Kultur
Kommentare 4

Der Bachmannpreis für Tex Rubinowitz

Der letzte Lesungstag in Klagenfurt war einer, der durchaus das Schmunzeln und Lachen erlaubte. Katharina Gerickes ,Down Down Down- To The Queen Of Chinatown‘ über Bühnenreife und die Unsäglichkeit von Liebe, erhielt heute letztlich den Mr. Heyns Ernst-Willner-Preis. Auch der frischgebackene Bachmann-Preisträger Tex Rubinowitz und sein etwas hingeschnodderter Text ,Wir waren niemals hier‘ über eine vergebliche Beziehung erntete mehr als einmal lautes Lachen. Einzig Georg Petz und sein Millefleurs musste sich am gestrigen Tag harte Kritik gefallen lassen. Zwar bekundete die Jury überwiegend Respekt für den Anspruch, den der Text stelle, sehe diesen aber literarisch und handwerklich keineswegs innerhalb des Textes verwirklicht. Leider scheitere er auf ganzer Linie an sich selbst. Dennoch: Der letzte Lesungstag war ein kleiner Lichtblick in einem Wettbewerb, der überwiegend so staubtrocken und theoretisiert verlief, wie man es literarischen Veranstaltungen vielfach zu Unrecht vorwirft.

bachmannpreis3

Gestern lasen: Katharina Gericke, Tex Rubinowitz, Georg Petz

Man kann freilich über die literarische Qualität eines rubinowitz’schen Textes debattieren. Aber man muss es nicht. Als im letzten Jahr Joachim Meyerhoff mit einem durchaus in Teilen humoristischen Text antrat, rechnete man ihm von Vornherein keine großen Chancen aus. Sowas gewinnt nicht beim Bachmannpreis, hieß es. Warum eigentlich nicht? Ist Literatur erst dann einen Preis wert, wenn sie getragen daherkommt, ernst und seriös? Der Erfolg von Tex Rubinowitz beweist nun das Gegenteil. Lakonisch ist er, irgendwie fatalistisch, ohne verstiegene Metaphern und literarischen Weltschmerz. Das alles gehört natürlich zur Literatur – ist aber nicht zwangsläufig ein Merkmal ihrer Qualität. Damit täte man ihr und ihrer Vielseitigkeit schmerzhaft Unrecht. Nicht zuletzt bedeutet Humor nicht automatisch Leichtfüßigkeit – manchmal ist das Lustige so viel trauriger als das offensichtlich Traurige.

Ein Preis wie der Bachmannpreis, der in seiner Form so einzigartig ist, hat auch die Verantwortung, Literatur in ihrem Facettenreichtum abzubilden. Und damit nicht nur die artifiziellen Texte voll intellektueller Schwere zu berücksichtigen, sondern auch diejenigen, deren Zugang ein leichterer und selbstverständlicherer ist. Mit Tex Rubinowitz ist das geschehen; dass damit nicht jeder einverstanden ist, liegt in der Natur von Literatur und dem Diskurs darüber. Zuletzt gab Burkhard Spinnen in seiner Ansprache bekannt, dass für ihn nach 14 Jahren die Tage der deutschsprachigen Literatur beendet seien, er lege seinen Juryvorsitz nieder. Wer ihm nachfolgen wird, ist noch nicht bekannt.

Die Preisträger sind

Tex Rubinowitz – Bachmann Preis
Michael Fehr – Kelag-Preis
Senthuran Varatharajah – 3sat Preis
Katharina Gericke – Mr. Heyns Ernst-Willner-Preis
Gertraud Klemm – Publikumspreis

Weitersagen

4 Kommentare

Schreibe einen Kommentar zu literaturen Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert