Alle Artikel mit dem Schlagwort: berlin

Das MAG-Festival in Berlin

Wer sich bisher desöfteren dachte: so Wasserglaslesungen sind ja auch nicht mehr das, was sie mal waren, den erwartet am 24.06. in Berlin ein famoses Kontrastprogramm zur branchenüblichen Frontallese. Das MAG ist ein äußerst umtriebiges Sprachrohr für junge niederländische Literatur. Es begann 2011 mit einem vierteljährlich erscheinenden Magazin, mittlerweile gehören zum Dunstkreis MAG neben dem nach wie vor publizierten Magazin (Auflage: 6000) auch Festivals, Sommercamps für den schriftstellernden Nachwuchs und ein erfolgreicher Verlag. In diesem Monat wird erstmals eine internationale englischsprachige Ausgabe des MAGs erscheinen; und dank der Zusammenarbeit mit dem kürzlich aus Amsterdam zurückgekehrten mairisch Verlag, der auch offiziell als Partner für dieses fantastische Festival in Erscheinung tritt, auch eine deutschsprachige! Was hat man sich nun aber unter diesem MAG-Festival vorzustellen? Vereinfacht gesagt handelt es sich um einen größeren Lesekreis mit deutsch-niederländischer Autorenbeteiligung. Auf der Website von Das MAG kann man bis zum 20. Mai eine Karte ordern – unter der Voraussetzung, dass man sich für einen Leseclub, heißt: ein Buch, entscheidet. 12 Bücher bzw. Autoren stehen zur Auswahl. Aus Deutschland bzw. Österreich sind …

Über Kabeljau und Dorsch

Kabeljau & Dorsch ist in Berlin mittlerweile eine feste Institution, wenn es um frische und noch wenig bekannte deutsche Literatur geht. Die Lesungsreihe will zeigen, was bisher im Literaturbetrieb noch wenig Öffentlichkeit erfahren hat; will abbilden, wie sich die junge Literatur vor dem Feinschliff gestaltet. Malte Abraham, einer der Veranstalter, war so nett, mir einige Fragen zum Format zu beantworten. Malte, Kabeljau & Dorsch, klingt zunächst ja irgendwie maritim, nach Meer und salziger Luft. Wie kommt so ein Name nach Berlin, zu einer Lesungsreihe? Wie ist sie entstanden? Den Namen gab es bevor wir wussten, was wir damit anfagen sollten. Wenn wir Instrumente spielen könnten und besser aussehen würden, gäbe es jetzt eine Band, die so heißt. Die Lesereihe haben wir gegründet als wir vor zwei Jahren nach Berlin gezogen sind. Da gab es hier natürlich schon viele Leseformate. Aber meistens hieß Lesung: arrivierte AutorInnen, Buchpräsentation, die Vorstellung eines Literaturmagazins. Wir wollten aber zeigen, was noch keine so große Öffentlichkeit gefunden hatte, das, was vor dem Lektorat passiert, wie sich die junge Literatur gestaltet, bevor …

Joseph Roth – Nacht und Hoffnungslichter

Joseph Roth ist bekannt für Romane wie “Radetzkymarsch”, “Hiob” oder “Die Legende vom heiligen Trinker”. Seine redaktionelle und journalistische Tätigkeit allerdings wird häufig unterschlagen und zu wenig gewürdigt. Das sollte sich ändern, denn Joseph Roth ist ein brillianter Beobachter, der in seinen oft nur wenige Zeilen umfassenden Miniaturen das (Großstadt)Leben seiner Zeit umfassend abbildet. Er besaß keine Möbel und keine Sachen. Sein altmodischer Lederkoffer war mit Büchern, Manuskripten und Messern vollgestopft. Die Messer dienten nicht dem Mord – er liebte einfach Messer. …schrieb Ilja Ehrenburg, russischer Schriftsteller und Journalist, über Joseph Roth. Sein später verklärender Blick auf die Habsburger Monarchie, seine Alkoholabhängigkeit und chronischen finanziellen Sorgen sind weithin bekannt, weniger geläufig sind seine redaktionellen Arbeiten für Zeitungen wie ,Der Neue Tag’, das ,Prager Tageblatt’, die ,Freie Deutsche Bühne’ oder die ,Neue Berliner Zeitung’. Roth pendelte von Großstadt zu Großstadt, von Wien nach Berlin und hinterließ dort in der journalistischen Landschaft unverkennbare Spuren. Diese Reportagen zu lesen, bedeutet nicht nur, sich Joseph Roth von einer stilistisch ganz anderen Seite zu nähern – auch wenn es ihm …

Ernst Haffner – Blutsbrüder

Über Ernst Haffner ist nicht viel bekannt. Vermutlich war er als Journalist und Sozialpädagoge tätig und lebte zwischen 1925 und 1933 in Berlin. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verliert sich seine Spur, Ende der 30er wird er gemeinsam mit seinem Lektor zur Reichsschrifttumkammer zitiert. Danach taucht der Name Ernst Haffner nirgendwo mehr auf. Sein Buch, erstmals 1932 unter dem Titel ‘Jugend auf der Landstraße Berlin’ veröffentlicht, geriet in Vergessenheit. Peter Graf, Verleger des Schweizer Verlages Walde+Graf, hat beschlossen, dass dieses Zeitzeugnis zu lange unentdeckt in Schubladen und auf Dachböden geschlummert hat und veröffentlichte es neu. ,Dennoch ist dieser Roman, wenn man ihn heute liest, ein sehr zeitgemäßes und zugleich menschliches Plädoyer, den Blick auf das Schicksal des Einzelnen zu werfen, statt sich jener allgemeinen Angst zu ergeben, die überall spürbar ist und beinahe zwangsläufig die Herzen verengt. Das macht seine Lektüre für mich so wichtig.’, schreibt Peter Graf im Vorwort zum Roman, der bei Metrolit erscheint. Anfang der 30er Jahre auf den Straßen Berlins – viele Jugendliche sind aus Fürsorgeheimen, in denen häufig katastrophale Bedingungen …

Zum INDIEBOOKDAY 2013

Heute ist INDIEBOOKDAY! Initiiert vom Berliner mairisch-Verlag ist heute der Tag, an dem man sich als literaturaffiner Mensch auch gern einmal den kleinen und unabhängigen Verlagen zuwendet. Freilich sollte man sich auch sonst in den Nischen des Literaturbetriebs umsehen, doch heute hat man auch noch die Möglichkeit, das mit vielen anderen gemeinsam zu tun. Kleinstverlage leisten eine gute und wichtige Arbeit in den Mühlen der Literaturbranche! Sie machen uns mit Künstlern und Werken vertraut, die in größerem Rahmen immer wieder durch’s Netz fallen, sie verwöhnen uns mit besonderer Ausstattung, die das bloße Hardcover oder Taschenbuch spielend leicht übertrumpfen. Sie legen uns Geschichten vor, die vermutlich wenig massenkompatibel sind, haben den Mut zum Ausprobieren! So zum Beispiel auch der neu gegründete Metrolit-Verlag, der mit David Rees Werk Die Kunst einen Bleistift zu spitzen etwas veröffentlicht hat, was mutmaßlich jedem größeren Verlag höchstens ein wohlwollendes Lächeln entlockt hätte. Am INDIEBOOKDAY aber habe ich mich für die Friedenauer Presse entschieden. Die Friedenauer Presse, gegründet 1963 in der Wolff’s Bücherei im Berliner Stadtteil Friedenau,  ist nicht nur bekannt für …

Hartmut Lange – Das Haus in der Dorotheenstraße

Hartmut Lange ist ein deutscher Schriftsteller. 1939, Lange war zwei Jahre alt, wurde seine Familie nach Polen umgesiedelt, 1946 kehrte er nach Deutschland zurück. Er studierte Dramaturgie an der Deutschen Hochschule für Kunst in Potsdam-Babelsberg und war Anfang der 1960er Jahre Dramaturg am Deutschen Theater Berlin-Ost. 1965 verließ Lange die DDR. Heute lebt er in Berlin und Italien. Bevor ich dieses schmale Büchlein mit fünf besonderen Novellen in die Hände bekam, hatte ich noch nichts von Hartmut Lange gelesen. Mir gefiel schlicht der Klappentext und die angedeuteten Seltsamkeiten, die den Protagonisten der Geschichten wie selbstverständlich zustießen, ein nonchalantes Eindringen des Phantastischen in die Wirklichkeit. Jede Novelle hat ihr kleines märchenhaftes Element, das Lange aber so gut in die herrschenden Verhältnisse einbettet, dass man sofort überzeugt ist, dass es gar nicht anders geschehen sein kann. Zuerst begegnen wir Michael Denninghoff, einem Architekten, bevor er Taxifahrer wurde, der seine Frau überraschend verlor und nun dem Mann nachstellt, der in die ehemals gemeinsame Wohnung der beiden eingezogen ist. Die Fassungslosigkeit über ihren Tod hat es ihm unmöglich gemacht, …