Alle Artikel mit dem Schlagwort: manuel möglich

Kurz und knapp rezensiert im Juni!

Nach einer längeren Blogpause geht es im Juni um die Toten und ihr Resüme, pointierte Cartoons zu Kultur- und Literaturbetrieb, Utopien und eine unverzeihliche Grenzüberschreitung. Mit Der Trafikant (ab Herbst übrigens im Kino) und Ein ganzes Leben hat Robert Seethaler bereits feinsinnige, sprachlich sehr elegante Romane geschrieben; sein neuester Wurf ist ein Chor verschiedener Stimmen “vom Feld”. Auf dem Feld werden die Toten der Kleinstadt begraben und blicken nun nach ihrem Dahinscheiden auf ihre Leben zurück. Was ist geblieben, nachdem alles zu Ende war? Gewöhnlich können wir unser Leben nur betrachten, während wir noch Teil davon sind. Wir können nicht einfach aus uns selbst und dem Alltag heraustreten. Seethalers Erzählmodus erlaubt die Außenperspektive – schließlich sind alle Berichtenden bereits tot und wissen darum. Zentrum ihrer aller Leben ist “Paulstadt”. Sie sind Gemüsehändler, unglückliche Ehepaare, Verlassene, korrumpierte Lokalpolitiker, ein wahnhafter Pfarrer, ein Postbote. Stück für Sück setzt Seethaler die Kleinstadt mittels ihrer Einwohner zusammen, die mal ernüchtert und mal befriedet auf ihr Dasein zurückblicken. Dabei geraten nicht alle Kapitel gleichermaßen plastisch, immer aber sind sie empathisch …

Manuel Möglich im Interview!

© Regina Schmeken Was ist für Dich deutsch? Gibt es Dinge oder Verhaltensweisen, die du selbst automatisch mit Deutschland verbindest?  Ohne Klischees zu strapazieren, als erstes ganz naheliegend: die deutsche Sprache. Aber auch die Unsicherheit in Sachen patriotischen Gefühlen. Wie kam es zu ,Deutschland überall’, bzw. auch zur Reportagereihe ,Deutschland von außen’? In den letzten 10-15 Jahren bin ich recht viel durch die Welt gereist und habe mehr oder weniger intensiv über meine deutsche Herkunft und Identität nachgedacht. Wenn man beispielsweise in Israel unterwegs ist, setzt man sich automatisch sehr mit solchen Dingen auseinander. Diese Gedanken und der Spaß am Reisen existierten also schon eine Weile. Als ich in einem Spiegel-Artikel über die Stadt Lüderitz in Namibia las, dass es dort noch Leute geben soll, die angeblich den Geburtstag von Adolf Hitler feiern, dachte ich mir: „Das klingt so absurd, daraus könnte eine Geschichte werden. Ich fahr da jetzt einfach mal hin.“ Auf dieser Reise durch die ehemalige Kolonie Deutsch-Südwestafrika habe ich letztendlich so viele Storys gesammelt; ich war zuversichtlich, dass das auch in anderen …

Manuel Möglich – Deutschland überall

Wie es zugeht an den Rändern und in den Nischen Deutschlands, hat Manuel Möglich mit seiner Reportagereihe ,Wild Germany‘ bereits ausgelotet. Wie aber wird Deutschland an anderen Orten der Welt wahrgenommen? Vor allem dort, wo sich noch deutsche Geschichte verbirgt? In ,Deutschland überall’ spürt er in Brasilien, Namibia, den USA, Tschechien, Rumänien, China und auf Samoa einem Deutschland nach, das mit der Wirklichkeit oft nicht mehr viel zu tun hat. Wer hätte gedacht, dass es unter der heißen Sonne Namibias, zu Kolonialzeiten auch Deutsch-Südwestafrika, noch immer Menschen gibt, die den Geburtstag Kaiser Wilhelms II feiern? Initialzündung für die Reisen Manuel Möglichs war das Gerücht, man feiere in Namibia noch immer den Geburtstag Adolf Hitlers. Dort angekommen, bestätigt sich das zwar nicht sofort, einige Einheimische entgegnen ihm jedoch, sie könnten sich das gut vorstellen. In Lüderitz und Windhoek gibt es noch deutsche Buchhandlungen, Kneipen, in denen die Reichskriegsflagge hängt; es gibt ein Schützenhaus und seit 1907 einen Knobelklub. Viele Einwohner sind Nachkommen der Kolonialisten, in zweiter oder dritter Generation. Manche trieb es sogar auch nach Deutschland, …