Alle Artikel mit dem Schlagwort: angststörung

Offene Regale statt Schubladen: Franziska Seyboldt im Interview!

Vor knapp zwei Wochen erschien Rattatatam mein Herz, Franziska Seyboldts Erfahrungsbericht über das Leben mit einer Angststörung. Im Interview spreche ich als selbst Betroffene mit ihr über ihre Beweggründe, mit ihrer Angst an die Öffentlichkeit zu gehen und wie wir in Zukunft besser über psychische Erkrankungen sprechen können. Was hat für dich den Anstoß gegeben, dich öffentlich zu deiner Angst zu bekennen? Zuerst wollte ich einfach einen „Ich-Text“ schreiben, weil mich das Thema ja schon sehr lange beschäftigt. Ich finde es immer spannend, in fremde Köpfe reinzuschauen und gehe deshalb davon aus, dass es anderen Menschen auch so geht. Bei der Recherche habe ich dann erstens festgestellt, dass viel mehr Menschen von Angststörungen betroffen sind, als ich dachte. Und zweitens, dass Betroffene zwar darüber schreiben, aber so gut wie nie unter ihrem echten Namen. Das hat mich stutzig gemacht, da ich immer gedacht hatte, dass psychische Erkrankungen eigentlich kein Tabu mehr sind – oder zumindest kein so großes wie noch vor zehn Jahren. An dem Punkt wurde mir klar: Wenn ich diesen Text schreibe, dann …

Franziska Seyboldt – Rattatatam, mein Herz

2016 schrieb Franziska Seyboldt in der taz über ihre Angststörung, seit 2017 schreibt sie dort in einer eigenen Kolumne (Psycho) über psychische Erkrankungen. Es waren ehrliche, nahbare und offene Artikel darüber, wie es ist, mit krankhafter Angst zu leben. Wie es ist, wenn sich vor lauter Panik das Blickfeld verengt, das Herz rast und im Inneren bloß noch Alarmglocken schrillen: alle Zeichen auf Flucht. Aus diesen Artikeln ist nun ein Buch entstanden, das nicht etwa Ratgeber sein will oder Selbsthilfebuch. Es enthält keine Meditationsübungen oder Listen zum Abhaken, nicht die eine Lösung. Dafür aber charmant selbstironische Schilderungen darüber, wie es sich anfühlt, wenn die Angst einem im Nacken sitzt. Für Nicht-Betroffene ist es vermutlich unvorstellbar, in einer alltäglichen Situation von Panik überwältigt zu werden. Binnen Sekunden rast der Puls ohne Geschwindigkeitslimit, im Hals schwillt ein Kloß zu unnatürlicher Größe, die Hände werden schwitzig, die Wahrnehmung verändert sich. Plötzlich ist die Welt eng und bedrohlich, alles zum Ersticken nah, zu laut und gleichzeitig hinter einer schlierigen Milchglasscheibe. Von außen ist an diesen Situationen nichts Besonderes zu …