<\/a><\/p>\nHorv\u00e1ths Stil ist schmucklos, in einigen Passagen bewusst umgangssprachlich. Und doch entfaltet er eine unheilvolle Kraft: m\u00f6glicherweise auch vor dem Hintergrund gegenw\u00e4rtiger gesellschaftlicher Entwicklungen. In den letzten Monaten gab es mehr als eine Gelegenheit, sich die Mitl\u00e4ufer*innen anzusehen, deren Schulterschluss mit politischem Extremismus mindestens sie selbst nicht im Geringsten zu st\u00f6ren scheint. Man konnte sich Mitt\u00e4ter*innen ansehen, die teilhaben an der Verbreitung von L\u00fcgen, Hetze und Propaganda. Horvaths Roman ist nicht veraltet, kann nicht veraltet sein in einer Zeit, in der Menschen wieder von Volk, Einigkeit und Heimat schwadronieren, w\u00e4hrend sie anderen ihre Grundrechte absprechen.<\/p>\n
Als 1937 \u201eJugend ohne Gott\u201c im Amsterdamer Exilverlag Allert de Lange erscheint, ist der \u00f6sterreich-ungarische Schriftsteller f\u00fcr die Nationalsozialisten l\u00e4ngst persona non grata. Hatte er 1934 noch in existenzsichernder Absicht versucht, in den Reichsverband Deutscher Schriftsteller<\/i> aufgenommen zu werden (was ihm viel Kritik seitens einiger Schriftstellerkollegen eingetragen hat), wird er 1936 aus Deutschland ausgewiesen, seine B\u00fccher und St\u00fccke d\u00fcrfen nicht mehr verkauft oder aufgef\u00fchrt werden. Horv\u00e1th reist nach Ungarn, \u00fcber Triest und Z\u00fcrich nach Amsterdam, bekommt schlie\u00dflich eine Einreisegenehmigung f\u00fcr die Vereinigten Staaten. Zur Emigration in die USA sollte es nicht mehr kommen. Horv\u00e1th wird 1938 in Paris w\u00e4hrend eines Gewitters von einem herabst\u00fcrzenden Ast erschlagen.<\/p>\n
Lest Horv\u00e1th. Verfilmungen gibt es \u00fcbrigens auch einige, zuletzt eine aus dem Jahr 2017, die die Themen des Romans in ein aktuelles Szenario \u00fcbertr\u00e4gt. Kritiker bem\u00e4ngeln nicht nur den vergleichsweise geringen Bezug zur Buchvorlage, sondern auch das Vers\u00e4umnis, den gegenw\u00e4rtigen Rassismus und Rechtsextremismus zum Thema zu machen. W\u00e4re ja eigentlich eine Steilvorlage gewesen. <\/p>\n