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Agatha Christie – Mord im Orientexpress

9783596174225

Agatha Christie (1890-1976, gebürtig Agatha Mary Clarissa Miller) war eine britische Schriftstellerin. Sie gilt wahrscheinlich als die Queen Of Crime, ihre berühmtesten Schöpfungen sind der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot und die etwas ältliche, aber blitzgescheite Miss Marple. Viele ihrer Kriminalgeschichten wurden verfilmt, u.a. mit Peter Ustinov als Hercule Poirot und Margarete Rutherford als Miss Marple. Das hier zu besprechende Werk gilt als eines ihrer bekanntesten.

Mord im Orientexpress (in der deutschen Erstausgabe von 1934 hieß das Buch noch Die Frau im Kimono) ist ein Fall Hercule Poirots. Der möchte sich nach Beendigung eines Falles eigentlich noch ein wenig im verschneiten Istanbul umsehen, doch dann wird er plötzlich und unerwartet zurück nach London beordert. Um möglichst schnell voranzukommen, entscheidet er sich für das Reisen im Orientexpress, doch der Kurswagen Istanbul-Calais ist – und das ist sehr ungewöhnlich – nahezu bis auf den letzten Platz belegt. Nur durch die Hilfe eines befreundeten Schlafwagenschaffners ergattert Poirot noch einen Platz im Zug.

“Ach”, seufzte er,”hätte ich nur Balzacs Feder, wie gern würde ich diese Szene beschreiben.” Er zeigte in die Runde. “Keine schlechte Idee”, sagte Poirot. – “Ah, Sie finden das auch? Das hat noch niemand gemacht, glaube ich. Und doch, mein Freund – es bietet sich als Romanstoff doch geradezu an. Um uns herum sitzen Menschen aller Schichten, aller Nationalitäten, jeden Alters. Für drei Tage bilden diese Menschen, lauter Fremde füreinander, eine Gemeinschaft. Sie schlafen und essen unter einem Dach, sie können sich nicht aus dem Weg gehen. Und nach den drei Tagen trennen sie sich wieder, jeder geht seine eigenen Wege, und sie werden sich vielleicht nie wieder sehen.”

Kurz nach der Abfahrt aus Vinkovci, mitten in der Nacht, bleibt der Orientexpress in einer Schneewehe stecken. Für alle Fahrgäste geht es weder vor noch zurück – und dann geschieht auch noch ein Mord! Ein Mord ausgerechnet an dem Fahrgast, den zuvor schon alle mit kritischen Blicken beäugten, an dem Fahrgast, der Hercule Poirot um Schutz bat, weil er um die Bedrohung wusste, der er ausgesetzt war. Das ist eigentlich ein klassisches Setting für einen Agatha-Christie-Krimi. Mehrere Menschen treffen an einem Ort zusammen und werden durch äußere Umstände von der Außenwelt abgeschirmt, dann geschieht ein Mord. Und sofort werden sich alle Anwesenden bewusst: Der Mörder ist unter ihnen.

Auf das Verbrechen folgt die strukturierte und deduktive Aufklärung Hercule Poirots. Jeder Fahrgast wird vernommen und nach seinem Aufenthaltsort zur vermuteten Tatzeit befragt. Erst nach und nach werden Ungereimtheiten in den Aussagen aufgedeckt und wir erfahren, dass nichts in diesem Zug so ist wie es anfangs schien. Alle Fahrgäste haben Verbindungen zu einem tragischen Entführungsfall in Amerika, der für große Schlagzeilen sorgte, weil er beinahe die ganze Familie auslöschte. Nicht nur zufällig treffen sich diese zwölf Menschen im Orientexpress.

Filmplakat

Filmplakat

Für Freunde des eher sensationslüsternen Thrillers mit spektakulären psychischen Verwicklungen  und Perversitäten dürfte Agatha Christie wohl eher nichts sein. Aber Leser, die es mögen, die Ermittlungsarbeit Schritt für Schritt mitzuverfolgen, mitzudenken, werden Freude an der Lektüre haben! Nicht nur die Verbrechensaufklärung macht Spaß, nein, es sind auch die gut ausgestalteten Charaktere und der bisweilen trockene Humor, der durch das distinguierte Wesen Poirots hindurchschimmert. 1974 wurde der Roman verfilmt, mit Albert Finney als Hercule Poirot, außerdem mit Anthony Perkins, Sean Connery und Ingrid Bergman.

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