Alle Artikel in: Erzählungen

Alice Munro – Die Liebe einer Frau

Alice Munro ist eine kanadische Autorin. Ihr Werk umfasst mehr als 150 Kurzgeschichten, für die sie vielfach ausgezeichnet wurde. So 2009 mit dem Booker Prize und 2013 mit dem Literaturnobelpreis. Bereits im Teenageralter begann sie zu schreiben, als Studentin veröffentlicht sie erste Kurzgeschichten. Munro hat, so sagt man gemeinhin, die Kurzgeschichte nicht nur revolutioniert, sie hat sie als ernstzunehmende literarische Form neu etabliert. Was schon langsam zu einem Relikt zähflüssiger Deutschstunden zu werden drohte, ist mit dem Nobelpreis plötzlich wieder ziemlich salonfähig – und für eine breite Leserschaft interessant. “Weltliteratur” muss nicht immer auf 800 Seiten stattfinden, oft versteckt sie sich im Kleinen. Ihre Kurzgeschichtenbände erscheinen im Fischer Verlag. (Vorliegendes in der Übersetzung von Heidi Zerning) Frauen sind schwierig. Nicht nur allein, ganz für sich, sondern insbesondere untereinander. Vieles sagt man ihnen nach, Geschwätzigkeit, Boshaftigkeit, Gehässigkeit. Aber auch Fürsorge, Zartheit und Zerbrechlichkeit sind Attribute, die gemeinhin als fraulich oder weiblich bezeichnet werden. In ,Die Liebe einer Frau‘ lotet Alice Munro die Beziehungen von Frauen zueinander aus und lässt dem Abgründigen im weiblichen Miteinander besonders viel …

Hartmut Lange – Das Haus in der Dorotheenstraße

Hartmut Lange ist ein deutscher Schriftsteller. 1939, Lange war zwei Jahre alt, wurde seine Familie nach Polen umgesiedelt, 1946 kehrte er nach Deutschland zurück. Er studierte Dramaturgie an der Deutschen Hochschule für Kunst in Potsdam-Babelsberg und war Anfang der 1960er Jahre Dramaturg am Deutschen Theater Berlin-Ost. 1965 verließ Lange die DDR. Heute lebt er in Berlin und Italien. Bevor ich dieses schmale Büchlein mit fünf besonderen Novellen in die Hände bekam, hatte ich noch nichts von Hartmut Lange gelesen. Mir gefiel schlicht der Klappentext und die angedeuteten Seltsamkeiten, die den Protagonisten der Geschichten wie selbstverständlich zustießen, ein nonchalantes Eindringen des Phantastischen in die Wirklichkeit. Jede Novelle hat ihr kleines märchenhaftes Element, das Lange aber so gut in die herrschenden Verhältnisse einbettet, dass man sofort überzeugt ist, dass es gar nicht anders geschehen sein kann. Zuerst begegnen wir Michael Denninghoff, einem Architekten, bevor er Taxifahrer wurde, der seine Frau überraschend verlor und nun dem Mann nachstellt, der in die ehemals gemeinsame Wohnung der beiden eingezogen ist. Die Fassungslosigkeit über ihren Tod hat es ihm unmöglich gemacht, …