Alle Artikel mit dem Schlagwort: Israel

Ayelet Gundar-Goshen – Löwen wecken

Bei einer nächtlichen Fahrt nach Dienstschluss überfährt der Neurochirurg Etan Grien mit seinem Jeep einen illegalen Einwanderer. Die Überlebenschancen sind gering und so verlässt er den Ort des Geschehens, ohne den Unfall zu melden oder die Behörden zu informieren. Was dann folgt, wird sein Leben und seine Sicht über sich selbst grundlegend ändern. Ayelet Gundar-Goshen erzählt in ihrem zweiten Roman eine ungewöhnliche Geschichte, die auch politische Themen berührt. Etan Grien ist erfolgreich, glücklich verheiratet und Vater zweier Kinder. Nichts in seinem Leben ist besonders außergewöhnlich oder bemerkenswert, bis er eines Nachts mit seinem Jeep noch eine Fahrt hinaus in die Wüste unternimmt und dabei einen Eritreer übersieht, der ihm unversehens vor die Motorhaube läuft. Etan kann nicht mehr reagieren, der Mann ist so schwer verletzt, dass selbst eine schnelle Operation ihn nicht mehr retten könnte. Etan weiß das, er ist Neurochirurg, er weiß, wie die Chancen stehen, in so einem Fall zu überleben. Also entschließt er sich, fassungslos und unter Schock, wieder in den Wagen zu steigen und die Sache zu vergessen. Und wenn der …

Rutu Modan – Das Erbe

Rutu Modan ist eine israelische Comiczeichnerin und Illustratorin. Dank Actus Tragicus, einem israelischen Kümstlerkollektiv und einem Verlagshaus für alternative Comicautoren wurde sie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. 2001 gewann sie den Andersen Award für Illustration, 2008 wurde sie beim Internationalen Comicfestival in Angoulême ausgezeichnet. Sie war Mitherausgeberin des israelischen MAD-Magazines. “Das Erbe” gründet sich zum Teil auf eigene Erfahrungen. Es erschien kürzlich im Carlsen Verlag in der Übersetzung von Gundula Schiffer. Es ist nichts Neues, sich der Shoa, dem Zweiten Weltkrieg oder anderen Schreckensherrschaften der Vergangenheit und Gegenwart in Form des Comics zu nähern und die Debatte, ob das Medium Comic für eine solche Auseinandersetzung überhaupt geeignet ist, ist seit Art Spiegelman längst ein alter Hut. Im Falle Rutu Modans geschieht diese Auseinandersetzung nicht auf eine rekapitulierende und dokumentarische, sondern auf eine ganz gegenwärtige Art, gebettet in die Geschichte einer Familie, in der Gegenwart. Wo ‘Maus‘ und ‘Persepolis‘ die Grausamkeit sehr deutlich porträtieren, wählt Rutu Modan den Weg über die Familie Wagman – in der auch einige Fragmente der eigenen Familiengeschichte zu finden sind. Sowohl Rutu …

Maximilien Le Roy – Die Mauer

Maximilien Le Roy ist ein französischer Zeichner und dem geneigten Leser meines Blogs schon bei der Besprechung zu Nietzsche und Henry David Thoreau aufgefallen. 2008 traf Maximilien le Roy in einem Flüchtlingslager in Palästina den zweiundzwanzigjährigen Mahmoud Abu Srour. Aus diesem Zusammentreffen ging seine Geschichte hervor, die geprägt ist vom Bau einer 760 m langen Mauer zwischen Israel und dem Westjordanland. Mahmoud arbeitet in einem Lebensmittelgeschäft nahe des Flüchtlingslagers Aida, als Le Roy ihn zum ersten Mal trifft. Er erzählt von vielen Dingen, die ihn bewegen. Er zeichnet leidenschaftlich gern, er zeigt Le Roy Orte, an denen er seine Kindheit verbracht hat und natürlich die Mauer, die quer durch das Land verläuft und Israelis und Palästinenser voneinander trennt. Wollen Palästinenser nach Isreael einreisen, benötigen sie Passierscheine, sie müssen durch zahllose Kontrollpunkte und Straßensperren gelangen und sind vollkommen der Willkür derer ausgeliefert, die über sie bestimmen. Die sie für die schlechteren Menschen, für ‘Terroristen’ halten. Mahmoud sagt: “Sicherheitsabsperrung…Bollwerk…Anti-Terror-Zaun…Sperranlage…soviele Euphemismen für etwas, das wir gemeinhin als “Schandmauer”, “Apartheidsmauer” oder “Rassentrennungsmauer” bezeichnen. Diese Betonschlange, mehrere Meter hoch, hat auf …