Blogbuster, Kultur
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Blogbuster: Den Hut nehmen und gehen.

Zum zweiten Mal findet der Blogbuster-Wettbewerb statt. Von BloggerInnen initiiert, dient er dazu, konventionelle Strukturen im Literaturbetrieb aufzubrechen und Manuskripte aufzuspüren, die unter den üblichen Umständen durchs Raster fielen. Das lief im letzten Jahr recht erfolgreich in Kooperation mit dem Tropen Verlag. Als Siegermanuskript konnte sich Torsten Seiferts Roman Wer ist B. Traven? durchsetzen, der bislang von der klassischen Literaturkritik bedauerlich weit links liegen gelassen wurde. (Warum eigentlich?) Und in diesem Jahr? Nehme ich meinen Hut.

Es kann gut sein, dass ich gescheitert bin. Sehr wahrscheinlich sogar. Aus dem diesjährigen Blogbuster-Rennen muss ich vorzeitig ausscheiden, ohne die Ziellinie überquert zu haben. Woran liegt das? Ist wirklich alles so schlecht? Mich persönlich haben neun Manuskripte erreicht, schon quantitativ ein großer Unterschied zu den über vierzig im letzten Jahr. Manche davon wirklich nicht in einem präsentablen Zustand, andere vielversprechend und mit wirklich guten Ansätzen. Ein Manuskript habe ich vollständig angefordert und gelesen, dachte, das könnte es werden, aber es verlor mich dann im letzten Drittel. Wie bereits im letzten Jahr haben wir Teilnehmenden uns für einen Pool entschieden, in den man Manuskripte legen kann, die einem selbst zwar nicht gänzlich zusagen, die man aber für ambitioniert und spannend genug hält, um sie mit den anderen BloggerInnen zu teilen. Drei meiner erhaltenen Manuskripte habe ich vertrauensvoll in diesen Pool gelegt, bevor ich selbst ein paar Bahnen in ihm zog.

Viele Ideen sind wirklich gut, geistreich, witzig, originell. Auf viele Ideen wäre ich gern selbst gekommen. Wo das so ist, scheitert es häufig an der Sprache. Mal ist sie zu manieriert, mal zu platt. Zu oft stolpere ich über Klischees und Allgemeinplätze, über ellenlange Beschreibungen, die zu nichts führen, über schiefe Sprachbilder, schalen Humor. Das kann immer passieren. Jedem. Allerdings ist die Häufung entscheidend, auch angesichts der Tatsache, dass die Zeit für das Lektorat begrenzt ist. Es gehört zu meinen Aufgaben als Teil des Auswahlgremiums, auch abzuschätzen, ob die Abeit am Text noch geleistet werden kann. In diesem Jahr wid Kein & Aber Partnerverlag des Blogbuster-Wettbewerbs sein. Auch diesmal soll der Gewinnertext zur Frankfurter Buchmesse veröffentlicht werden. Viel Zeit, ausführlich an den Texten zu feilen, die im Rohzustand befindlich sind, bleibt nicht, obwohl sie es ganz sicher verdient hätten, dass einer ihnen Zeit und Aufmerksamkeit widmete. Stimmte die Sprache, wies die Handlung einige Unebenheiten auf. Ab und an scheiterte es dann auch an der Form des Textes.

Um also meine flapsig in den Blograum geworfene Eingangsfrage selbst zu beantworten: Nein, es war und ist nicht alles so schlecht. Nichtsdestotrotz habe ich nach über dreißig Leseproben den Funken vergeblich gesucht. Den, der mich wirklich begeistert. Die Nadel im Heuhafen, das Besondere. Nun könnte man zu Recht fragen, ob meine Ansprüche womöglich zu hoch waren. Oder ob es denn immer gleich reine Euphorie sein muss? Angesichts der Tatsache, dass ich für den Text einstehen und werben muss, empfinde ich es sowohl dem Wettbewerb als auch den AutorInnen gegenüber nur fair, allein mit dem Manuskript ins Scheinwerferlicht zu treten, das mich wirklich überzeugt. Nicht nur so halbherzig und mit vielen Abstrichen und drölfzig zugedrückten Augen, sondern ganz und gar. Ich habe diesen Text in diesem Jahr nicht gefunden. Das tut mir leid. Für die, die sich etwas erhofft haben. Für den Wettbewerb ganz insgesamt, für den ich gern samt meines Lieblingsmanuskripts in den Kampf gezogen wäre.

Es hat nicht sollen sein. Ich nehme meinen Hut.

Foto: Stocksnap.io

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