Alle Artikel mit dem Schlagwort: Palästina

Navid Kermani – Ausnahmezustand

Navid Kermani ist ein deutschsprachiger Schriftsteller und studierter Orientalist. Als Sohn iranischer Eltern studierte er Theaterwissenschaft, Philosophie und Orientalistik in Köln, Kairo und Bonn. Von 2006 bis 2009 war Kermani Mitglied der Deutschen Islamkonferenz. 2011 wurde er für seine politischen und religionswissenschaftlichen Analysen mit dem Hannah-Arendt-Preis ausgezeichnet, außerdem im selben Jahr mit Dein Name für den Deutschen Buchpreis nominiert. Seit Jahren setzt sich Navid Kermani gegen Engstirnigkeit, gegen Vorurteile, gegen Verblendung religiöser, aber auch ganz weltlicher Art ein, gegen eine zunehmende Abkehr von religiösen Inhalten in der westlichen Welt. Wo Religion und Spiritualität hier überdauert haben, sind sie häufig fundamentalistisch und dogmatisch – auch in Europa, wo rund um den Vatikan noch immer Exorzisten praktizieren – oder aber ins Esoterische abgedriftet. Mit Tarotkarten, Runen und Pendeln zum eigenen Ich und wieder zurück. In den Ländern, die Kermani für seine Reportagen besucht hat, hat Religion noch einen ganz anderen Stellenwert, einen existentiellen. Schon seit Jahren fährt er im Auftrag zahlreicher Zeitungen (darunter die NZZ, die Süddeutsche oder Die Zeit) in Länder und Regionen, die heute vermutlich …

Maximilien Le Roy – Die Mauer

Maximilien Le Roy ist ein französischer Zeichner und dem geneigten Leser meines Blogs schon bei der Besprechung zu Nietzsche und Henry David Thoreau aufgefallen. 2008 traf Maximilien le Roy in einem Flüchtlingslager in Palästina den zweiundzwanzigjährigen Mahmoud Abu Srour. Aus diesem Zusammentreffen ging seine Geschichte hervor, die geprägt ist vom Bau einer 760 m langen Mauer zwischen Israel und dem Westjordanland. Mahmoud arbeitet in einem Lebensmittelgeschäft nahe des Flüchtlingslagers Aida, als Le Roy ihn zum ersten Mal trifft. Er erzählt von vielen Dingen, die ihn bewegen. Er zeichnet leidenschaftlich gern, er zeigt Le Roy Orte, an denen er seine Kindheit verbracht hat und natürlich die Mauer, die quer durch das Land verläuft und Israelis und Palästinenser voneinander trennt. Wollen Palästinenser nach Isreael einreisen, benötigen sie Passierscheine, sie müssen durch zahllose Kontrollpunkte und Straßensperren gelangen und sind vollkommen der Willkür derer ausgeliefert, die über sie bestimmen. Die sie für die schlechteren Menschen, für ‘Terroristen’ halten. Mahmoud sagt: “Sicherheitsabsperrung…Bollwerk…Anti-Terror-Zaun…Sperranlage…soviele Euphemismen für etwas, das wir gemeinhin als “Schandmauer”, “Apartheidsmauer” oder “Rassentrennungsmauer” bezeichnen. Diese Betonschlange, mehrere Meter hoch, hat auf …