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Marion Brasch – Die irrtümlichen Abenteuer des Herrn Godot

Nach der Lektüre von Marion Braschs neuem Roman kann man es nicht mehr verwunderlich finden, dass Godot in Samuel Becketts Theaterstück die wartenden Herren Wladimir und Estragon niemals erreicht. In herrlich sprachspielerischen und anarchischen Episoden des Flaneurs Godot finden sich zahlreiche Begründungen für seine Verspätung: u.a. niedergehende Werte, Plüschbären, Stimmverlust und ein gefährlicher Reißwolf. “Das ist Godot. Woher ich das weiß? Keine Ahnung, es ist einfach so.” heißt es zu Beginn eines Buches, das sich aller Ketten entledigt hat. Es gibt keine stringente Handlung, die auf ein Ziel gerichtet ist. Keine gute Botschaft, keine Moral, keinen literarisch verpackten Lehrsatz und erst recht nicht den Ernst und die kulturelle Schwere, die man dem Literarischen oft nachsagt. ,Die irrtümlichen Abenteuer des Herrn Godot‘ ist ein im besten Sinne anarchisches und experimentierfreudiges Stück Literatur, getragen und getrieben vor allem von einem feinen Sinn für Sprache und Assoziation. Godot mit Hut, gewandet in einen etwas abgetragenen Anzug, spaziert ziellos durch eine Welt, die mit allerlei Merkwürdigkeiten aufwartet. So regnet es tatsächlich Hunde und Katzen, bevor der Niedergang der Werte …