Rezensionen, Romane
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James Salter – Jäger

1956 erschien ,Jäger’ zum ersten Mal und ist seit Oktober 2014 auch in deutscher Sprache zu haben. Basierend auf seinem Einsatz im Koreakrieg schrieb James Salter einen Roman voller Rivalität, Kampfgeist und Aufopferung für die Truppe von Kampffliegern, die einem feindlichen Phantom und dem eigenen Heldentum hinterherjagen. 1958 verfilmt kennt man die Geschichte unter den Titeln ,Kampfflieger‘ oder ,Kampfgeschwader Kobra’.

James Salter flog mehr als hundert Einsätze als Kampfpilot in Korea. Basierend auf diesen Erfahrungen schrieb er seinen ersten Roman, bevor er seinen Dienst quittierte und sich gänzlich dem Schreiben zuwandte. Cleve Connell ist im Roman ein erfahrener und dekorierter Flieger als er in Korea eintrifft. Er wird als Schwarmführer eingesetzt und befehligt eine kleine Gruppe von Männern, mit denen er regelmäßig auf die Jagd geht. Die Jagd nach feindlichen MiGs, deren Abschuss den Fliegern große Anerkennung und Bewunderung einbringt. Fünf MiGs abgeschossen zu haben, bedeutet ein Ass zu sein, ein Fliegerass, ein Bewunderter unter vielen, die dasselbe wollen. Und während einige sich wagemutig zum Helden aufschwingen, gelingt Cleve Connell einfach kein Abschuss.

Es war eine fremde Erde, dieses Japan, und ein strahlender, ominöser Himmel bedeckte sie. Er fühlte sich, als schritte er durch ein Kapitel der Geschichte. Es war ein beunruhigendes Gefühl, als bewegte er sich durch einen Schicksalsstrom, für sich allein, so allein wie ein Sterbender.

Die Tage auf der Basis sind organisiert und gleichförmig, bis ein junger Mann namens Pell auf der Basis ankommt. Er ist jung, drahtig und vollkommen von sich selbst eingenommen. Als er beginnt, sich in halsbrecherischen Manövern zu einem Spitzenflieger zu entwickeln, entbrennt nicht nur ein Konkurrenzkampf zwischen ihm und seinem Schwarmführer Cleve Connell – in Connell selbst wächst mit jedem Misserfolg der Zweifel an sich. James Salters Erstlingswerk ist nicht nur ein Roman über das Töten im anonymen Luftraum, er setzt auch das ausweglose Streben nach Heldenmut und Aufopferung psychologisch beeindruckend in Szene. Hier geht es viel weniger um die Gräuel des Krieges, hier geht es um Selbstaufwertung und Selbstaufgabe zugunsten der höheren Sache. Aber was bedeutet das für ein Leben außerhalb des Krieges?

Es tat so gut, festen Boden unter den Füßen zu haben, sicher auf der Erde zu sein. Seine sterblichen Knie hatten wieder einen festen Stand, aber er schämte sich deswegen. Er hätte es vorgezogen, weniger dankbar zu sein, sich unwohl zu fühlen, sich nach dem Kampf zurückzusehnen. Aber er tat es nicht.

Vieles, was man von James Salters Romanen kennt, seine Präzision und seine klare Erzählweise, sind auch schon in ,Jäger’ erkennbar. Nur sehr wenige Kampfpiloten zweifeln an ihrer Berufung, zweifeln am Konzept des heroischen Kampfes und es ist vermutlich ungewiss, inwieweit James Salter das jemals in Frage gestellt hat. Im Vorwort der amerikanischen Ausgabe jedenfalls schreibt Salter, er fühle noch immer Stolz, damals mitgeflogen zu sein. Sein Roman ist packend und fein komponiert und gibt Einblick in die Gefühlswelt derer, für die das Töten, um unversehrt zu bleiben, ein mechanischer Akt werden muss. Das sollte man gelegentlich mitdenken, wenn man ihn liest. ,Jäger’ fordert und überrascht positiv, – nachdem ,Alles, was ist‘ nicht so sehr meine Kragenweite war.

Und Cleve war im einsamen Frieden mit sich selbst. Er hatte das Gefühl, er hätte endlich aus der Jugend zu einer Reife gefunden, in der er nüchtern feststellte, welchen Preis man zahlen musste, um an den Idealen festzuhalten, die einst so strahlend und verführerisch schienen. Der Preis war hoch. Doch trotz allem, was sie ihn gekostet hatten, hielt er grimmig an ihnen fest.

James Salter: Jäger, aus dem Englischen von Beatrice Howeg, Berlin Verlag, 302 Seiten, 9783827012357, 19,99 €

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