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Alfred Hayes – In Love

“Die Liebe ist ein seltsames Spiel”, sang die Amerikanerin Connie Francis 1960 und könnte damit ohne Zweifel auch das junge Paar in Alfred Hayes ursprünglich 1953 erschienenem Roman meinen. Es ist ein Hin und Her, ein Leiden miteinander und ohne einander, ein Schweigen, wo es Worte bräuchte und zuviele Worte, wo eine Geste reichte. Melancholisch, hoffnungslos und etwas tragisch.

Zuerst erschien Alfred Hayes’ Roman unter dem Titel ,Liebe lud mich ein’, was für den vielversprechenden Anfang der im Buch beschriebenen Liebesbeziehung wahrscheinlich eine schöne Überschrift ist. Ein Mann in seinen Dreißigern lernt eine junge Frau kennen, zweiundzwanzig, bereits geschieden und Mutter. Hals über Kopf ist sie ins Leben gestürzt und nun wieder allein. Eine starke Anziehungskraft führt beide zusammen, sie werden ein Paar ohne konkrete Absichten und Ziele. Sie lieben sich (glauben sie), sind glücklich (hoffen sie) und lassen den ganzen Rest einfach auf sich zukommen. Sie ist ein bisschen spleenig, sprunghaft und ängstlich und bewahrt zu ihrem Schutz einen Füller mit Tränengas in ihrer Wohnung auf, er erdet gelegentlich ihr etwas überspanntes Gemüt. Über ihre Gefühle zueinander reden sie wenig. Es sind die 50er.

Aber es gibt ein Ziel. Es muss eines geben. Wir müssen so tun, als gäbe es eines, nicht wahr, wir müssen ein Image von Zielstrebigkeit kultivieren, als hätten wir ein ganz bestimmtes Ziel, und den Eindruck vermitteln, als müssten wir eine Verabredung einhalten, als hätten wir einen Ort, wo Sie und ich erwartet werden, selbst wenn wir hier sitzen und Daiquiri trinken (…)

Sturm kommt erst auf, als ein Fremder ihr in einem Nachtclub 1000 Dollar anbietet. Für sie. Für eine Nacht mit ihr. Sie ist zunächst erschrocken, angewidert, fassungslos und lässt den Mann namens Howard abblitzen, nachdem er ihr gerade noch so seine Visitenkarte zustecken konnte. Für den Fall, dass sie sich umentscheidet. Zunächst scheint es ganz klar, dass dieses Angebot nicht nur unmoralisch, sondern unbedingt abzulehnen ist. In ihm regt sich die Eifersucht, artikulieren aber kann er sie nicht. Er lächelt nur, gibt den entspannten Liebhaber, bis sie sich tatsächlich entscheidet, mit Howard auszugehen, Howard in ihr Leben einzubinden, selbstverständlich, wie einen guten Freund. Immernoch schweigt er und die beiden scheinen zu zerbrechen an dieser kleinen, unerhörten Begebenheit.

Und noch immer trug ich dieses Lächeln, das nicht zu meinem Gesicht passte, ein Lächeln, das sich nun auf die Geflügelsalate und das geschmorte Gemüse verteilte. Uns beiden war klar, dass das Angebot, wie verlockend auch immer, undenkbar war und ihre Unbekümmertheit und Fröhlichkeit daher rührte, dass sie etwas Ungewöhnliches erlebt hatte, etwas Erstaunliches, das man schmeichelhaft und ein wenig amüsant finden konnte.

Alfred Hayes Roman ist zart und melancholisch. In seiner hoffnungslosen Vergeblichkeit so überzeugend, das man ihn lesen muss, wenn man das gelegentliche Kranken an der Welt für einen notwendigen Urlaub von alltäglichem Zweckoptimismus hält. Beide Protagonisten, namenlos wie sie sind, scheitern wie wir alle an sich selbst und aneinander. Wenn sie bloß mehr reden würden, wenn sie klarer wären in ihren Wünschen und Hoffnungen, vielleicht wäre ihnen ein besseres Ende beschieden gewesen. Diese tragische Verstrickung dieser beiden Menschen, die beinahe unauflöslich erscheint und das Ende bereits am Anfang andeutet, ist die Stärke dieses wiederentdeckten Romans. Psychologisch fein komponiert und sprachlich kunstfertig ist ,In Love’ wirklich lohnenswert!

Alfred Hayes: In Love, aus dem Englischen von Matthias Fienbork, Nagel & Kimche Verlag, 144 Seiten, 9783312006519, 16,90 €

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