Alle Artikel mit dem Schlagwort: kunst

Megapixel Hildesheim: Aus Bild wird Sprache

Wie erzählt es sich eigentlich in diesen Tagen? In Zeiten, in denen alles offenliegt, niemand etwas zu verbergen hat und der, der doch ein Stückchen Welt nur für sich reklamiert, unweigerlich verdächtig erscheint? Sharing is caring, schrieb Dave Eggers in seinem vielbesprochenen und auch leidenschaftlich verrissenen Roman ,The Circle’. Die Anforderungen an uns haben sich durch die Transparenzgesellschaft, in der wir leben, in den letzten Jahren gewandelt. Sie beeinflusst viele Bereiche unseres Lebens, – aber können sie auch das Schreiben beeinflussen? Das Medienkunstprojekt ,MEGAPIXEL Hildesheim‘ versuchte, die Transparenz auf eine ganz besondere Art der Literatur dienlich zu machen, Bedingungen des Schreibens auszuloten und neue Kreativprozesse anzustoßen. Fraglos ist Hildesheim, als eine Wiege und ein Nest deutscher Gegenwartsliteratur, ein idealer Ort für solche Ambitionen. Drei Hildesheimer wurden in einem Bewerbungsverfahren ausgewählt, mit ihrem Tagesablauf gleichsam den Nährboden für die Erzählungen von Lucy Fricke, Heinz Helle und Jakob Nolte zu bieten. Sie wurden für vierundzwanzig Stunden mit einer kleinen portablen Minikamera ausgestattet, die alle dreißig Sekunden eigenständig ein Bild knipst. Entlang dieser Bilder entstanden drei ganz verschiedene …

Kommen Bücher in den Himmel?

Man begegnet sich immer zweimal im Leben – oder verliert sich nie so ganz aus den Augen. Das gilt jedenfalls für mich und Nicole Pietruschka. Wir sind gemeinsam zur Schule gegangen, haben gemeinsam unser Abitur gemacht. Aber wie es manchmal so ist; es zieht die Leute in die weite Welt hinaus und so studiert Nicole heute im niederländischen Enschede Cross Media Design. Ihr Abschlussprojekt hat mit Büchern zu tun. Und damit, was aus ihnen wird, wenn sie ausgesetzt, vergessen und ausrangiert sind. Schlechte Bücher kommen vielleicht in den Himmel – gute Bücher überallhin. Und wenn nicht sie selbst, dann ihre Geschichten. Nicole erzählt mir von ihrem Projekt.

[5 lesen 20] Ralph Dutli – Soutines letzte Fahrt

Ralph Dutli ist ein Schweizer Lyriker, Essayist, Übersetzer und Autor. Er studierte Romanistik und Russistik in Zürich und Paris und wurde zunächst als Übersetzer und Herausgeber der Werke Ossip Mandelstams, einem russischen Dichter, bekannt. Schrieb Dutli bisher eher poetologische Abhandlungen oder literatur – und kunsthistorische Essays, legt er mit ‘Soutines letzte Fahrt‘ nun seinen ersten Roman vor, der gewissermaßen verschiedene seiner Themen vor dem Hintergrund des Malers Chaim Soutine verbindet. Der Roman erschien im Wallstein Verlag und steht mit neunzehn anderen Romanen auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2013. Verglichen mit seinen Wegbegleitern Picasso, Chagall oder Modigliani ist Soutine eher ein Maler, der seine Spuren weniger nachhaltig in den Boden der Kunsthistorie geprägt hat. Kennern ist er freilich ein Begriff, sind seine Gemälde sich windender Landschaften und unproportionierter Modelle wohl bekannt. Der Laie aber dürfte mit Dutlis Roman zum ersten Mal von diesem schweigsamen, weißrussischen Maler hören, der in den späten 20ern in Paris, in der flirrenden Atmosphäre von Montparnasse tatsächlich mit seinen Bildern perspektivischer Verzerrung zu beachtlicher Berühmtheit gelangte. Als Sohn eines Flickschneiders 1893 …

Astrid Rosenfeld – Elsa ungeheuer

Astrid Rosenfeld ist eine deutsche Autorin. Sie ging nach der Schule für zwei Jahre nach Kalifornien, um dort zu schauspielern, begann danach eine Schauspielausbildung in Berlin, entdeckte an sich aber einen “Mangel an Talent und Leidenschaft”. So entschied sie sich gegen das Schauspielern, arbeitete noch eine zeitlang hinter der Kamera, bis sie sich schließlich ganz dem Schreiben widmete. 2011 erschien ihr erfolgreicher Debütroman Adams Erbe, der sich über 40 000 mal verkaufte. Im aktuellen Diogenes Magazin findet sich ein sehr schönes Interview mit Astrid Rosenfeld. Hier kann man es online lesen oder in gedruckter Form bestellen. (oder beim Buchhändler des Vertrauens mal nachfragen) Schon mit „Adams Erbe“ hat Astrid Rosenfeld ein, trotz aller Widrigkeiten des Themas, herrlich charmantes und herzerwärmendes Buch geschrieben, mit „Elsa ungeheuer“ ist ihr wieder ein Roman dieser Couleur gelungen, wenn er auch diesmal in einer ganz anderen Zeit spielt. Lorenz und Karl Brauer sind Brüder. Gemeinsam mit ihrer Mutter Hanna, ihrem Vater Randolph, der Haushälterin, die alle nur „die Kratzlerin“ nennen und Herrn Murmelstein – dem „Murmeltier“ – leben sie gemeinsam …