tages das Leben nimmt. Astrid Rosenfeld beschreibt das auf so tragikomische Weise, dass man sich beinahe daf\u00fcr sch\u00e4mt, \u00fcber diese Situation mindestens zu schmunzeln.<\/p>\n

F\u00fcr manche Menschen scheint die Erde einfach nicht der rechte Ort zu sein, und meine Mutter Hanna war so ein Mensch. (…) Mit sechzehn hatte Hanna Stimmen geh\u00f6rt. Mit siebzehn durfte sie die Pychiatrie wieder verlassen und mit achtzehn auch die Neuroleptika absetzen. \u00dcbrig blieb eine gr\u00fcne M\u00fctze, die ein Arzt ihr geschenkt hatte. Auch noch zw\u00f6lf Jahre sp\u00e4ter thronte sie Sommer wie Winter auf Hannas Haupt. Ein Talisman. Vor elf Tagen verschwand die gr\u00fcne M\u00fctze und Hanna Brauer, geborene van Dohl, zog sich eine rosa Unterhose \u00fcber den Kopf und sprang vom Balkon.<\/em><\/p><\/blockquote>\n

Randolph verwindet den Tod seiner Frau nicht und beginnt zu trinken, die Ferieng\u00e4ste kommen immer seltener und die Betreuung der Kinder wird mehrheitlich von der Kratzlerin und dem Murmeltier \u00fcbernommen. Herr Murmelstein war selbst einmal ein Feriengast, bis er, trotz seiner gelegentlichen Differenzen mit der strenggl\u00e4ubigen Haush\u00e4lterin, beschloss, sein Lager bei den Brauers aufzuschlagen und Erkenntnis zu erlangen. Herr Murmelstein ist alt, hat schon viel von der Welt gesehen, besonders aber Frauen, von denen er den Kindern jeden Abend zum Einschlafen berichtet \u2013 auch wenn seine Geschichten alles andere als altersgem\u00e4\u00df sind.<\/p>\n

Eines Tages kommt Elsa – die heimliche Hauptfigur – ins Dorf, die Tochter der Dorfsch\u00f6nheit, mit der die H\u00e4lfte des Dorfes damals angebandelt hatte und die nun alle verzweifelt ihre eigenen Gesichtsz\u00fcge in dem renitenten elfj\u00e4hrigen M\u00e4dchen zu finden versuchen, das mit ihrer Mutter in die Provinz zur\u00fcckkehrt. Eigentlich plant Elsas Mutter\u00a0 eine Weltreise mit ihrem Partner und damit Elsa dabei nicht st\u00f6rt, wird sie kurzerhand zu ihrem Onkel gebracht, auf unbestimmte Zeit. Elsa, Lorenz und Karl freunden sich an und verleben viele wundervolle Sommer, bis das \u00c4lterwerden und ein schreckliches Geheimnis Elsas einen Keil zwischen sie treibt.<\/p>\n

Noch einige Male sah ich Elsa nachts \u00fcber unseren Hof huschen. Unm\u00f6glich auszumachen, woher das M\u00e4dchen kam. Ein Schatten. Ein Geist. Ich wagte nicht mehr, ihr zu folgen. Hatten wir wirklich nur ein paar Lackstiefel beerdigt? Oder doch ein weiteres St\u00fcck unserer Freundschaft? Eine Zimmerl\u00e4nge und eine Grabesbreite trennten Elsa und mich nun voneinander. Dass sich noch mehr zwischen uns gedr\u00e4ngt hatte, ahnte ich damals nicht.<\/em><\/p><\/blockquote>\n

Der zweite Teil der Geschichte spielt in einer Zeit, in der \u201eFetti\u201c (Karl) ganz und gar nicht mehr fett und sein Bruder Lorenz ein gefeierter K\u00fcnstler ist, der versucht, die Ewigkeit zu malen. Astrid Rosenfelds Einblick in die(se) Kunstszene f\u00e4llt sehr d\u00fcster und pessimistisch aus, sie rei\u00dft die Brauer-Br\u00fcder beinahe endg\u00fcltig auseinander. Astrid Rosenfeld hat ein H\u00e4ndchen f\u00fcr skurrile, aber doch liebensw\u00fcrde Charaktere, mit denen man trotz ihrer Eigent\u00fcmlichkeit doch Mitgef\u00fchl entwickelt. Verschrobene, gescheiterte Existenzen wie die Kunstsammlerin Irina Graham, von denen man zwar wenig wei\u00df, aber sp\u00fcrt, dass sie das Leben auf eine Weise gezeichnet haben muss, die schwer zu verwinden ist. So, wie uns alle, eigentlich<\/em>.<\/p>\n

Ich kann Elsa ungeheuer<\/em> nur empfehlen, als die wundervolle Geschichte einer Kindheit und schmerzlich realistische Dokumentation einer Kunstszene, in der viel mehr Oberfl\u00e4chlichkeit und Eigennutz, denn wahres Interesse an Kunst gepflegt werden. So kann man heute (?) mit dem n\u00f6tigen Kleingeld aus allem Kunst und aus jedem einen K\u00fcnstler machen. Astrid Rosenfeld aber schafft es ganz ohne gut betuchte Marionettenspieler im Hintergrund, einen tollen zweiten Roman zu schreiben, der einem das Herz erw\u00e4rmt! Trotz aller Dunkelheit. Und so soll es ja auch sein.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Astrid Rosenfeld ist eine deutsche Autorin. Sie ging nach der Schule f\u00fcr zwei Jahre nach Kalifornien, um dort zu schauspielern, begann danach eine Schauspielausbildung in Berlin, entdeckte an sich aber einen “Mangel an Talent und Leidenschaft”. So entschied sie sich gegen das Schauspielern, arbeitete noch eine zeitlang hinter der Kamera, bis sie sich schlie\u00dflich ganz dem Schreiben widmete. 2011 erschien ihr erfolgreicher Deb\u00fctroman Adams Erbe, der sich \u00fcber 40 000 mal verkaufte. Im aktuellen Diogenes Magazin findet sich ein sehr sch\u00f6nes Interview mit Astrid Rosenfeld. Hier kann man es online lesen oder in gedruckter Form bestellen. (oder beim Buchh\u00e4ndler des Vertrauens mal nachfragen) Schon mit \u201eAdams Erbe\u201c hat Astrid Rosenfeld ein, trotz aller Widrigkeiten des Themas, herrlich charmantes und herzerw\u00e4rmendes Buch geschrieben, mit \u201eElsa ungeheuer\u201c ist ihr wieder ein Roman dieser Couleur gelungen, wenn er auch diesmal in einer ganz anderen Zeit spielt. Lorenz und Karl Brauer sind Br\u00fcder. Gemeinsam mit ihrer Mutter Hanna, ihrem Vater Randolph, der Haush\u00e4lterin, die alle nur \u201edie Kratzlerin\u201c nennen und Herrn Murmelstein \u2013 dem \u201eMurmeltier\u201c \u2013 leben sie gemeinsam …<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":2044,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[839],"tags":[891,1035,1241,1267],"jetpack_featured_media_url":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-content\/uploads\/2013\/02\/053144603-elsa-ungeheuer.jpg","_links":{"self":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2043"}],"collection":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=2043"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2043\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media\/2044"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=2043"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=2043"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=2043"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}