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Tausend Tode schreiben: Ein Projekt

Tausend Texte über den Tod? Das Projekt des Frohmann Verlags nähert sich dem menschlichen Ableben auf sehr vielfältige und berührende Weise: In tausend subjektiven Ansichten, Erfahrungen, Erlebnissen, Gedanken und Gefühlen zu einem so ungeliebten wie unausweichlichen Thema.

Der Tod ist unbegreiflich. Nichtsdestotrotz haben Menschen schon immer versucht, ihn für sich selbst, durch Kunst oder Religion, zu verstehen. Ihm Worte und Bilder zuzuordnen, die ausdrücken, was man in seiner Gegenwart empfindet, was die durch ihn entstandenen Verluste und Schmerzen bedeuten. Das ,Tausend Tode schreiben’-Projekt des Frohmann Verlags will sich dem Tod auf eine besondere Weise nähern: Tausend subjektive Ansichten, von ganz persönlichen und autobiographischen Erlebnissen über literarisierte Fiktion, von Prosa über Lyrik, – und nur eine Frage: Was bedeutet der Tod und wie gehen wir mit ihm um? Mit dem Tod anderer wie mit unserem eigenen. Ganz individuell und gesellschaftlich. Versammelt sind in diesem ersten Teil 135 Texte, nicht nur von Autoren und Literaturschaffenden, sondern schlichtweg von allen, die sich mit einer textlichen Verarbeitung des Themas befasst haben. Mit dabei sind u.a. Frédéric Valin (dessen Text über die “Verwirtschaftlichung” des Todes mir sehr gefallen hat!), Stefan Mensch, Jannis Plastargias, Tilman Winterling, Zoé Beck, Johanna Feil (@spaetabends), Isabel Bogdan, Laura Sonnefeld (@frausonnefeld), Daniela Seel und viele andere.

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Was im ersten Augenblick wie eine zutiefst morbide Lektüre klingt (und es vielleicht stellenweise auch ist!), ist ein fesselndes und berührendes Kaleidoskop menschlicher Erfahrungen. Es hilft. Es verbindet. Es provoziert Gedanken über eigene Erfahrungen, Dankbarkeit, manchen beschriebenen bisher entronnen zu sein, Verbundenheit bei denen, die sich ähneln. Mit dem Tod wird sich in der Regel heute ausschließlich in Form von Fernsehkrimis oder spannungsgeladenen Bestsellern auseinandergesetzt. Der Tod ist weit weg, unterhaltsam, fiktiv, er geschieht anderen und selbst das nicht wirklich. Tritt er doch in die eigene Atmosphäre ein, in den Dunstkreis unseres gut funktionierenden Alltags sind wir erschüttert, erschrocken, ungläubig und sprachlos. Sprachlos aber muss nicht wortlos bedeuten – das beweisen alle diese Texte auf eindrückliche Weise. Ob es die richtigen Worte sind? Das ist eigentlich gleichgültig. Diese Lektüre ist nicht nur emotional bereichernd auf jeweils ganz unterschiedliche Weise, je nach Stillage eines Textes, – mit dem Erwerb des E-Books für 4,99 € wird das Kinderhospiz Sonnenhof in Berlin-Pankow unterstützt. Ein wunderbares, digitales Projekt, das Unterstützung und Verbreitung verdient!

Wer selbst noch einen Text zu den weiteren Teilen beisteuern möchte, schickt ihn an verlag@cfrohmann.com.

(Hrg) Christiane Frohmann – Tausend Tode schreiben, Frohmann Verlag, 150 Seiten, EPUB, 9783944195551, 4,99 €

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