Alle Artikel mit dem Schlagwort: galiani verlag

Zwei Perspektiven auf Joachim Ringelnatz

Gleich zwei Ringelnatz-Biographien sind in diesem Frühjahr erschienen. Hilmar Klute, Redakteur der Süddeutschen Zeitung und Alexander Kluy, Germanist und Literaturwissenschaftler, nähern sich Joachim Ringelnatz, der mit bürgerlichem Namen Hans Bötticher hieß, auf unterschiedliche Weise. Der eine tut das leichtfüßig, der andere sehr behäbig. Die eine Biographie macht Spaß, die andere zerfasert in unendlich viele Details und vermeintliche Nebenschauplätze. Joachim Ringelnatz, geboren in der sächsischen Kleinstadt Wurzen, starb mit nur 51 Jahren 1934 an Tuberkulose. Er ist noch heute bekannt für seine humoristischen Gedichte, seine Malerei und nicht zuletzt auch für seine seemännische Kunstfigur Kuttel Daddeldu, die nicht nur die Sehnsucht nach der Ferne und den Matrosenberuf mit ihrem Schöpfer gemeinsam hatte. Hans Bötticher verbringt seine ersten Lebensjahre in Wurzen, aber bereits als er drei Jahre alt ist, ziehen seine Eltern in die pulsierende Metropole Leipzig. Ringelnatz’ Vater ist Mundartdichter und entwirft Ornamente für Tapeten, auch seine Mutter ist handwerklich-künstlerisch tätig. Hans Bötticher ist, ganz im Gegensatz zu seinen Geschwistern, nicht eben das, was man einen braven Jungen nennt. Von kleinauf ist er neugierig und aufsässig, …

Peter Wawerzinek – Schluckspecht

Dass Alkohol zu einer der gefährlichsten und gleichzeitig anerkanntesten Drogen gehört, ist längst kein Geheimnis mehr. Alkoholismus jedoch ist für viele Betroffene ein Problem, das sie vor sich selbst und ihrem Umfeld geheimhalten (müssen). Peter Wawerzinek hat nun in seinem autobiographisch angelegten Roman schonungslos und offen dargelegt, wie schleichend und scheinbar unbemerkt der Abstieg in die Alkoholabhängigkeit gehen kann. 2010 erhielt Peter Wawerzinek, dem man angesichts seines augenfälligen Alkoholkonsums keine große literarische Karriere mehr zutraute, überraschend für einen Auszug aus ,Rabenliebe‘ den Bachmannpreis. Im Herbst fand sich Wawerzinek mit seinem Roman auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises wieder, – schon damals ein Buch, das viel mit Wawerzineks eigenem Leben und Erleben zu tun hatte. ,Rabenliebe’ erzählte von ihm selbst und der unverständlichen Zurückweisung durch seine Mutter, die ihn als Kind in der DDR zurückließ. Peter Wawerzinek wuchs in mehreren Pflegefamilien auf, ein stabiles Familienleben hat er so, wie die meisten es kennen, niemals erlebt. Der ,Schluckspecht‘ erzählt nun von Wawerzineks Weg in die Sucht – und von einem ungewöhnlichen Weg hinaus. Ich lege den Vater …