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Guy de Maupassant – Bel Ami

Guy de Maupassant (1850-1893) war ein französischer Romancier des 19.Jahrhunderts. Maupassant war ein Jugendfreund Gustave Flauberts, der besonders für seinen Roman Madame Bovary bekannt sein dürfte. Maupassant begann ein Jurastudium, was er allerdings niemals beendete. Abgesehen von seinen literarischen Texten verfasste Maupassant auch regierungskritische Artikel in einigen Pariser Zeitungen. Maupassants zunehmender Drogenkonsum, vermutlich auch vor dem Hintergrund der Gewissheit, sich mit Syphilis infiziert zu haben, führte zu erheblichen gesundheitlichen Problemen wie Kopfschmerzen, Sehstörungen und Halluzinationen. 1892 unternahm Maupassant einen Selbstmordversuch, den er zwar überlebte, woraufhin er aber in eine psychiatrische Klinik eingeliefert wurde, in der er schließlich starb.

Bel Ami ist einer der späteren Werke, dennoch aber nicht zu vernachlässigen, wenn man über Maupassant spricht. Es erzählt die Geschichte George Duroy, der einigermaßen mittellos im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts herumstreunt. Er hat nichts, ist ungebildet und nach seinem Ausscheiden aus militärischen Kreisen eigentlich eine eher unbedeutende Gestalt, bis er eines Tages zufällig auf der Straße seinen alten Kameraden Forestier wiedertrifft. Der arbeitet bei der La vie française, einer bekannten französischen Tageszeitung. Vielleicht um der alten Zeiten willen bietet Forestier Duroy einen Job als Reporter an, den dieser annimmt, ohne, dass er auch nur das geringste journalistische Geschick besäße.

Um aber dennoch so geachtet und geschätzt zu bleiben, wie es ihm die Stellung als Reporter ermöglicht, bittet er Forestiers Frau, seine Artikel zu schreiben, nachdem er einsehen musste, dass selbst der größte Wille aus ihm keinen talentierten Journalisten mehr machen wird. Forestier führt ihn also, in dem Glauben, einen begabten Schreiberling vor sich zu haben, in die bessere Gesellschaft ein, wo er es unter dem Namen Bel-Ami bald zu Ansehen und Berühmtheit bringt. Nach Forestiers Tod heiratet er dessen Witwe und lässt auch sonst keine Gelgenheit verstreichen, die ihn die Karriereleiter ein Stück höher bringt, ungeachtet aller moralischen oder emotionalen Stolpersteine.

Mich hat der Roman, trotz der offenkundigen Widerwärtigkeit des Protagonisten, wirklich begeistert. Es ist auch psychologisch interessant, die Karriere des Georges Duroy mitzuverfolgen und nach und nach festzustellen, wie er mit jedem Schritt die gesellschaftliche Leiter aufwärts unsympathischer, ja fast abstoßend wird. Seine Beziehungen zu zahlreichen Damen mit hohem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einfluss sind für ihn nur dann interessant und eine emotionale Investition wert, wenn er aus ihnen Kapital schlagen kann. Er zeigt zugunsten seines gesellschaftlichen Aufstiegs beinahe antisoziale Züge, wird völlig unzugänglich für jedwede moralische Argumentation.

Bel-Ami ist die Geschichte eines Emporkömmlings, eines Menschen, der alle Register zieht, um einflussreich und erfolgreich zu werden, egal um welchen Preis, gleichgültig, wieviele Menschen er dafür aus dem Weg räumen muss. Maupassant schreibt sehr eindrücklich und die Entwicklung Duroys geschieht so schleichend, dass man Stück für Stück nachvollziehen kann, wie ihn das Bedürfnis aufzusteigen zusehends korrumpiert. Meines Erachtens eine tolle Charakterstudie, die nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich Vieles zu bieten hat.

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