{"id":11994,"date":"2017-12-27T20:24:59","date_gmt":"2017-12-27T18:24:59","guid":{"rendered":"http:\/\/literatourismus.net\/?p=11994"},"modified":"2017-12-27T20:25:29","modified_gmt":"2017-12-27T18:25:29","slug":"kurz-und-knapp-rezensiert-im-dezember","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/literatourismus.net\/2017\/12\/kurz-und-knapp-rezensiert-im-dezember\/","title":{"rendered":"Kurz und knapp rezensiert im Dezember!"},"content":{"rendered":"

Die Weihnachtstage sind so schnell vor\u00fcbergegangen wie sie gekommen sind. Bis die Silvesterfeiern allerorts das neue Jahr einl\u00e4uten, habe ich nochmal vier B\u00fccher f\u00fcr euch, die ich im Dezember gelesen habe. Es geht um die Welt und unsere Zukunft, eine sp\u00e4te Rache, L\u00fcgen, die au\u00dfer Kontrolle geraten und einen Unfall, der Leben ver\u00e4ndert.<\/strong><\/p>\n

\"\"<\/a>W\u00e4hrend vielerorts noch dar\u00fcber gestritten wird, ob Fl\u00fcchtlinge eine Gefahr f\u00fcr den Zusammenhalt der Gesellschaft darstellen und ob die R\u00fcckkehr zu nationaler Unabh\u00e4ngigheit nicht all unsere Probleme l\u00f6sen k\u00f6nnte; w\u00e4hrend noch debattiert wird, ob der Klimawandel real ist und wie man Arbeitslose motivieren k\u00f6nnte, etwas zu leisten, finden ganz nebenbei die gro\u00dfen Umw\u00e4lzungen statt. Philipp Blom beleuchtet in seinem Essay u.a. die wahrscheinlichen Folgen des voranschreitenden Klimawandels – Migration, unbewohnbare oder g\u00e4nzlich verschwundene Gebiete – sowie die gravierenden Ver\u00e4nderungen des Arbeitslebens durch die Digitalisierung. Der Begriff der Arbeit und ihren Stellenwert werden wir \u00fcberdenken m\u00fcssen angesichts einer immer rasanter fortschreitenden Technisierung. Das Ziel hei\u00dft nicht mehr quasi Vollbesch\u00e4ftigung, kann nicht mehr Vollbesch\u00e4ftigung hei\u00dfen, wenn Maschinen immer mehr T\u00e4tigkeiten \u00fcbernehmen. Wir k\u00f6nnen nicht mehr mit Volldampf vorausfahren, wenn die Ressourcen knapp werden. Wie werden uns Alternativen \u00fcberlegen m\u00fcssen, Ideen entwickeln, abseits ausgetretener Pfade denken. Die Zukunft will gestaltet, nicht nur erduldet werden. Das macht Blom unumwunden deutlich. Ein kluges Buch, das zum Handeln aufruft, statt Probleme auf die Schultern von S\u00fcndenb\u00f6cken auszulagern!<\/p>\n

Philipp Blom: Was auf dem Spiel steht<\/a>. Hanser Verlag. 224 Seiten. 20 \u20ac.<\/span><\/em><\/p>\n

\"\"<\/a>Wir alle l\u00fcgen. Oft nicht etwa aus b\u00f6swilligen Motiven, sondern um einen anderen nicht zu verletzen oder einem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Nuphar Schalev ist ein unscheinbares M\u00e4dchen. Sie steht im Schatten ihrer attraktiven Schwester, ist sch\u00fcchtern und zur\u00fcckhaltend. Als Verk\u00e4uferin in einem Eisladen verdient sie sich ein kleines Taschengeld. Als der S\u00e4nger Avischai Milner eines Tages zuf\u00e4llig im Laden steht und aus einem Konflikt ein folgenreicher Zwischenfall erw\u00e4chst,\u00a0 entwickelt die aus der Not erwachsene L\u00fcge ein Eigenleben. Mit gro\u00dfer Empathie und ber\u00fchrenden Bildern erz\u00e4hlt Ayelet Gundar-Goshen nicht nur von einer, sondern von mehreren, einander \u00fcberkreuzenden L\u00fcgen, die jeweils etwas bewahren oder verschleiern. Und jede L\u00fcge entwickelt f\u00fcr sich eine Dynamik, die nachvollziehbar erscheint in einer spezifischen Situation. Sie sind nicht von langer Hand geplant, sie ergeben sich und ergreifen Besitz. Am Ende steht ein zarter, vielschichtiger Roman. Einer, der nicht etwa Urteile f\u00e4llt, sondern mit gro\u00dfer Beobachtungsgabe erz\u00e4hlt.<\/p>\n

Ayelet Gundar-Goshen: L\u00fcgnerin<\/a>. Kein & Aber. Aus dem Hebr\u00e4ischen von Helene Seidler. 336 Seiten. 24 \u20ac.<\/span><\/em><\/p>\n

\"\"<\/a>\u00dcberall ist zu lesen, dass dieser Krimi vor allem geschrieben worden sei, um Spielschulden zu begleichen. Und nicht nur das: es gelingt Iori Fujiwara sogar, mit diesem 1998 im Original erschienenen Buch einen Preis zu gewinnen. In einem Park in Tokio wird eine Bombe gez\u00fcndet, deren Explosion mehrere Menschen das Leben kostet. Zuf\u00e4llig h\u00e4lt sich zu diesem Zeitpunkt gerade der Barkeeper und Trinker Shimamura am Ort des Geschehens auf. Er wird immer tiefer hineingezogen in Ereignisse, die ihn unmittelbar in Gefahr bringen. Shimamura lebt seit vielen Jahren unter falscher Identit\u00e4t und f\u00fcrchtet nun, aufgrund seiner Anwesenheit w\u00e4hrend des Attentats nicht nur ins Visier der Polizei zu geraten, sondern schlie\u00dflich enttarnt zu werden. Bei der Bombemexplosion stirbt auch ein alter Freund, mit dem ihn eine Geschichte aus den Jahren der Studentenunruhen verbindet. St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck setzt Fujiwara die Teile zu einem Bild zusammen, das nicht nur weit in die Vergangenheit f\u00fchrt, sondern ungeahnte Verbindungen aufdeckt. Ein spannender Krimi mit einem charismatischen Protagonisten und einer fesselnden Spurensuche im Yakuza-Milieu! Au\u00dferdem Platz 6 der Krimibestenliste<\/a> im Dezember.<\/p>\n

Iori Fujiwara: Der Sonnenschirm des Terroristen<\/a>. cass Verlag. Aus dem Japanischen von Katja Busson. 352 Seiten. 19,95 \u20ac.<\/span><\/em><\/p>\n

\"\"<\/a>Jan Costin Wagners Krimis sind seit jeher daf\u00fcr bekannt, von besonderer Machart zu sein. Eher behutsam, still, zur\u00fcckhaltend, unaufdringlich. Hier z\u00e4hlen nicht der gro\u00dfe Effekt oder die besonders steile Spannungskurve, Wagners Joentaa-Krimis ist viel mehr an Atmosph\u00e4re und Stimmung gelegen. So auch in Sakari lernt, durch W\u00e4nde zu gehen<\/em>. Lose basierend auf einem realen Vorfall<\/a> erz\u00e4hlt der Roman multiperspektivisch den Ablauf der Geschehnisse. Ein Jugendlicher steht in einem Brunnen im finnischen Turku. Er ist mit einem Messer bewaffnet, mit dem er sich selbst Verletzungen zuf\u00fcgt. Vermeintlich in Notwehr wird er von einem Polizeibeamten erschossen. Wer war dieser junge verwirrte Mann im Brunnen? Was hat ihn so weit getrieben? Kimmo Joentaa st\u00f6\u00dft auf eine Familientrag\u00f6die und ihre unmittelbaren Folgen. \u00dcber allem liegt in diesem Buch eine melancholische Patina, eine bedr\u00fcckende Stimmung. Diese D\u00fcsternis, immer wieder durchbrochen von allt\u00e4glichen Situationen, entwickelt eine Anziehungskraft, die sich erst mit der letzten Seite aufl\u00f6st. Ein Roman, der von seiner nordisch unterk\u00fchlten Zur\u00fcckhaltung lebt und durch sie erst charakteristisches Format erh\u00e4lt.<\/p>\n

Jan Costin Wagner: Sakari lernt, durch W\u00e4nde zu gehen<\/a>. Galiani. 240 Seiten. 20 \u20ac.<\/span><\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Die Weihnachtstage sind so schnell vor\u00fcbergegangen wie sie gekommen sind. Bis die Silvesterfeiern allerorts das neue Jahr einl\u00e4uten, habe ich nochmal vier B\u00fccher f\u00fcr euch, die ich im Dezember gelesen habe. Es geht um die Welt und unsere Zukunft, eine sp\u00e4te Rache, L\u00fcgen, die au\u00dfer Kontrolle geraten und einen Unfall, der Leben ver\u00e4ndert. W\u00e4hrend vielerorts noch dar\u00fcber gestritten wird, ob Fl\u00fcchtlinge eine Gefahr f\u00fcr den Zusammenhalt der Gesellschaft darstellen und ob die R\u00fcckkehr zu nationaler Unabh\u00e4ngigheit nicht all unsere Probleme l\u00f6sen k\u00f6nnte; w\u00e4hrend noch debattiert wird, ob der Klimawandel real ist und wie man Arbeitslose motivieren k\u00f6nnte, etwas zu leisten, finden ganz nebenbei die gro\u00dfen Umw\u00e4lzungen statt. Philipp Blom beleuchtet in seinem Essay u.a. die wahrscheinlichen Folgen des voranschreitenden Klimawandels – Migration, unbewohnbare oder g\u00e4nzlich verschwundene Gebiete – sowie die gravierenden Ver\u00e4nderungen des Arbeitslebens durch die Digitalisierung. Der Begriff der Arbeit und ihren Stellenwert werden wir \u00fcberdenken m\u00fcssen angesichts einer immer rasanter fortschreitenden Technisierung. Das Ziel hei\u00dft nicht mehr quasi Vollbesch\u00e4ftigung, kann nicht mehr Vollbesch\u00e4ftigung hei\u00dfen, wenn Maschinen immer mehr T\u00e4tigkeiten \u00fcbernehmen. Wir k\u00f6nnen nicht …<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":11995,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":[],"categories":[836,2212],"tags":[1845,2454,2455,2456],"jetpack_featured_media_url":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-content\/uploads\/2017\/12\/kurzknapp.jpg","_links":{"self":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/11994"}],"collection":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=11994"}],"version-history":[{"count":4,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/11994\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":12003,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/11994\/revisions\/12003"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media\/11995"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=11994"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=11994"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/literatourismus.net\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=11994"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}