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Clemens Setz im Interview!

© Hans Hochstöger/Focus/Suhrkamp Verlag Mit ,Die Stunde zwischen Frau und Gitarre‘ hat Clemens Setz einen der eindringlichsten und originellsten Romane dieses Jahres geschrieben. Im Interview spricht er über Lifehacks, lebenspraktische Tipps in Büchern, die heilsame Kraft des Unsinns und vergessene Autoren. Du sprichst sowohl in Interviews als auch durch Natalie im Roman immer wieder von sogenannten „Lifehacks“. Kleine poetische Abwandlungen des banalen Alltags, die dem Bekannten eine neue Dimension abgewinnen. Das Paare-Teilen, die temporäre Bewunderung und Verehrung einer völlig fremden Person ohne deren Wissen. Was sind deine liebsten Lifehacks? Und was bewirken sie? Ein Lifehack, den jeder machen kann, ist, in einem Buch, das man hasst, die meisten Sätze schwarz zu übermalen, bis eine neue Kombination von Wörtern übrig bleibt, mit der man leichter leben kann. Natalie Reinegger und ihre Wahrnehmung stehen im Mittelpunkt des Romans, grundieren ihn gleichermaßen. Du hast oft gesagt, sie sei nicht nur intelligenter, sondern auch insgesamt ein besserer Mensch als du. Welche Eigenschaften Natalies empfindest du als beneidenswert? Oder vielleicht besser: erstrebenswert. Ihre Geduld, ihr Einfallsreichtum, ihr Mut. Zu Beginn …

Clemens J. Setz – Die Stunde zwischen Frau und Gitarre

Es ist der vermutlich irrsinnigste Roman dieses Jahres: “Die Stunde zwischen Frau und Gitarre”, der rund 1000-seitige Geniestreich des Grazer Autors Clemens J. Setz. Kürzlich erst mit dem Wilhelm-Raabe-Preis ausgezeichnet, präsentiert Setz ein Potpourri aus Neurose und Wahnwitz, das in beklemmender Detailgenauigkeit die Welt auf eine völlig andere Weise illustriert als wir sie kennen. Es ist kein Roman für viele, aber für die wenigen, die sich ihm hingeben können und wollen, ein intensives Erlebnis weit über die bloße Rezeption des Textes hinaus. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die einundzwanzigjährige Natalie Reinegger, die als Betreuerin ihre Arbeit in einem Wohnheim für geistig und körperlich Behinderte beginnt. Natalie ist keineswegs gewöhnlich, vielmehr bildet sie mit ihrer vielschichtigen Wahrnehmung die Basis des Romans. Sie ist Epileptikerin, Synästhetikerin – d.h. ihre reichhaltigen Sinneseindrücke weisen einem Gefühl schonmal Scharfkantigkeit zu oder einem bestimmten Wort eine spezielle Farbe – und hat einige Zeit in einer Sekte zugebracht. Sie lebt allein mit ihrer Katze, geht noch zu Beginn des Romans regelmäßig “streunen” (womit sie vergleichsweise wahllosen Oralsex mit unterschiedlichsten Männern versteht), mischt …