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Bram Stoker – Dracula

Bram Stoker (1847-1912) war ein irischer Schriftsteller, dessen bekanntestes Werk zweifelsohne das obige ist. Stoker war bis zu seinem siebten Lebensjahr schwer krank und ans Bett gefesselt, was laut einiger Biographen großen Einfluss auf sein Werk gehabt haben soll. Stoker studierte Geschichte, Literatur, Mathematik und Physik und wurde anschließend Verwaltungsbeamter der Dienstaufsichtsbehörde Dublin. (nicht eben jener berufliche Werdegang, den man mit dem Hang zur Schriftstellerei assoziieren würde)

Nun aber zum Roman selbst, der wahrscheinlich längst für sich selbst stehen könnte.

Der Anwalt Jonathan Harker wird von einem gewissen Graf Dracula auf sein Schloss in Transsylvanien gebeten, da dieser beabsichtigt, ein Anwesen in London zu erwerben und sich dafür rechtlichen Beistand wünscht. Schon auf seiner Reise begegnet Harker mehreren Einwohnern, die sich bei Ewähnung seines Reiseziels bekreuzigen, ihm Rosenkränze schenken oder schauerliche Geschichten erzählen, die er für puren Aberglauben hält.

Der Graf begrüßt ihn herzlich, doch bald beginnt die Atmosphäre im Schloss immer düsterer zu werden, der Graf benimmt sich eigenartig, wirft keinen Schatten und ist in keinem Spiegel zu sehen. Mitunter sieht Harker ein merkwürdiges Wesen mit langen Krallen an der Außenwand des Schlosses hinabkrabbeln und erkennt darin irgendwann den Grafen selbst, der sich vor ihm allerdings nach wie vor sehr zivilisiert verhält.

Harker beginnt seinen Aufenthaltsort mehr wie ein Gefängnis zu empfinden, versucht mehrfach zu entkommen, wird jedoch vom Grafen immer wieder aufgehalten. Gleichzeitig führt Stoker die Geschichte von Harkers Partnerin Mina und deren Freundin Lucy Westenraa fort, die nach wiederholtem schlafwandeln plötzlich von einer seltsamen Krankheit befallen zu sein scheint. Sie wird immer blasser und schwächer und nachdem Dr. Seward, ein Freund der Familie und tätig im naheliegenden Irrenasyl, nichts mehr ausrichten kann, bittet er seinen holländischen Freund und Professor Van Helsing um Hilfe, der sich mit Phänomenen, die die Wissenschaft ablehnen und verleugnen würde, bestens auskennt.

Nachdem Jonathan Harker vor dem Grafen fliehen konnte, beginnt eine Hetzjagd auf den König der Vampire, der sich mittlerweile mitten in London befindet, bei dem Mina Harker, Lord Godalming (Mann von Lucy Westenraa), dessen Freund Quincey Morris, Dr. Seward und Van Helsing jeweils eine wichtige und bedeutende Rolle spielen.

Die Stärke von Stokers Roman liegt eindeutig erstens in der Briefform – denn sie lässt einen wesentlich tieferen Einblick in die Psyche der Charaktere zu – und zweitens die Subtilität, mit der eine gruselige Atmosphäre kreiert wird. Dracula taucht, abgesehen von den Anfangsszenen, im ganzen Buch nur sehr spärlich auf. Er ist also viel weniger eine grelle Schreckgestalt, denn sowas wie ein kalter Lufthauch, ein kaum greifbarer Schatten, der über allen Ereignissen schwebt, ohne, dass man ihn jemals zu Gesicht bekommt.

Bram Stoker: Dracula, aus dem Englischen von Heinz Widtmann, Fischer Verlag, 512 Seiten, 9783596901081, 8,00 €

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