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Das holt mich nicht ab.

Vor einiger Zeit habe ich auf dem frisch gelaunchten Blog des Internationalen Literaturpreises den Beitrag Bücher, an denen wir gescheitert sind entdeckt und dachte, ich könnte ein Format wie dieses auch hier auf dem Blog einführen. Welche Lektüre hat mich gebrochen, gelangweilt, befremdet, verwirrt? Weshalb nicht auch das eigene Scheitern thematisieren? Natürlich absichtlich vollkommen subjektiv.

Gudrun Büchler – Koryphäen

Ja, dieser Roman ist thematisch voll am rasenden Puls der Zeit, topaktuell, er bringt eine gewisse »Dringlichkeit« mit, die man immer gern von Manuskripten fordert. Mit seiner Entkörperlichungsthematik, den entscheidenden Algorithmen, mit Überwachung, Entgrenzung, einem zeit- und raumunabhängigen Bewusstsein und einer Firma, die mit »Wahrnehmungsvernetzung« und Daten von Menschen auf der ganzen Welt irgendwie Geld macht – hoch-bri-sant! Auf einer Insel lebt außerdem ein einsamer Mann, der seine Zimmerpflanze verkabelt und ihre Reaktionen aufzeichnet, um daraus irgendwas Bedeutsames zu schließen. Viel Technik, viel Unerklärliches wie das körperlose Schweben in der Schwerelosigkeit, leider auch viel Langeweile. Vermutlich sollte ich verstört sein, aber bin es nicht. Es mag nicht an Gudrun Büchlers Text liegen, sondern an meinem marginal ausgeprägten Technikverständnis, dass mir allein Vorstellung und Verständnis der beschriebenen Bewusstseinslagen und Techniken schon nicht möglich ist. Aber ich verliere nach rund 60 Seiten die Lust, mich in dieses gehoben dystopische Szenario hineinzudenken. Nichts daran hält mich zwischen den Seiten.

Jess Kidd – Der Freund der Toten

Dieses Buch war nichts weiter als ein riesiges Ärgernis. Das liegt an vielerlei. Der irgendwie überraschend lasch erzählten Story, der Stimmung, die sich nicht zwischen Spannung und Klamauk entscheiden kann, dem Mahoney-Charakter, den man lieber zwei Minuten in einem Marlboro-Werbespot gesehen hätte als über 380 Seiten in einem Buch und dem Übersinnlichen, das als deus ex machina für eine Szene oft nicht mehr tut als sie zu dekorieren. Am schlimmsten aber ist die verunglückte Sprache, sind die vollkommen windschiefen Bilder, die Logikfehler. Da wird eine Frau auf einer Seite noch als zweitschlauste Klatschbase des Dorfs bezeichnet, um zwei Seiten später ein »stilles Wasser« zu sein. Herzen schlagen »im Takt mit dem Schleudergang der Waschmaschine«, Motoren schnurren »im Basston eines Kette rauchenden Tigers«. Wirklich jetzt? Ich habe die Befürchtung, vieles davon – auch die wiederkehrenden Furzwitze – spiegelt den Humor der Autorin wider, die aber irgendwie auch gern was Geheimnisvolles schreiben wollte. Deshalb muss Mahoney auch Tote sehen. Warum? Keine Ahnung; macht ihn halt irgendwie mysterious.


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F. Scott Fitzgerald – Für dich würde ich sterben

Seit Wochen steckt das Lesezeichen auf S. 269 von 399 und bewegt sich keinen Millimeter vorwärts. Ich habe mich sattgelesen an diesen Fitzgerald-Geschichten, die zu großen Teilen Auftragsarbeiten waren. Nach Der große Gatsby war klar, was man von Fitzgerald lesen wollte, weil es erfolgversprechend war: Liebesgeschichten. Es sind junge, verunsicherte, spleenige Männer und Frauen,  mal mondän und nicht immer in der gleichen Liga, die zueinanderfinden. Die aufeinander angesetzt werden. Die sich Hals über Kopf ineinander verlieben. Natürlich ist das auch charmant. Und natürlich gibt es schöne Sätze in diesem Buch (»Jungfräulich, aber bedeutungsschwanger«). Alles in allem aber langweilt es mich. Den Auftragscharakter der Geschichten kann man, trotz kleiner Spitzen und Ausfallschritte des Autors, die ihre Veröffentlichung seinerzeit verhindert haben, herausschmecken. Sie wiederholen sich in ihrer Atmosphäre, wirken bisweilen als hätte Fitzgerald eigentlich selbst wenig Lust auf sie gehabt. Man kann dieses Buch schon lesen. Aber man muss es wirklich nicht.

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